2083 - Brennpunkt Para-City
dessen Fassade ein auffällig schrilles Graffito mit einer Szene aus dem terranischen Alltag zeigte. Der Oxtorner warf einen Blick zum Himmel. Erste Leuchtspuren zurückkehrender Schiffe zeichneten sich ab.
Entschlossen trat der USO-Chef an die Tür und öffnete sie. Kisten fielen um, die Tifflor aufgestapelt hatte. Der Lärm verriet dem Verwundeten, dass der oder die Verfolger eingetroffen waren. Monkey rechnete schnell die Möglichkeiten durch, die Tifflor zu solchem Handeln trieben. Hatte sein Gehör gelitten? Der Ort er schlug aus. Ein Stockwerk höher aktivierte sich in diesem Augenblick das Schutzfeld Necrem. Eine solche Einladung nahm ein Kämpfer wie Monkey gern an. Nein, nicht Kämpfer, korrigierte er sich in Gedanken. Diesmal kam er als Henker und im Namen aller Milchstraßenvölker.
Die Spur führte ins Obergeschoss zu einer offenen Tür. Auf halbem Weg lag das blutverkrustete Gestell. Es sollte Schwäche suggerieren und vermutlich Mitleid erzeugen. Monkey ließ es kalt. Für solche Dinge war seine Psyche nicht empfänglich. Dies war ein Kampf auf Leben und Tod, keine Notarztübung. Sein Gegner hieß SEELENQUELL. Nur der Körper war Tifflor. Solange der Terraner den Leichnam Morkheros mit sich herumschleppte, würde sich an dieser Konstellation auch nichts ändern. Monkeys Sinne arbeiteten auf Hoch touren. Er hörte das unterdrückte, unregelmäßige Atmen Tifflors. Andere Geräusche fehlten. „Komm heraus!" knurrte Monkey. „Ergib dich, dann mache ich es kurz!" Er schnellte sich in Richtung der Tür, rollte sich kurz vorher ab und kam neben der Öffnung zu stehen. Der Anblick, der sich ihm bot, löste zwiespältige Gefühle in Monkey aus. Tifflor stand mitten in einem Zimmer, das Wie ein Waffenarsenal aussah. Der Terraner hielt sich kaum noch aufrecht. Das Necrem-Feld umgab ihn wie ein zu groß geratener Mantel, nicht mehr wie ein Ei.
Das Gesicht des Terraners war schweißüberströmt. Am Oberschenkel des rechten Beines klaffte eine noch immer blutende Wunde. Gleichzeitig sickerte aus der unbedeckten Brust ein zweites Rinnsal. Monkeys erster Schuss auf ihn hatte Morkheros Leichnam durchschlagen und war in das Fleisch zwischen Tifflors Rippen eingedrungen. Der tote Seelenquell hing schlaff am Rücken des Terraners herab. Die Widerhaken der krummen Sichelbeine hatten sich nicht aus dem menschlichen Körper gelöst.
All das nahmen die künstlichen Augen des Oxtorners im Bruchteil einer Sekunde wahr. Ebenso erkannte er den überschweren Thermostrahler, der neben Tifflor in einem Antigravfeld schwebte. Das Ding glich mehr einer Kanone als einer Handwaffe. Bei einem Volltreffer war es durchaus in der Lage, Monkey zu töten. Hand Tifflor löste die Waffe in dem Moment aus, als er den Oxtorner wahrnahm. Eine Energielohe schoss aus dem Innern Necrems nach draußen und raste auf die Tür zu. Monkey warf sich zur Seite.
Der armdicke Energiestrahl traf die Tür, zerfetzte sie und einen Teil der Wand dazu. Scharfkantige Trümmer regneten auf den Oxtorner herab. Sie schlitzten den Kampfanzug auf, glitten aber an der lederartigen Haut ab. Ein zweiter Schuss folgte und verwandelte den halben Korridor in eine glutflüssige Masse. Zu diesem Zeitpunkt lag Monkey längst in sicherer Entfernung hinter dem blutverschmierten Sattel. Der Oxtorner traf seine Entscheidung. Tifflor war trotz seiner Verletzungen extrem gefährlich. Er würde es bleiben, solange SEELENQUELL seinen Geist beherrschte. Jeder Kompromiss musste tödlich sein, für Monkey, für das Einsatzkommando, für Terra.
Der USO-Chef machte einen Satz vorwärts. Der dritte Schuss aus Tifflors Strahler zerlegte die Wand gegenüber endgültig. Ein Teil der Decke stürzte ein. Monkey duckte sich darunter weg. Er warf sich quer an der zerborstenen Öffnung vorbei und schoss. Die Kugel traf Julian Tifflor in den Bauch und warf ihn nach hinten. Die kinetische Energie des Geschosses war nicht für eine so kurze Entfernung berechnet. Korrekt wirkte sie nur auf die 500-Meter-Distanz. Monkey hörte den Schmerzensschrei des Aktivatorträgers. Noch nie hatte er einen Menschen so schreien hören. Es klang unnatürlich. Ein Poltern wies darauf hin, dass der Terraner stürzte.
Erneut tauchte der Oxtorner unter der Öffnung auf, den Finger am Abzug des zweiten Laufs. Ein Nachschuss war nicht nötig. Achtlos ließ er das Gewehr fallen und schnellte sich seinem Opfer entgegen. Tifflor stöhnte. Sein Gesicht war aschfahl. Er verlor viel Blut. Die Arme des Oxtorners schossen
Weitere Kostenlose Bücher