2081 - Gruppe Sanfter Rebell
„Es tut mir leid. Du hast um eine Antwort gebeten."
Caris Mund stand immer noch offen. „All ... all die Jahre ...", stammelte sie. Er nickte. „Ich hätte längst aufgegeben, wenn da nicht manchmal... manchmal eine Veränderung gewesen wäre, die mir Hoffnung machte. Weißt du, manchmal hast du mich angesehen ... da leuchtete etwas in deinen Augen auf. Du hast auch meine Nähe gesucht, wenn du dich allein fühltest. Doch am nächsten Tag rief Kurbar an, und alles war vergessen." Cari erinnerte sich an ihr Herzklopfen, als sie glaubte, Mohamin wäre an der Tür. Im Grunde genommen war das der Auslöser ihrer Dummheit gewesen.
Sie hatte sich darüber gewundert, aber dann war alles so schnell gegangen, dass sie nicht mehr darüber nachdenken konnte. „Kann es sein ...", murmelte sie. War sie all die Jahre so verblendet gewesen und hatte nicht gemerkt, dass jemand auf sie wartete - und dass sie längst ähnlich empfand? „Es macht nichts, Cari", sagte Mohamin sanft. „Es spielt überhaupt keine Rolle. Das verdammte Schwein ist tot, und ich habe dich nicht verloren." Er schluckte. „Ich hätte ihn umgebracht, wirklich, das hätte ich." Sie schüttelte den Kopf. „Du hast nicht die Augen eines Mörders. Du bist „. du bist der wunderbarste Freund, den man sich wünschen kann, und ich ..." Sie brach in Tränen aus. „Cari, bitte", sagte er unglücklich, „das hilft uns doch nicht weiter. Nimm dich zusammen, wir müssen irgendwie über diese furchtbare Sache hinwegkommen." Sie räusperte sich und wischte die Tränen ab. „Das schaffe ich selbstverständlich", sagte sie. „Das schaffen wir beide. Wir haben zwei Wochen Terror überstanden, und das war der Höhepunkt. Aber lieber er als wir. Ich werde mich nicht davon unterkriegen lassen und du auch nicht." Sie stand auf. „Wir halten zusammen, wir müssen zusammenhalten. Roi Danton hat es uns gesagt, und ich verstehe jetzt, was er gemeint hat."
„Aber zuerst sollten wir schlafen gehen, Cari. Es war ein langer, schrecklicher Tag, und wir müssen morgen im Zapfer erscheinen."
„Vorher muss ich noch was erledigen." Cari griff nach ihrem Beutel und verschwand im Bad. Eine halbe Stunde später war sie zurück, mit pechschwarzen, nackenkurzen Haaren und schwarzen Kontaktlinsen in den Augen. „Ich will wieder Rohrbahn fahren können, ohne Gefahr zu laufen, dass ich angespuckt werde", sagte sie mit zornbebender Stimme. „Ich will nie wieder das Spielzeug eines perversen Profilneurotikers sein, der seine sexuellen Phantasien an mir auslebt! Ich will, dass man mich auf den ersten Blick als Terranerin erkennt, und dafür ist es mir egal, wie ich aussehe!"
„Du bist wunderschön", stieß Mohamin Skana hervor, „immer, Cari."Sie legte sich auf das riesige Sofa und gähnte. „Mohamin, ich muss jetzt schlafen. Bitte gib mir eine Decke!" Mohamin gehorchte; es hatte keinen Sinn, ihr einen Tausch anbieten zu wollen. Cari war sehr eigensinnig. Wenn sie sich mal entschieden hatte, blieb sie dabei. So ging er eben in sein eigenes Bett.
Mohamin war gerade eingeschlummert, als ihn ein leises Geräusch weckte. Er fuhr hoch und sah Cari im Türrahmen 'stehen, am ganzen Leib zitternd. „Ich kann nicht einschlafen", flüsterte sie. „Ich habe solche Angst." Er schlug die Decke zurück. „Komm einfach her!" Sie kroch zu ihm ins Bett, und er schloss seine Arme um sie. Sie zitterte noch eine Weile, dann war sie eingeschlafen. Ein-, zweimal schluchzte sie leise im Schlaf, wachte aber nicht auf. Mohamin lag die ganze Nacht wach ohne sich zu rühren, um ihren Schlummer nicht zu stören und sie zu bewachen.
7.
Das weiße Band
18. und 19. Februar
Als sie am Morgen in der Zapfstation eintrafen, wartete die restliche Belegschaft bereits auf Cari Kadjan und Mohamin Skana. Alle trugen weiße Bänder am rechten Arm und PsIso-Netze im Haar, Weder sprach jemand über das Vorgefallene, noch wurde Caris verändertes und ramponiertes Aussehen kommentiert. Sie nahmen die Arbeit auf, als wäre nichts geschehen. Es war fast wie in früheren Zeiten, nur dass die persönlichen Utensilien und die Tiere und Pflanzen fehlten. Nach drei Stunden kam der Anruf der Arkoniden. Cari, die natürlich sofort Netz und Armbinde abnahm, wurde angeschnauzt, weshalb sie die Abwesenheit Fengoys nicht gemeldet habe. „Weil mir bereits seine Anwesenheit nicht angekündigt wurde", entgegnete sie. „Fengoy wird in unserem Personalregister nicht geführt und war nie zu festen Zeiten
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