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2077 - Die Dunkle Null

Titel: 2077 - Die Dunkle Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Chancen, die Dunkle Null zu erreichen, realistischerweise als nicht sonderlich groß ein.
    Dennoch sind wir nicht hierhergekommen, um unverrichteter Dinge wieder abzufliegen."
    Der Haluter antwortete etwas Unverständliches. Auch pfeifender Wind und mein hämmernder Puls überlagerten die Worte. Knietief versanken meine Waden in feinkörnigem Sand. Wir kämpften uns den Hang einer Düne hinauf; die Abbruchkante kam schneller als gedacht aneinandergeleint purzelten wir in die Tiefe, hatten kaum die Kraft, uns abzufangen. Ein düsteres, vierarmiges Ungeheuer raste vorüber, stieß ohrenbetäubendes Gebrüll aus, stoppte schlitternd, drehte sich um und näherte sich mit hängenden Schultern.
    Unsere kleine Karawane zog weiter, erfolglos; nach einem halben Tag im Sandsturm hatten wir die Dunkle Null noch immer nicht erreicht. Meine Muskeln glühten, von den Fußsohlen und Fersen strahlten Schmerzen aus, als hätten sie sich in zerfetztes Fleisch verwandelt. Nur für Minuten hatte ich zwischendurch einen. klaren Gedanken, die restliche Zeit war ein roboterhaftes Weiterstolpern, wiederholt von Trugbildern unterbrochen, so daß ich nicht länger wußte, was real und was Teil der, Desorientierung war. Desorientierung - hah! Eine private Hölle entfaltete sich; Innen- und Außenwelt verschmolzen auf abstruse Weise, die Chimären des Unbewußten gewannen scheinbar greifbare Gestalt.
    Was ist wirklich, was nicht? Keuchender Atem. Heftig pochender Zellaktivator. Das Ding half mir ohne Zweifel mit all seiner Kraft, Gleiches galt für die anderen Aktivatorträger. Mondra, Trim und Startac dagegen wurden inzwischen meist von Icho an den Leinen mitgeschleift. Aber selbst der robuste Haluter wankte, mußte sich auf den vier Armen abstützen, verharrte mitunter mit stahlhart verfestigter Gestalt.
    Die Schwerkraft Clurmertakhs, mit 1,2 Gravos nicht viel höher als die Terras, lastete mit der Zeit immer stärker auf uns. Jedes zusätzliche Gramm, das meine gepeinigten Muskeln zu schleppen hatten, entlockte mir Stöhnen und Ächzen. Ein verrückter Gedanke schoß mir durch den Kopf: Mit dem Kantormobil wäre ich nicht weit gekommen ...
    Ich stolperte. über einen Stein - nur die sich straffende Leine verhinderte, daß ich kraftlos zu Boden fiel. Staub stob auf, bedeckte als feiner Puder den Anzug und den Helm, obwohl dessen schmutzabweisende Aufladung und Oberflächenbeschichtung solches eigentlich verhindern sollte. Irgendwo knatterten unvermittelt Blitzentladungen, gefolgt von donnerndem Krachen.
    Ein merkwürdiges Leuchten huschte durch den Dunst.
    Weiter, weiter, weiter! trieb ich mich lautlos an, biß mir die Lippen wund und knirschte mit den, Zähnen. Meine Augen brannten und tränten. Dann gieriges Saugen am Trinkhalm und ein deftiger Fluch, weil ich unter dem Gewicht von Anzug und Gepäck zusammenzubrechen drohte. Nein, nein und nochmals nein! Ich schaffe es, ich halte durch! Myles Kantor zeigt, was er kann. Er ist nicht blaß!
     
    *
     
    Und abermals ein Schub der totalen Desorientierung, von Trugbildern und Halluzinationen: Zwischen dornigem Gebüsch, von Ölbäumen und Pinien überschattet, erhob sich plötzlich von kalkiger Klippe ein Ruinenfeld über einem versandeten Fluß. Reihen kannelierter Säulen, teilweise abgebrochen, stützten mit dorischen Kapitellen nur noch Reste von Architravbalken, Giebelsimsen und Dach. Die Mauern des inneren Tempelbereichs waren eingestürzt, Säulenbruchstücke lagen verstreut, Schutt stapelte sich an manchen Stellen meterhoch. Das zentrale Standbild aus Bronze zeigte den dreizackbewaffneten Poseidon, der ein Vierergespann feuriger Rosse lenkte.
    Ich legte den Kopf in den Nacken: Poseidon war mindestens fünf Meter groß, der Vollbart halb über die Schulter geweht und das grimmige Gesicht einem fernen Ziel zugewandt, auf das auch der Dreizack wies - die riesige Wölbung der Dunklen Null! Als Knistern erklang, wich ich unwillkürlich zurück. Ich fing zu laufen an, doch der sich vor mir erstreckende, matt beleuchtete Gang schien mit jedem Schritt länger zu werden, verzerrte sich zum unendlichen Tunnel. Panik erfaßte mich, meine Schritte hallten laut, das Herz hämmerte schmerzhaft.
    Molkiges Rotlicht schien aus den Wänden zu sickern, je weiter ich lief. Etwas zerrte an mir, ich glaubte, in mindestens vier verschiedene Richtungen auseinandergerissen zu werden.
    Ultrablaue Helligkeit blendete mich, ich stolperte - und ...
    Schlagartig, mit der Wucht einer Explosion überfielen mich

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