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2084 - Noras Welt (German Edition)

2084 - Noras Welt (German Edition)

Titel: 2084 - Noras Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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reden.«
    »Jetzt schon, ich hab dich ja von der Schweigepflicht entbunden. Ich fände es sogar nett, wenn du sie grüßt. Außerdem hast du mich ja gar nicht behandelt, sondern nur festgestellt, dass ich keine Behandlung brauche. Da finde ich eigentlich gar nicht, dass ich deine Patientin bin.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    »Du bist ein guter Freund, Benjamin, das ist alles.«
    Sie lachte.
    »Dann ist das abgemacht. Gute Nacht, Nora!«
    »Gute Nacht!«
     
    Sie machte sich zur Nacht fertig und ging ins Bett. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit sie zuletzt in diesem Bett gelegen hatte.
    Vielleicht kam es daher, dass sie im selben Bett lag, in dem sie morgens aufgewacht war, dass ihr kurz darauf noch ein wichtiger Teil des Traums aus der vergangenen Nacht einfiel.

EIN LOGISCHER FEHLER
     
    Es ist noch früh am Tag, und es gießt wie aus Kannen. Sie sitzt, das Terminal in der Hand, in ihrem roten Zimmer auf dem Bett und liest. Sie glaubt, sie sei allein, doch dann sieht sie Uma vor dem Fenster stehen und ins Tal hinausschauen. Sie räuspert sich, damit auch Uma weiß, dass sie nicht allein im Zimmer ist. Die alte Frau dreht sich zu ihr um und fragt freundlich: »Ja, mein Kind?«
    Sie liest ihr den Brief vor, den sie soeben auf das Terminal gezogen hat.
     
    … ich weiß nicht, wie es auf der Welt aussieht, wenn du das hier liest. Aber du weißt es …
     
    Uma tritt einen Schritt zurück. Sie fährt mit dem linken Arm so heftig durch die Luft, dass der rote Ring an ihrem Finger funkelt. So gestikuliert jemand, der seine Macht demonstrieren möchte.
    »Dann hast du also endlich gefunden, was ich dir geschrieben habe.«
    »Aber wie ist es mit den grünen Automaten weitergegangen? Sind sie jemals aufgestellt worden?«
    Uma sieht sie mit starrem Blick an und sagt unwirsch: »Vorsicht! Hier muss ich passen, Nova, denn wie ich dir die Frage auch beantworte, es schleicht sich immer ein logischer Fehler ein.«
    »Schleicht sich auch ein logischer Fehler ein, wenn ich frage, wie eigentlich mein Urgroßvater hieß?«
    Die alte Frau neigt fast kokett den Kopf.
    »Weißt du das denn nicht mehr?«, fragt sie. »Es ist noch nicht so lange her, da hast du auf seinem Schoß gesessen. Ich sage dazu nur: Der junge Mann, an den du gerade denkst, hieß Jonas und wohnte in Lo.«
    »Jonas …«
    »Hab ich dir nicht erzählt, dass wir uns immer oben in der Berghütte getroffen haben? Er kam auf Skiern aus Lo, und ich bin von Nyrud aus zur Hochebene aufgestiegen. Wir wollten uns ›in den Bergen‹ treffen, haben wir immer gesagt.«
    »Ja, richtig. Und jetzt ist da oben alles zugewachsen.«
    Aber Urgroßmutter Nora mustert sie mit strengem Blick und sagt tadelnd: »Vorsicht! Hier lauert wieder ein logischer Fehler. Denn jetzt hat die Welt noch einmal eine Chance bekommen.«

DER URGROSSVATER
     
    Lange lag Nora nur da und lauschte, wie es in den frostkalten Wänden ächzte und knackte. Doch sobald sie eingeschlafen war, träumte sie von einem roten Vogel, der an die Fensterscheibe pickte und hereinwollte. Der Traum war so lebhaft und das Picken des Vogels so dringlich, dass sie wieder aufwachte. Sie schaltete die Lampe über dem Bett ein, griff nach ihrem Handy und sah, dass eine SMS eingetroffen war. Vielleicht war sie ja davon aufgewacht. Oder doch nur vom Frost in den Wänden?
    Die SMS war von Jonas: Bist du wach?
    Sie antwortete: Ja. Du hast mich geweckt.
    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
    Danke, Jonas.
    Ich hab’s gelesen.
    Gelesen? Was?
    Was du schreiben wolltest. Du hast es doch in den Blog gestellt.
    Hilfe! Ich dachte, dass das erst in 72 Jahren jemand lesen wird. Kannst du anrufen?
    Kurz darauf klingelte ihr Telefon. Er sagte: »Du weißt, dass in Afrika alles gut ausgegangen ist?«
    »Ja, danke. Ich hab mit Benjamin gesprochen. Er ist natürlich glücklich … Weißt du übrigens, warum er einen Stern im Ohrläppchen hat?«
    »Keine Furcht kenn ich in dunkler Nacht, denn Sterne leuchten in aller Pracht …«
    »Mach jetzt bitte keine Witze, Jonas.«
    »Dann sag schon!«
    »Er hat den Stern von seiner Frau bekommen, ein paar Tage nach Esters Geburt. ›Ester‹ bedeutet ›Stern‹ …«
    Dann war Jonas an der Reihe, und er ließ es sich nicht nehmen, Nora mit Geburtstagsglückwünschen zu überhäufen. Dann machte er ihr Komplimente wegen des Briefs, den sie ins Netz gestellt hatte. Vor allem freute er sich, dass die grünen Automaten darin vorkamen. Schließlich räusperte er sich und sagte: »Ich fand

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