Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2080 - Nach Karthagos Fall

Titel: 2080 - Nach Karthagos Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
präparierte sie mit zwei Bomben. Die Syntronik meldete erste Tasterstrahlen. Sie trafen das Schelf und bewegten sich nach Südosten. Der USO-Major zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Es war zu spät. Wenn er sich jetzt von der Absturzstelle entfernte, hatten sie den Kampfanzug sofort im Visier.
     
    6.
     
    Das Volk der Terraner durfte man nicht einmal dann unterschätzen, wenn es nicht mehr existierte. Es hinterließ unter Garantie allerlei Dinge, die einer Invasionsflotte den Untergang und Tausenden Arkoniden den Tod brachten. Ihn, Mascant Kraschyn, würde ein solches Debakel die Karriere kosten. Der Ruhm, den er sich bisher erworben hatte, würde von einem Augenblick auf den anderen verblassen. Unwiderrruflich dahin, verspielt. In seinem Gesicht drückte sich finstere Entschlossenheit aus, es nicht so weit kommen zu lassen. Er ging den Dingen auf den Grund, die er als Gefahr einstufte. Eines davon trug einen Namen. NATHAN.
    In den vergangenen Jahren hatten die Geheimdienste die Geheimnisse des Mondgehirns ergründen wollen. Keiner der eingesetzten Agenten hatte es auch nur annähernd geschafft, bis in die wirklich neuralgischen Bereiche vorzustoßen. Dabei schien es nach außen hin so einfach zu sein. Das Personal der einzelnen Mondsektionen ging ein und aus, wie es ihm beliebte. Von den überall gegenwärtigen und wachsamen Anlagen NATHANS war nichts zu erkennen. Viel zu spät hatten die Agenten Arkons herausgefunden, dass es nur ganz wenige direkte Zugänge in die syntronischen Anlagen gab. Der Pendlerverkehr bei Schichtwechseln spielte sich hauptsächlich über abgeschirmte Transmitterverbindungen ab. Die Nachhausewege der meist auf Larsaf In wohnenden Angestellten ließen sich nicht ermitteln.
    In den Verwaltungsdatenbänken fehlten zudem die Hinweise, welche Techniker wo im Larsaf-System beschäftigt waren. Was zunächst eine pure Angelegenheit des Datenschutzes zu sein schien, entpuppte sich im nachhinein als Bestandteil eines strengen Systems aus Geheimhaltung und Personenschutz. Für dessen Koordination zeichnete NATHAN verantwortlich, nicht etwa der Erste Terraner, der Verteidigungsminister oder der Terranische Resident. Als zusätzliche Hürde war in den vergangenen Jahren der K-Damm hinzugekommen, mit dem die Terraner ihre wichtigste Datenbank vor einer Zerstörung durch KorraVir geschützt hatten.
    Die terranischen Amtsträger und Verantwortlichen waren nahezu komplett geflohen. NATHAN bildete die einzige noch vorhandene Instanz des LFT-Machtapparats. Seine Flucht ließ sich nicht so einfach bewerkstelligen. Durch einen Sonnentransmitter vielleicht, wie zu Zeiten der Laren-Invasion geschehen. Oder durch ein ATG-Feld, das allerdings von ein paar Zeittauchern geknackt werden konnte. Kraschyn musterte den näher rückenden Ball des Erdmondes. Rein äußerlich gab es keine Anzeichen für die Datenschätze in seinem Innern. Die Oberfläche war übersät mit Werftanlagen und Energiekuppeln, unter denen Städte in blühenden Landschaften lagen. Die Siedlungen auf Luna wirkten besser und übersichtlicher strukturiert als die Städte auf Larsaf III. Mit ihren parkähnlichen Flächen und der wissenschaftlich strengen Architektur erinnerten sie entfernt an arkonidische Landschaftsgestaltung. Der Anblick war fast dazu angetan, freundschaftliche Gefühle in Kraschyn aufkommen zu lassen. Er beherrschte sich und richtete seine hellrot glühenden Augen auf die Krater, von denen er die wichtigsten mit Namen kannte: Kopernikus, Kepler, Tycho. Dort zeigte die Ortung wahre Schachtsysteme, die in die Tiefe. des Erdtrabanten führten. Sie reichten nicht hinab bis zum Mondgehirn, aber sie brachten den Benutzer näher an NATHAN heran.
    Der Mascant warf den Kopf zurück. Das weiße Haar umwehte seinen Kopf wie ein Tuch. Die vornehme Blässe seines hageren Gesichts wirkte unmerklich dunkler. Kraschyn war sich der Wirkung der bronzenen Rüstung und des weißen Kopfes mit den hellroten Augen durchaus bewusst. Wer ihn nicht kannte und ihn zum erstenmal sah, bekam einen optischen Hauch dessen zu spüren, was den Mascant ausmachte: Gegensätzlichkeit und Unberechenbarkeit. Er wusste seine äußeren Merkmale gezielt einzusetzen und tat es auch jetzt, als er sich dem Funkoffizier des Flaggschiffes zuwandte. „Die Kommandanten sollen kommen."
    „Erhabener, sie warten bereits vor der Tür", lautete die Antwort des jungen Mannes, begleitet von einem ehrfürchtigen Senken des Kopfes. „Dann lass sie eintreten." Vier Dutzend

Weitere Kostenlose Bücher