2084 - Der Instinktkrieger
und bebten. „Du glaubst an diesen Unsinn?"
„Allerdings!"
„Narr! Man hat uns geklont, und man hat uns geistig geprägt, damit wir als Instinktkrieger funktionieren. Man hat uns auch eingepflanzt, dass der Tod für uns praktisch nicht existiert, weil wir nach dem Sterben in ein anderes Universum überwechseln. Was meinst du, warum man das getan hat? Damit wir beim Kampf gar nicht erst über den Tod nachdenken, damit keine Angst in uns aufkommt! Dabei ist diese Geschichte nichts als eine Lüge."
„Aha - und das weißt du?"
„Weil ich nachgedacht und damit eigentlich schon gegen alles verstoßen habe, was der Architekt von uns will."
„Von mehr als zehntausend Kriegern haben nur wir beide überlebt", sagte Golton Rover'm Rovaru, der keine Lust verspürte, eine Diskussion über das Leben auf einer anderen Existenzebene einzugehen oder sich durch sonst irgendetwas ablenken zu lassen. „Daraus ergibt sich eine gewisse Verpflichtung. Wir sind für 11-KYR verantwortlich. Es wird Zeit, dass wir herausfinden, was geschehen ist und warum man uns geweckt hat." Er schritt an den Reihen der zerfallenen Tanks entlang, bis er einen Ständer mit weitgehend intakten Schutzanzügen fand. „Nicht ein einziger ist vollkommen in Ordnung", stellte er fest. Golton wandte Marun den Rücken zu, und er hörte, wie dieser sich ihm langsam näherte. Die Geräusche der Schritte verrieten ihm die Absichten des anderen. Marun Auki'var bereitete sich darauf vor, die letzten Meter bis zu ihm im Sprung zu überwinden und ihn zu Boden zu werfen.
Golton Rover'm Rovaru tat, als habe er nichts bemerkt. Er wählte einen der Anzüge aus, der mit einem funktionierenden Atemschutz versehen war, und streifte ihn über. Nun verfügte er über mehrere Schusswaffen, konnte sich jedoch nicht mit einem Abwehrschirm schützen. Das entsprechende Aggregat hatte seinen Geist aufgegeben und war nicht zu ersetzen. Marun Auki'var machte drei schnelle Schritte und sprang. Golton Rover'm Rovaru wich geschmeidig zur Seite aus und wirbelte herum. Seine Faust traf den anderen an der Schulter und warf ihn zu Boden. Im nächsten Moment beugte er sich über den Angreifer und richtete eine Waffe auf ihn. Marun hob abwehrend eine Hand. „Nicht doch!" rief er und setzte ein listiges Lächeln auf. „Du hast von Verantwortung gesprochen. Und die habe ich wahrgenommen. Ich wollte lediglich prüfen, ob ich erstens zu einem Angriff fähig bin, und zweitens, ob du deinen Aufgaben gewachsen bist."
„Du bist schlimmer als eine Waspte", fuhr Golton ihn verächtlich an. „Gute Reise!"
„Nein - nicht!" schrie Marun. Er flehte vergeblich um sein Leben. Ein Energiestrahl fuhr ihm mitten in die Brust und tötete ihn. Golton Rover'm Rovaru zuckte gleichgültig mit den Achseln, heftete die Waffe wieder an seinen Schutzanzug, der aus Millionen winziger Kettenglieder gefertigt war, und eilte zu einer Wand mit Monitoren hinüber. Mit jedem Schritt und mit jeder Bewegung fühlte er sich besser. Die Geschmeidigkeit kehrte in seinen Körper zurück, und die Schmerzen schwanden. Er war nicht mehr weit von seiner Höchstform entfernt. Seine Hände glitten über verstaubte und halb verfallene Tastaturen, als auf einmal eine Stimme ertönte. Die Monitore erhellten sich nicht. Sie waren nicht mehr funktionsfähig. Doch die robotischen Helfer 11-KYRS benötigten sie nicht, um sich verständlich zu machen. „Wir haben einige höchst seltsame Beobachtungen gemacht. In Sektor Kythar ...", klang es krächzend und verzerrt aus den Lautsprechern. Die dabei ausgelösten Vibrationen genügten, um einige der Monitore in sich zusammensinken zu lassen und einige der Lautsprecher zu zerstören. Die Stimme verklang. Golton Rover'm Rovaru fluchte laut und anhaltend. Als er mit einem Fuß aufstampfte, lösten sich weitere Geräte in Staub auf. Vergeblich versuchte er, mit Hilfe der kläglichen Reste Kontakt mit dem Zentralrechner aufzunehmen.
Zen KYR meldete sich nicht. Die Einheit war offenbar nicht aktiv ge worden, um ihn aufzuwecken. Das hatte der lokale Rechner veranlasst. Ratlos drehte er sich um und blickte in die Halle hinaus. Er wusste nichts mit seiner Situation anzufangen. Bisher hatte ihm stets jemand gesagt, was er zu tun und gegen wen er zu kämpfen hatte. Meist war es der Kommandant selbst gewesen, hin und wieder der Architekt oder ein von ihm beauftragter Computer. Nie .zuvor aber hatte er selbst entscheiden müssen. „11-KYR droht eine Gefahr", sagte jemand hinter ihm. „Wie auch
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