2088 - Gen-Tod
seit ihrem Jungfernflug vor einem Jahr als Sicherheitsleiter an Bord. Daß seine Stellvertreterin Myla N'gher ebenfalls zur Besatzung der ersten Stunde gehörte, übersah er geflissent lich, und die Plophoserin wies ihn nicht darauf hin. Sie wollte ihm um nichts auf der Welt Stoff für weitere Monologe geben.
Doch Hemistov Zavien fand immer ein Thema ...
„Wir sind um unsere Arbeit wirklich nicht zu beneiden", begann er, als er mit der schwarzhaarigen Frau zu einem In spektionsgang durch den gesperrten Sektor des Bordsyntrons aufbrach. „Für eine, Horde von dreieinhalbtausend Ju gendlichen und jungen Erwachsenen die Verantwortung zu tragen ist eigentlich unmöglich.
Und zu allem Überfluß sind es auch noch Mutanten. Das Schiff ist das reinste Pulverfaß!"
Zaviens aktuelles Lieblingsthema war der neue Status der ROALD AMUNDSEN als Mutantenschiff. Er sprach seit Wochen von nichts anderem. Mutantenschiff hier, Mutantenschiff da ... die Plophoserin konnte es schon nicht mehr hören ...
„Ein Mutantenschiff sind wir, ja wohl!" wetterte er. „Das Psi-Verbot ist doch ein Hohn. Niemand kann die Monochromen am Einsatz ihrer Kräfte hin dern, solange nicht ein einziges Schiff unserer Heimatflotte auf' Pforte 3 seine Schutzschirme benutzen darf." Er starrte sie an. „Wie soll ich da die innere Sicherheit der ROALD AMUNDSEN gewährleisten?"
Myla N'gher verdrehte die Augen und betete insgeheim darum, daß die Schicht endlich endete. Aber das würde noch Stunden dauern, furchtbar ermüdende Stunden ...
„Ich begreife Rhodan nicht", fuhr Zavien fort. „So eine hochkritische Fracht gehört doch an eine Position außerhalb der Milchstraße verlegt, wo man sie leichter kontrollieren kann. Aber unser Resident betont ja immer wieder, daß er die Mutanten nicht ausgrenzen will. Da kommt eine außergalaktische Position natürlich nicht in Frage ..."
Sie bogen in einen Seitengang ab, und Myla N'gher gab sich alle Mühe, an die blauen Meere und grünen Wälder von Plophos zu denken, an die weißen Strände. Zaviens Monologe wurden für sie zum Rauschen der Brandung ...
Was ist das? Sie strich sich über die Augen. Sicher nur eine optische Täuschung, hervorgeru fen durch das ständige Gefasel.
„Wenn wenigstens eine Lösung ohne Zheobitt denkbar wäre, diesen galaktischen Quacksalber. Aber nein, unser verehrter Herr Rhodan will seine Talente ja unbedingt für den Kampf gegen SEELENQUELL einsetzen. Dabei weiß doch jeder, daß der Ara für seine Hilfe horrende Summen verlangt!"
Plötzlich erklangen Schritte von hin ten. Myla N'gher schnellte herum, dicht neben dem verdutzten Zavien, der es ihr sofort nachtat. Im Halbdunkel zeichne ten sich drei Gestalten ab.
„Was habt ihr hier zu suchen?" rief sie.
Sie kannte die Menschen. Der größte war Rain Farkim, ein häufiger Gast in den Bordnachrichten, der mittlere sein Bruder Killmy, daneben stand der etwas zu klein geratene Avi Ryndoss.
Besonders an letzteren erinnerte sie sich gut. Die braune Hornbrille, die der Telekinet vermutlich nur aus Eitelkeit trug, um seiner plumpen Gestalt ein wenig Pfiff zu verleihen, machte ihn unverwechselbar. Ryndoss galt als einer der stärksten Mutanten, zugleich als einer der vernünftigsten.
Aber hier war Sperrgebiet. Gerade diese drei mußten doch am besten wis sen, daß sie Vorbildfunktion besaßen ... Dann zählte sie eins und eins zusammen.
Die ROALD AMUNDSEN war ein Pulverfaß, es handelte sich um Monochrome, und sie befanden sich hier an einem hochsensiblen Punkt des Schiffs.
„Ihr seid absichtlich hier, nicht wahr?" Myla blickte zur Seite, doch Zavien rührte sich nicht. Ein verzweifelter Ausdruck lag in seinen Augen.
Als eine unwiderstehliche Macht nach ihrem Körper griff, war ihr klar, was dem geschwätzigen Mann widerfahren war. Sie konnte sich im telekinetischen Griff nicht mehr bewegen, vermochte nicht einmal zu schreien.
Der junge Farkim bewegte sich lässig auf sie zu, zückte sein Vibratormesser, kam immer näher ...
Die Stellvertretende Leiterin der Abteilung Innere Sicherheit hätte am liebsten die Augen geschlossen, als das Messer sich summend und schwirrend auf ihr Gesicht zuschob. Aber das war nicht möglich. Sie besaß keine Gewalt mehr über ihre Lider.
Ein Ruck, und das Pslso-Netz war durchtrennt. Verblüfft stellte Myla N'gher fest, daß sie ihren Willen an einen Sechzehnjährigen verlor.
Zheobitt grübelte Tag und Nacht über Morkheros Genmaterial nach. Um den Zelltod hinauszuzögern, mußte er es in
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