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2080 - Nach Karthagos Fall

Titel: 2080 - Nach Karthagos Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bleiben."
    Tiff war nicht in allen Einzelheiten über SEELENQUELLS Pläne und Absichten informiert. Die Superintelligenz gab immer nur so viel von ihrem Wissen preis, wie für jede einzelne ihrer Hände unbedingt nötig war. „SEELENQUELL hat dich zu Höherem berufen, als nur eine seiner Hände zu sein", stellte Julian Tifflor fest. Ein leichter Schenkeldruck Morkheros zeigte ihm, dass dieser am See entlang wandern wollte. Sein Ziel lag auf der gegenüberliegenden Seite, wo es eine öffentliche Transport- und Kommunikationseinrichtung gab. „Zwei Artgenossen in der Fremde, das verbindet."
    Morkheros Arme schlenkerten hin und her. „Es gibt Dinge zwischen mir und meinem Meister, die du nie erfahren wirst, Tifflor. Schau da hin und dort hin!"
    Das Schlenkern der Arme wurde stärker. Aus Versehen traf eine der neunfingrigen Hände Tifflors rechtes Ohr. Es knallte, das Ohr klingelte eine Weile. „Kein Terraner und kein Arkonide auf Terra atmet, wenn ich es nicht will", fuhr Morkhero fort. „Aber keiner wird es je erfahren. Wir werden nicht öffentlich auftreten und doch ständig zugegen sein. Die Residenz ..." Morkhero Seelenquell schwieg, und Julian Tifflor umrundete mit ihm den See, ohne eine Frage zu stellen. Der junge Seelenquell lenkte ihn zu den Gleiterplätzen hinüber. Ein Roboter identifizierte sie beide und ließ sie durch die Energiesperre. Sie bestiegen einen Langstreckengleiter, mit dem sie zur Not bis nach Trokan gekommen wären. Die Maschine startete, Tiff sank in den Pilotensitz. „Rundflug über Terrania", gab er ein, weil Morkhero nichts sagte. Der Gleiter hob ab, schwebte eine Weile über dem Residenzpark und stieg dann auf eine der höheren Flugebenen auf.
    Mit Ausnahme arkonidischer Beiboote gab es keine Fahrzeuge über Terrania. Die Hauptstadt der Erde war wie ausgestorben. Tiff war sicher, dass sich der Zustand nach einigen Stunden wieder normalisierte. „Sie ist hübsch, diese Hauptstadt der Menschen", sagte Morkhero. Er ragte über die Sessellehne hinaus und genoss den Ausblick durch die Rundumsichtkanzel. „Sie ist anders als andere Metropolen."
    „Ganz anders als die Städte auf Arkon beispielsweise."
    „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Auf keinen Fall so wie Koharamyn Yaka auf Asedd." Er wechselte sprunghaft das Thema. „Kannst du dir vorstellen, dass die Stahlschildquappen meines Volkes über deine Heimatwelt ziehen?"
    „Nein", antwortete Tiff wahrheitsgemäß. Morkhero hatte ihm vor Wochen ein wenig über sein Volk erzählt und darüber, wie sein Meister ihn ausgewählt hatte. „Du hast recht, Terraner. Wir Seelenquell dulden keinen Herrscher über uns. Das unterscheidet uns von den Menschen. Ändere den Kurs. Wir fliegen nach Südosten. Ich will mir eine Residenz suchen, um die Menschen zu bezwingen."
    „Sie sind bereits bezwungen, Morkhero."
    „Nur äußerlich. In ihrem Innern sind sie noch immer Rebellen, die SEELENQUELL das Leben schwer machen wollen. Ich werde ihre Seelen bezwingen, Julian Tifflor." Tiff gab den neuen Kurs ein und richtete seine Aufmerksamkeit auf die entschwindende Stadt. Irgendwo im Norden, am Ufer des Goshun-Sees, lag ein Bungalow, der ihm gehörte. Beim Gedanken daran empfand er weder Neugier noch das Gefühl, dort zu Hause zu sein. Er gehörte jetzt SEELENQUELL. Alles andere zählte nicht. „Die Terraner werden vergessen, dass sie Menschen sind", hallte das dünne Stimmchen von der Sichtkanzel wider. „Ich mache sie zu einem Bestandteil des Göttlichen Imperiums, das SEELENQUELL gehört."
    „Und dazu benötigst du eine Residenz."„Am Ort allen Ursprungs und aller Zukunft des Seins." Was immer Morkhero damit sagen wollte, Tiff nahm es als selbstverständlich hin. „Ja", antwortete er. „Ja, natürlich."
     
    8.
     
    Sechs Hundertschaften erwarteten Kraschyn am zerschmolzenen Dach des TLD-Towers. In dem mehr als tausend Meter durchmessenden Loch schwebten vierhundert gepanzerte Katsugos. Die Abstrahlmündungen ihrer Impulskanonen zeigten in den Abgrund.
    Der Mascant trat an den ausgefransten und von Antigravprojektoren fixierten Rand des Daches und sah in die Tiefe. Lichterketten säumten den teilweise noch dampfenden Tower. Ab und zu wiesen funken sprühende Kaskaden darauf hin, dass Arbeitsroboter Metallteile beseitigten und sich Wege in die Außenbezirke des Towers bahnten. Sie suchten keine Überlebenden, denn der Tower war mit Sicherheit verlassen gewesen. Die Roboter hielten nach Datenspeichern und Indizien Ausschau, die für das weitere

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