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2077 - Die Dunkle Null

Titel: 2077 - Die Dunkle Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jaulende Strahlschüsse, heftiger Donner von Detonationen. Grau in grau war der Himmel, die von milchigem Dunst beeinträchtigte Sicht reichte nur wenige hundert Meter weit, endete häufig an steil aufragenden Felswänden. Geschichtete Gesteinsplatten schimmerten in feuchtem Schwarz, auf erkerähnlichen Halbsäulen sprossen bleiche Flechten und Moose, hingen zerfaserte Strähnen unbekannter Gewächse herab.
    Der aufgewühlte Boden war von metertiefen Kratern übersät. Zwei halb zerstörte Mauern eines Gebäuderestes wurden von hüfthohem Bodennebel umwallt, aus dem Schutthalden wie Inseln emporwuchsen. Dunkel klaffende Öffnungen in den Wänden erinnerten mich an leblose, anklagende Augen. Rotes und gelbes Leuchten entstand außerhalb des Tals, gefolgt von schmetternden Explosionen.
    Wania Obou flüsterte beschwörend: „Bleibt nahe bei uns! Andernfalls werdet ihr automatisch in eure Welt zurückstürzen, ohne daß wir kontrollieren können, an Welchem Ort dies geschieht.
    Denn in den Anderwelten und in eurer Welt herrschen unterschiedliche Gesetze. Ein Schritt hier kann durchaus sehr viel mehr, gar viele Tagesreisen anderswo, bedeuten - und umgekehrt."
    Im Gänsemarsch umrundeten wir Krater, kletterten über zerbröckelnde Betonplatten, aus denen skurril verdrehtes und angerostetes Armierungsmetall ragte. Vorbei dann an einem halb zusammengesunkenen Strebengestell, das mich zunächst an das Skelett einen Riesensauriers erinnerte und erst auf den zweiten, oder dritten Blick als eine Art Flugzeug zu erkennen war.
    Über den Himmel donnerten plötzlich Körper, nach denen grelle Scheinwerfersäulen fingerten und krachende Garben von Leuchtspurgeschossen hinaufrasten.
    Blubbernde Tümpel waren von Regenbogenschlieren bedeckt, aus schlammigen Abschnitten erhoben sich knorrige Bäume mit kahlem Geäst. Und weitere Ruinen, zerschossen, ausgebrannt, von Bomben getroffen. „Wahnsinn - wo sind wir?" flüsterte Dao. „Keine Ahnung", antwortete ich. „Es kann die reale Welt eines anderen Universums ebenso sein wie der eigentlich unwahrscheinliche Ausdruck einer pararealen Wirklichkeit ..."
    „... was vielleicht auch für die Favvinta selbst gilt!" ergänzte Icho. „Seht ihr diese fahlen Aureolen, die ihre Körper vereinzelt umgeben? Für Sekundenbruchteile werden manchmal auch die Körper selbst transparent."
    Abermals dröhnten Explosionen, geisterte Wetterleuchten über den Talbegrenzungen. Der Bodennebel mischte sich mit diesigen Wogen, die von dort oben die Steilwände herabkrochen, als handele es sich um zähen Sirup. Unter unseren Füßen schmauchte der Morast; wiederholt glitt einer von uns aus, hielt mühsam das Gleichgewicht. ,Nur die Pavianähnlichen schienen von alldem unberührt. Ihre Körper tänzelten geschickt voran, als gehörten - sie gar nicht zu dieser Welt, sei sie nun real oder „nur" eine parareale Wirklichkeit. Kein Spritzer befleckte ihr Fell, und dann sah ich ebenfalls die von Icho erwähnten Areolen, sphärische Gebilde eines kaum wahmehmbaren Flackerns, das sogar auf die Körper selbst übergriff und sie für Momente „ausblendete", aber augenblicklich wieder real werden ließ.
    Nach weniger als einer Stunde Marsch erreichten wir den Rand des Tals. Ehe wir einen Blick auf die Kampfhandlungen er haschen konnten, stellten die Favvinta erneut Körperkontakt her und nahmen einen weiteren „Teleportersprung" vor.
     
    *
     
    Die zweite Station unserer Reise durch die Anderwelten schien die Oberfläche einer riesigen Raumstation zu sein: Kilometerweit dehnte sich eine Metallebene nach allen Seiten, eine Horizontkrümmung gab es nicht. An übereinandergestapelte Teller erinnernde Türme begrenzten die Ebene, von der vereinzelt Kuppeln aufragten.
    Der „Himmel" war links das nur von wenigen Sternen besetzte Schwarz des Alls. Rechts dagegen breitete sich die Struktur eines planetarischen Nebels aus: Der grelle Stern im Zentrum wirkte winzig, um so größer die grob hantelförmig erscheinenden Ausläufer der von der Explosion fortgetragenen Plasmawolken. Mehrere Ringe in Blutrot und Orange waren zu erkennen. Dazwischen erstreckten sich Fasern und Filamente und ganz am Rand Ausleger, die über verschiedene Nuancen von Braun abdunkelten.
    Einzelne Fetzen, die lange Schweife nachzogen, mußten größer als ein Planet sein. Hinzu kamen dunstige Staubansammlungen, selbstleuchtende oder angestrahlte Wolken und Bereiche, die das Licht vollständig schluckten. Direkt vor uns konzentrierten sich Sterne zu

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