208 - Nach der Eiszeit
erste Neugeborene seit Langem. Das Entsetzen war groß, als ein Baby zur Welt kam, dessen Arme aus den Schläfen wuchsen. Es war nicht lebensfähig und verstarb nach wenigen Minuten. Auch Daka überlebte die Geburt nicht.
Über ein Jahr ging ins Land. Der Clan, der sich an die immerwährende Kälte gewöhnt hatte, richtete sich für einige Tage in den zum Teil erhaltenen Gebäuden einer ehemaligen Oase ein. Hier gab es Wasser unter einer dicken Eisschicht. In einem ehemaligen Hotel fanden sie zahlreiche Büchsenvorräte.
»‘n Wunder, dass das nich schon andere vor uns gefunden ham«, sagte Wallabi, die junge, hübsche Dogon, die sich neuerdings auffällig für Sorko interessierte. Sie nutzte die Enge der Vorratskammer mit den umgefallenen Regalen und drückte sich fest an ihn.
Sorko merkte durch die dicke Kleidung hindurch, dass sie sich kurz an ihm rieb.
Es durchzuckte ihn heiß. Er spürte, wie es sich in seinen Lenden zu regen begann. Unter normalen Umständen hätte er Wallabi einfach auf den Boden geworfen und bestiegen. Aber er musste vorsichtig sein.
Äußerst vorsichtig sogar. Abomy, der Turek, hatte ebenfalls ein Auge auf sie geworfen. Und Abomy konnte äußerst gefährlich werden, wenn ihm jemand in die Quere kam.
Sorko wusste, dass er nur deswegen noch Anführer war, weil Gott Hausakoy ihn schützte. Wenn er die Dogon nahm, überspannte er möglicherweise den Bogen.
Mit Abomy wollte er sich auf keine Auseinandersetzung einlassen.
Sorko drehte sich um. Mit einem Grunzen stieß er Wallabi von sich. »Lass das«, fuhr er sie an. Missmutig trollte sie sich. Dabei wusste sie selbst nicht, was sie eigentlich an dem alten, stinkenden Sack fand.
Wahrscheinlich war es seine Macht, die sie anzog.
Abomy, der ihr ständig zwischen die Beine fasste und alle anderen wegschubste, die das ebenfalls taten, fand sie auch nicht besser. Ja, von dem jungen, attraktiven Batusa hätte sie sich gerne besteigen lassen. Aber der hatte im Clan nichts zu sagen. Das konnte sie nicht riskieren.
Als Sorko und Batusa mit umgehängten automatischen Gewehren die nahen Felsen erkundeten, sahen sie sich unverhofft Abomy gegenüber. Der Tuareg war ganz in Schwarz gekleidet, ein Turban verdeckte sein Gesicht. Nur die Augen funkelten aus einem schmalen Schlitz. Abomy entsicherte sein Gewehr und richtete es auf die beiden Männer.
»He, was soll denn des, Abomy?«, fragte Sorko. Er fühlte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog.
»Willste uns etwa über den Haufen knallen?«
»Ich hätt gute Lust dazu, ihr blöden Hunde«, gab der Tuareg böse zurück. »Die Wallabi hat mir gesagt, dass ihr beide se bestiegen und gequält habt.«
Sorko bewegte seine Hände langsam auf das Schnellfeuergewehr um seinen Hals zu.
»Nehmt eure Finger in die Luft, beide«, zischte Abomy und hob seine Waffe an. »Ich mach euch sonst alle.« Eine dicke weiße Atemfahne hüllte für einen Moment seinen Kopf ein.
Vier Arme fuhren gehorsam in die Höhe. »Hör mal, Abomy, die Wallabi lügt«, erwiderte Batusa mit zitternder Stimme. »Ich hab so was nich gemacht. Ehrenwort.«
»Und ich auch nich«, schloss sich Sorko an. »Hör mal, was müss’mer uns eigentlich streiten, die Weiber sin doch für alle da.«
Der Tuareg machte einen Schritt nach vorn. Es knirschte im Schnee. »Nich die Wallabi! Ich will se haben und keine von den anderen hässlichen Kröten!«
»Wir lassen se dir. Es gibt keine Probleme. Bloß passende Lösungen.« Daouda Sorko wusste längst nicht mehr, was dieser Spruch eigentlich bedeutete.
Abomy verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen.
»Meine Lösung is besser!« Er zog den Stecher durch und bewegte die Waffe gleichzeitig hin und her. Der Feuerstoß traf die beiden Männer in Brust und Bauch. Sie wurden nach hinten geschleudert und fielen rücklings in den Schnee. Sorko war bereits beim Aufprall tot. Batusa stöhnte noch ein paar Mal, dann war auch er für immer still.
Abomy ging zurück und rief sich zum neuen Clanführer aus. Die anderen akzeptierten es, nachdem ihr Gott Hausakoy es bestätigte. Seine erste Amtshandlung bestand darin, Wallabi zur Frau zu nehmen und sie direkt vor dem grünen Kristall zu besteigen. Das Mädchen ließ es über sich ergehen. Dabei fragte sie sich immer wieder, warum sie Abomy derartige Lügen aufgetischt hatte. Sie verstand es einfach nicht und war höchst unglücklich darüber.
(An dieses Ritual der körperlichen Fortpflanzung werde ich mich niemals gewöhnen), bemerkte
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