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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Quiektöne über, als das Tier zusammenbrach und, auf dem Rücken liegend, wild um sich schnappte. Die Ratzen ließen es nicht mehr los. Fast eine Viertelstunde dauerte der Todeskampf der Hyeena. Als sie starb, war Wallabi längst in Ohnmacht gefallen.
    Tassa machte es nicht das Geringste aus, seine Geliebte mit dem Messer zu töten. Er tat es unter den Anfeuerungsrufen der anderen.
    (Ich habe gewonnen), sagte Mul’hal’waak. (Mir war gleich klar, dass die Hyeena nicht gegen eine ganze Gruppe Raat’sen bestehen kann. Schon ein einzelner dieser Sekundärrassenvertreter ist sehr viel intelligenter als sie.)
    (Ja. Du solltest allerdings in Zukunft nicht mehr ohne Not Primärrassenvertreter unserer Gruppe opfern, Mul’hal’waak. So viele gibt es nicht mehr.) (Ich wollte die Emotion studieren, wenn sie wissentlich kurz vor der Eliminierung sind. Sie nennen es Todesangst), verteidigte sich Mul’hal’waak.
    (Hast du neue Erkenntnisse gewonnen?) (Nein. Es ist unlogisch. Jeder Primärrassenvertreter weiß, dass er sterben muss. Trotzdem können sie eine zeitliche Vorverlegung des Ereignisses einfach nicht hinnehmen. Ihr ohnehin emotionsüberladener Verstand verwirrt sich dann vollkommen. Dabei müssten sie doch versuchen, den Übergang in eine neue Daseinsform bewusst zu erleben, schließlich ist er nicht wiederholbar.)
    ***
    Nördliches Afrika, 2020 – 2200
    Einhundertachtzig Jahre waren seither ins Land gegangen. Die weltweite Eiszeit hielt auch den Schwarzen Kontinent im eisernen Griff. Vom Clan des Gottes Hausakoy hatten nur die Zähesten und Widerstandsfähigsten überlebt. Die neue Generation lebte ganz gut mit dem Klima, an das sie sich körperlich angepasst hatte.
    Momentan bestand der Clan aus vierundachtzig Männern, dreiundfünfzig Frauen und siebzehn Kindern aller Altersstufen. In dicke Felle gehüllt, gingen sie neben großen Schlitten her, die von je zwei Frekkeuschern gezogen wurden. Die mutierten, vier Meter langen Heuschrecken mit dem feinen grünen Pelz hatten sich ebenfalls erstaunlich gut an den Klimawandel angepasst.
    Die Menschen kämpften sich in weit auseinander gezogener Formation durch das Schneetreiben und den pfeifenden, eisigen Wind. Viele hatten keinen Sichtkontakt zum Nachbarn und stierten nur noch vor sich hin. Häuptling Oliseh schaffte es nicht, für die elementarsten Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen. Dazu gehörte, dass der Clan dicht zusammen blieb.
    Der Clan, dem sich immer wieder andere Wanderer angeschlossen hatten, marschierte auf eine mächtige Felsformation zu. Dort hoffte man Unterschlupf für ein paar Tage zu finden.
    »Alle ma her zu mir!«, brüllte Oliseh, dessen brustlanger Vollbart zu zwei Zöpfen geflochten war. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis alle versammelt waren. »Nächstes Mal muss des schneller gehen«, beschwerte sich Oliseh und hob den Speer. »Da oben inne Felsen sin tatsächlich Höhlen. Da geh’n mer rein. Aber zuerst schaut sich ‘n Erkundungstrupp da mal um.«
    Er bestimmte drei Männer für diese Aufgabe.
    Mit vorgehaltenen Waffen drangen sie vorsichtig in das Dunkel ein, das sich hinter dem Höhleneingang staute. Fackeln hatten sie nicht. Dafür aber Angst vor der Dunkelheit, weil böse Geister und Dämonen darin hausten. Mit klopfenden Herzen drangen sie ein ganzes Stück in die dichter werdende Finsternis vor. Dabei sahen sie sich immer wieder ängstlich um. Noch erkannten ihre ans Dämmerlicht gewöhnten Augen jede Kontur.
    Die Höhle war sehr geräumig und hoch. Sie schien Zugänge zu anderen Höhlen zu haben. Ein schmaler Gang, den kaum ein Mensch passieren konnte, führte weiter in die Tiefe des Berges. Doch schon ein ganzes Stück davor verließ die drei der Mut. »Da hinten is nix. Überhaupt nix. Da passt kein Mensch un auch kein Viech durch. Das seht’er doch auch so, oder?«
    »Nee, hier is keiner«, murmelten die anderen.
    »Hol’mer die anderen rein.«
    Die Schlitten wurden vor der Höhle abgestellt. Oliseh ließ zuerst ihren Gott in seinem grünen Haus und den Hilfsgeist Katehm in der Kiste in die Höhle transportieren. Immerhin war der grün leuchtende Kristall ihre einzige Lichtquelle in der Dunkelheit.
    Hinter ihrem Gott strömten die ersten Männer herein und verteilten ihre Sitzfelle an den Wänden entlang.
    Einige Frauen und Kinder folgten. Fröhliches Lärmen hallte von den Wänden wider. Mit dem Gott in ihrer Mitte fühlten sie sich halbwegs sicher.
    (Gefahr!),
    signalisierte Mul’hal’waak dem Namenlosen.
    (Ich erkenne

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