2096 - Kraschyns Ultimatum
Nacht noch eine Lieferung.
Wahrscheinlich halten sich die terranischen Geschäftspartner gar nicht mehr in der Stadt auf." Er spielte auf die bevorstehende Hinrichtung und die einsetzende lautlose Massenflucht an.
„Ich glaube nicht, dass die Terraner ihre Hauptstadt verlassen. Eher verbarrikadieren sie sich."
„Die Celistas holen sie aus ihren Löchern."
„Bisher ist es ihnen nicht einmal gelungen, einen der verantwortlichen Köpfe des TLD zu fangen." Quefang erhob sich. Der Zaliter verschwand nach draußen.
Davolan wies den Syntron an, einige angenehme Düfte zu versprühen, und ließ sich dann in den vorgewärmten Sessel fallen. Seine Finger huschten über das Sensor-Paneel. „Davolan am Platz. Kode Maibaum."
Es zählte zu den neuen Denksportarten in den Schiffen auf Larsaf In, in der Benutzung terranischer Passwörter zu wetteifern. „Eingetragen", antwortete der Syntron. „Für 20.28 Uhr larsafischer Ortszeit ist eine Botschaft aus Thantur-Lok angekündigt." Der Arkonide vertrieb sich die Wartezeit mit einem terranischen Quiz. Neben Fragen zur Geschichte des Planeten galt es unter anderem, berühmte Bauwerke zu identifizieren. Den Eiffelturm erkannte er ebenso wie die Pagode des Geheiligten Chinqain aus dem 38. Jahrhundert alter terranischer Zeitrechnung, andere Gebäude wie den sogenannten Petersdom oder auch das Kloster Hirsau kannte er überhaupt nicht.
Die Zeit verging wie im Flug. Als der Syntron mit einem Gong die Ankunft der Botschaft meldete, hob Davolan überrascht den Kopf. Die Meldung stammte von Naator, dem elften Mond von 26 Trabanten des fünften Arkon-Planeten. Die Herstellerfirma der Aktoch-Frachttransmitter meldete einen Zuweisungsfehler im niederfrequenten Bereich des Strukturwandlers und empfahl, die Geräte umgehend zu warten und den Wandler nach Möglichkeit auszutauschen. Es betraf alle Geräte mit den Serienendziffern ZZ578MMl1.
Davon gab es in der AUMOKJON ungefähr zweitausend Stück. „Bei den She'Huhan!" fluchte Davolan mit gespielter Entrüstung. „Was erlauben die sich? Ein solcher Laden gehört ins Vakuum gepustet!" Innerlich freute er sich. Bisher funktionierte alles genau nach Plan. Genüsslich erstellte der Kralasene den Ablaufplan für die Wartungsroutine.
20.45 Uhr Terra-Standardzeit. „Wohlergehen dem Huhany'Tussan. Reichtum dir und deinem Khasurn!" Der Vere'athor nahm den Gruß mit einem kaum merklichen Senken seines Kopfes zur Kenntnis. Er legte den Kristall in die Lesemulde. In der Art eines Blütenkelchs entfaltete sich ein Hologramm. Es zeigte das Magellan-Stadion. Die Menschen drängten sich eng zusammen. Sie hatten Kenntnis von dem Ultimatum und wussten, was es für sie bedeutete.
Energietechniker Gonferos wartete geduldig, bis der Dreiplanetenträger ihm einen auffordernden Blick zuwarf. Baron da Cisca zählte zu den erfahrenen Offizieren der Flotte. Sein Augenmerk galt vor allem den technischen Voraussetzungen für die Durchsetzung militärischer Autorität und politischer Hoheit. Gonferos aktivierte den Leuchtstab und markierte mit grüner Farbe die Position der Paratronprojektoren auf den Rängen über dem Stadion. Es handelte sich um portable Einheiten. „Aus Sicherheitsgründen habe ich auf die Benutzung der terranischen Projektoren verzichtet", erläuterte er. „Sie erfüllen denselben Zweck, jedoch reicht die Zeit nicht aus, sie auf siganesische Mikrotechnik zu untersuchen."
„Ausgezeichnet, Gonferos." Da Ciscas Gesicht hellte sich für einen kurzen Augenblick auf. „Sorge auch dafür, dass kein Unbefugter das Innere des Stadions betritt. Auch kein Arkonide."
„Selbstverständlich, Zhdopan. Die Kampfroboter sind entsprechend instruiert." Da Cisca schien noch immer nicht vollständig zufriedengestellt. „Könntest du dir vorstellen, jemanden zu töten, der dennoch eindringen will?"
„Aber natürlich, Baron. Das Ultimatum ist von einer derart weitreichenden Bedeutung, dass wir uns keine einzige Schwäche erlauben sollten."
„Sehr gut, Energietechniker Gonferos." Endlich schien da Cisca zufrieden zu sein. Nach einem letzten, prüfenden Blick auf die Projektion entfernte er sich. Gonferos musterte die Darstellung eine Weile und ließ den Syntron nochmals nachrechnen. Das Ensemble stimmte. Selbst wenn das eine oder andere Gerät ausfiel, funktionierte der Schirm immer noch. Der Energietechniker projizierte eine virtuelle Kamerafahrt durch das Stadion. Der Syntron vermaß die Perspektiven und lieferte wenig später die optimalen
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