2085 - Kintradims Heim
gelegentlich irgendwelche Fremdwesen vorbeihuschen und' hinter Gebäuden verschwinden. Das änderte sich, als die drei Menschen in dichter besiedelte Stadtbezirke kamen, wo die Häuser größer waren, enger beieinander standen und die Freiräume dazwischen ein labyrinthartiges Netzwerk von Gassen bildeten. Sie hätten sich wohl bald hoffnungslos verirrt, hätten sie nicht ständig die in die obere Plattform mündenden Energiebahnen über sich gesehen, die ihnen den Weg wiesen. Zuerst trafen sie auf ein einzelnes Echsenwesen.
Es lehnte an einer überhängenden Hauswand und schlug mit einem klobigen Schlagstock in seine hohle Handfläche. Es wirkte gedrungen und bullig und trug eine erdfarbene Kombination mit Hüft- und Schultergürteln. Die Echse sah kurz auf, reckte ihnen für einen Moment die ausladende Schnauze entgegen und blickte dann wieder desinteressiert weg. „Diese Spezies kennen wir doch, Trim", sagte Mondra beim Näherkommen. „Es sind Keyrettler. Wir haben sie in dem großen, entvölkerten Kabinett in Acrylblöcken eingeschlossen vorgefunden. Und gesehen, wie die beiden Pseutaren geklont wurden. Das sind doch solche Keyrettler. Bist du nicht meiner Meinung, Trim?"
„Doch", sagte Trim nach eingehender Betrachtung des Echsenwesens. „Der Uniformierte gehört derselben Art an wie die, die wir tot in den acrylähnlichen Behältern vorgefunden haben." Gleich darauf kamen ihnen zwei weitere solcher Echsenwesen entgegen, die in wallende Umhänge gekleidet waren. Startac wünschte ihnen im Vorbeigehen einen schönen Tag, und sie knurrten irgend etwas zurück. „Überaus höflich sind die Kerle nicht gerade", sagte Startac. „Aber wenigstens schenkt man uns keine besondere Aufmerksamkeit." Den Grund für das Desinteresse der Echsen erfuhren sie bald darauf, als eine Gruppe verschiedengestaltiger Wesen ihren Weg kreuzte. Es wurden immer mehr Passanten, bis sie in einem unübersehbaren Fußgängerstrom eingeschlossen waren. Man traf in diesem Kabinett auf Wesen jeglicher Abstammung, auf Vogelähnliche, Wesen, die sich auf zwei oder mehreren Tentakeln fortbewegten, solche, die an aufrecht gehende Heuschrecken erinnerten, Spinnenwesen, Echsen der verschiedensten Art - und erneut Echsen jener Spezies, die Mondra und Trim von ihrem Besuch des einen Kabinetts her kannten. Sie schienen die Hauptbevölkerungsgruppe zu stellen. Aber nur wenige trugen eine erdfarbene Kombination mit Waffengürteln.
Einmal behauptete Startac sogar, den rot und weiß gepunkteten Pilzkopf eines Bibliothekars aus dem Kabinett Saraogh gesehen zu haben. „Es war ein junger Bibliothekar mit höchstens zwölf weißen Punkten auf dem Pilzkopf", behauptete er. Aber er konnte ihn ihnen nicht mehr zeigen, weil er ihn in der Menge aus den Augen verloren hatte. Und sie trafen auf keinen weiteren dieser Art. „Kein Wunder, dass man uns keine besondere Beachtung geschenkt hat", rief Startac über das Stimmengewirr hinweg, um gehört zu werden. „In diesem Vielvölkergemisch fallen wir überhaupt nicht auf."
„Dann werden eben wir auf uns aufmerksam machen müssen", sagte Mondra und steuerte auf einen hochgewachsenen, dürren Humanoiden mit Pferdegesicht und schläfrig wirkendem Blick zu, der unschlüssig in einem Hauseingang stand. „Entschuldigung", sprach Mondra ihn an. „Kennst du jemand, der uns zur Passage nach Kintradims Heim führen könnte?" Der Pferdegesichtige sah sie mürrisch an, dann bellte er mit kehliger Stimme: „Das ist unerhört! Ich stehe doch nicht öffentlich zur Verfügung.
Wende dich an einen Keyrettler-Ordner!"
„Und wo finde ich einen solchen?"
„Da!" bellte der Pferdegesichtige, deutete mit einer feindgliedrigen Hand auf eines der braununiformierten Echsenwesen und verschwand eilig in der Menge. Mondra bahnte sich nun durch die Menge einen Weg zu dem Keyrettler in der erdfarbenen Kombination. „Bist du ein Keyrettler-Ordner?" fragte sie ohne Umschweife.
Das Echsenwesen sah sie aus starren, senkrecht geschlitzten gelben und ständig zwinkernden Augen an. Seine Stimme klang amüsiert. „Sieht man mir das nicht an? Ja, ich bin einer von den Ordnungshütern. Ich heiße Ke-Reo Panshak, du kannst mich Panshak nennen. Was kann ich für dich tun?" Mondra nannte ihren Namen und stellte dem höflichen Keyrettler-Ordner ihre Kameraden vor, was ihnen ein höfliches Nicken einbrachte. „Wir wollen zum Übergang nach Kintradims Heim", fuhr sie fort. „Würdest du uns dort hinführen, Panshak? Oder kennst du jemanden,
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