2096 - Kraschyns Ultimatum
Kraschyn. Der Mascant hatte früher zu Bostichs besten Flottenadmiralen gezählt. Jetzt war er Staatsfeind Nummer eins.
Der Energietechniker wusste nicht, wie viele Kralasenen sich im Solsystem und in der AUMOKJON aufhielten. Er wunderte sich aber, dass es noch keinen Versuch gegeben hatte, Kraschyn zu töten und damit SEELENQUELL seines letzten, wichtigen Sklaven zu berauben. Es konnte nur bedeuten, dass der Begam auf eine Möglichkeit hoffte, Mascant Kraschyn vom Bann der Superintelligenz zu befreien. „Es ist Zeit für das erste Log", meldete sich der Syntron. „Gonreros an Logbuch. Alles ist ruhig. Keine Störungen. Energieflusskonstant. Aus Sicherheitsgründen bleiben alle Systeme im Aktiv-Modus."
In der Nacht der ersten Hinrichtung war dies eine durchaus begründete Sicherheitsvorkehrung. Sie brachte Gonreros ein paar zusätzliche Pluspunkte bei der Schiffsführung. Dort wusste man, dass auf den Energietechniker verlass war.
5.
Alpha Karthago - Die Stunden davor 20.30 Uhr Ortszeit.
Das leise Summen der Energieaggregate bildete die einzige Geräuschkulisse. Schweigend verfolgten die Männer und Frauen das Auf- und Abzucken der Mikroorter-Anzeigen. Die Skalen in den Hologrammen zeigten Werte bis zu einem millionstell Nanoampere an. Die Frequenztaster lieferten ein exaktes Abbild der energetischen Tätigkeit des Transmitters. „Sie senden gerade", erklang die leise Stimme von Gien Rydesdale.
Roi Danton bewunderte Menschen wie den Transmittertechniker. Rydesdale verbrachte oftmals 40 und mehr Stunden ohne größere Pause an einer einzigen Versuchseinheit. Vor Wochen schon hatte er einen Transmitter an Bord der AUMOKJON angepeilt, natürlich mit äußerster Vorsicht und von einer kleinen Geheimstation in Terrania aus, die über keine direkte Verbindung .zu Alpha Karthago. verrügte. Über das Gerät im Außenbereich des Kugelraumers wickelten die Arkoniden kleine Lasten- und Personentransporte ab. Soldaten und Unteroffiziere, die nicht zur Stammbesatzung gehörten und denen der Zutritt zu den inneren Bereichen des Flaggschiffs verwehrt blieb, benutzten es.
Rydesdale war es nach und nach gelungen, das System des rast stündlich wechselnden Kodes zu entschlüsseln. Wochenlange Vergleiche versetzten ihn in die Lage, Prognosen für die nächsten zehn bis zwölf Stunden abzugeben. Ihre Wahrscheinlichkeit lag bei über 90 Prozent. Der Transmittertechniker wandte den Kopf und sah Roi Danton an. „Du wirst wissen wollen, wie lange es dauert, das Gerät anzuzapfen und Roboter oder Soldaten hindurchzuschicken."
„Roboter und Soldaten", antwortete Roi. Die Einsatzleitung unter Residors Kommando besaß bereits konkrete Vorstellungen über den Ablauf der Operation. „Es dauert zwei bis drei Minuten, bis wir drin sind. Die Manipulation des Syntrons der Gegenstelle ist von hier aus nicht möglich. Wir schicken einen Roboter durch das Feld. Er schafft es in zirka zwanzig Sekunden, das Gerät an unsere Bedürfnisse anzupassen."
„Das dauert zu lange. Mehr als zehn Sekunden für beide Vorgänge sind nicht drin." Kraschyns Flaggschiff stellte im Prinzip eine uneinnehmbare Festung dar. Selbst wenn Rydesdale es geschickt anstellte, die Syntrons in der 1500-Meter-Kugel würden den Angriff innerhalb von Sekunden erkennen und das Gerät abschalten. Es sei denn ...
Roi dachte an die Andeutungen des TLD-Chefs. Wenn sie Hilfe von außen erhielten, stiegen ihre Chancen deutlich an. Er korrigierte sich. In diesem Fall war es eher Hilfe von innen. „Nehmen wir an, der Roboter kommt unbeschädigt an und manipuliert den Syntron", setzte der USO-Major seinen Gedankengang fort. „Bis die Überwachungsanlagen Alarm schlagen, vergehen maximal fünf Sekunden. Noch einmal fünf Sekunden wird es dauern, bis die Offiziere in der Zentrale die Meldung bewertet und den Alarm bewilligt haben."
Die hierarchischen Strukturen der Arkoniden sowie ein generelles Misstrauen gegenüber solchen Warnungen brachten vielleicht nochmals drei, vier Sekunden, ehe der Paratronschirm um die AUMOKJON aufflammte und die Transmitterverbindung unterbrach. Glen Rydesdale zuckte mit den Achseln. „Die Sendung ist beendet. Sie lassen jetzt aus unbekannten Gründen eine Testroutine laufen." Er deutete auf die Darstellung der eingehenden Signale. „Da ich nicht sagen kann, ob es für uns gefährlich ist oder nicht, schalte ich unsere Geräte ab." Er streckte die Hand nach dem Sensor-Panel aus, zog sie aber wieder zurück. „Der Frequenztaster erkennt
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