2091 - Eine Spur von ES
Vitrine stand, in exakt demselben Winkel wie vorher. Sie ging einen Schritt nach vorne, zwei nach hinten, wieder drei nach vorne. Aber das Gesicht in der Glasscheibe war nicht mehr da. „Und?" fragte Jakus. „Was ist nun?"
Jetzt bekam Sky erst recht eine Gänsehaut. „Warte!" rief sie, als sich der Aufseher zum Gehen wenden wollte. „Schau hier, die Aufnahmen. Ich habe sie eben gemacht, und eine Holokamera kann nicht lügen." Das Hologramm baute sich über dem Projektor auf. Wieder erblickte sie das verzerrte Gesicht eines Terraners, der seine Qualen in die Welt hinausschrie, die ihn nicht hören konnte. Jakus sah das Holo an, dann die Vitrine. Nun musste er wenigstens akzeptieren, dass es sich um dieselbe Vitrine handelte. „Nun?" fragte Sky gespannt.
Der Ferrone schüttelte in menschlicher Geste den Kopf „Ich sehe zwar ein Gesicht, aber ..."
„Aber es hat nirgendwo einen Körper gegeben, einen Besucher! Auch eine Projektionsvorrichtung hätte ich mit meinen Instrumenten entdeckt!"
„Das sagst du", stellte der Ferrone fest. „Aber du kannst es nicht beweisen, oder?"
„Wo hat es schon soviel Ignoranz auf einmal gegeben?" schimpfte Sky. „Frag doch nur euren Thort, diesen Servo, oder die Speicher eures Museums. Man wird dir schon berichten, ob heute irgendein Terraner das Museum besucht hat!"
„Tu etwas für deine Nerven", empfahl der Ferrone im Gehen. „Und erspare mir bitte diese Albernheiten." Sky Charter starrte ihm nach. Vor Wut ballte sie die Hände. Fast hatte sie selbst Zweifel an dem Gesehenen. Sie ließ sich das Holo nochmals vorführen, um sich ihrer' selbst und ihrer Beobachtung zu versichern. Kein Zweifel, da war das Gesicht. Und es schrie.
Dass es jetzt nicht mehr zu sehen war, konnte das bedeuten, dass es ... nicht mehr existierte? Dass das Gesicht oder eben sein Körper tot war? Sky Charter fuhr sich durch die halblangen braunen Haare, setzte sich auf eine Bank und sah sich um. Sie war zwar erst 38.Jahre alt, hatte aber trotz ihrer Jugend schon einige vielbeachtete Aufsätze über das Galaktische Rätsel veröffentlicht. Jetzt hielt sie sich am Ort des damaligen Geschehens auf, wandelte quasi auf den Spuren Perry Rhodans und seiner Freunde, die in Thorta, der Hauptstadt des Planeten Ferrol, so viel erlebt hatten.
Zwei riesenhafte Museumskomplexe widmeten sich den Ereignissen jener Tage, dem Galaktischen Rätsel der Superintelligenz ES, den Kämpfen der Topsider gegen die Ferronen und der daraus ausgelösten Suche der Terraner nach der Unsterblichkeit. Die antiquiert wirkenden Materietransmitter, mit denen sich damals die Ferronen durch ihr System bewegt hatten, waren ebenso in dem Museum ausgestellt wie ein Nachbar jener Zeitgruft unterhalb des Roten Palastes.
In zahlreichen Hologrammen wurde die Geschichte der Ferronen erzählt, von den ersten kulturellen Schöpfungen der humanoiden Lemurer-Nachkommen bis zur Gewährung der Zelldusche an Perry Rhodan und seine Freunde. Sogar eine Nachbildung des Planeten Wanderer schwebte in einer riesenhaften Holographie in einem Saal des Museums; man konnte die gigantische Maschinenstadt ebenso sehen wie die Wälder und Wiesen, die Berge und Flüsse. Wenn die Besucher wollten, konnten sie sogar die Wege Perry Rhodans nachvollziehen, die dieser vor dreitausend Jahren auf Wanderer zurückgelegt hatte. Die alten Prunkgemächer der Thorts waren nachgebaut worden, luden zu einem Besuch ein. Besucher, die Interesse daran hatten, sich körperlich zu betätigen, konnten Gerätschaften nutzen, die das ferronische Bergvolk der Sichas genutzt hatte. Ein uraltes Unterlichttriebwerk aus ferronischem Eigenbau lud vor allem die Technik-Freunde zu einer Begehung ein. Sogar historische Filme wurden gezeigt, die von den ersten Raumflügen zum Planeten Rofus berichteten. Einige Räume allerdings waren ausschließlich und allein jenen rätselhaften Botschaften gewidmet, die ES seinerzeit den Suchern nach der Unsterblichkeit im Wega-System hinterlassen hatte. Effektvolle Hologramme flimmerten, ließen die Geschehnisse lebendig werden. Und in jeder nur denkbaren Sprache der Galaxis konnten die klassischen Aussagen jener Tage angehört werden.
Eine Botschaft hatte beispielsweise gelautet: „Es führen viele Wege zum Licht, darunter auch Umwege. Die Spur weist jedoch in die Richtung."
„Du wirst das Licht finden, wenn dein Geist der oberen Ordnung entspricht", hatte eine andere Botschaft versprochen. Manchmal war es fast drohend geworden: „Es verbleiben euch
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