2096 - Kraschyns Ultimatum
Bewegung setzten.
Die energetische Stille in den Außenbereichen der AUMOKJON hielt an. Die Hangar- und Technikzonen blieben verwaist. Ab und zu arbeiteten Transmitter und erzeugten für kurze Augenblicke Echos auf den Holodisplays der Orter. „Los!" sagte Roi leise. Er fixierte das Ende des Korridors.
Auf der Innenseite der Helmscheibe erschien die transparente Darstellung des Schiffsplans in einem Hundert-Meter-Ausschnitt. Jede Tür und jedes Aggregat in diesem Umkreis war darin enthalten.
Die Einsatzgruppen bewegten sich abwärts. Ihr Ziel lag in der dritten Ebene des Schiffes, von unten an gerechnet. Sie blieben außerhalb des kugelförmigen Zentrumsbereichs, näherten sich aber dem Hochsicherheitstrakt des Hauptsyntron-Komplexes. Dort herrschte nach der Umschaltung auf Positronikbetrieb permanenter Alarm. Nach außen war davon allerdings nichts zu bemerken.
Flankiert von den Robotern, setzten sich die Männer und Frauen in Bewegung. Die kegelförmigen Roboter sahen in ihrer Einsatzkonfiguration wie Lebewesen aus, die mit Geschwüren behaftet waren. Alle Waffensysteme waren ausgefahren. Überall klebten Beulen mit Sprengladungen. Sie dienten dem Zweck, Öffnungen in Wände zu sprengen und Fluchtwege zu öffnen. Versorgungsschläuche für Notfälle baumelten wie kleine Arme an der matten Kegelhülle, jederzeit bereit, die Männer und Frauen in der Umgebung mit Atemluft, Nährstoffen und Heilplasma zu versorgen. Aus dem stumpfen unteren Ende der Kegel ragten die wuchtigen Projektorspindeln der Paratrons hervor, jeder so leistungsfähig wie das Schirmsystem einer Space-Jet.
Irgendwann würden die Männer und Frauen diese Systeme brauchen, um zu überleben. Kriegsschiffe vom Kaliber der AUMOKJON verfügten über unterschiedlich gestaffelte Sicherheitszonen mit autarken Verteidigungsanlagen. Ein Vordringen bis ins Zentrum konnte sich rein theoretisch zu einem wochenlangen Stellungskampf auswachsen, bei dem der gewann, der keine Probleme mit dem Nachschub bekam. Bis in die Sektion der Leitzentrale gelangte sowieso nur, wer über die entsprechenden Zugangskodes verfügte. Spezielle Sensoren überwachten die Vorgänge, lösten bei Nichtbeachtung Alarm aus und errichteten Schirmstaffeln. Ein Vordringen in die Leitzentrale war nur dann möglich, wenn Arkoniden den TLD-Agenten halfen, also Personen, die im Steuerzentrum arbeiteten und über die entsprechenden Kenntnisse verfügten.
Ohne die Hilfe von innen hätte der Terranische Liga-Dienst das Wagnis nie eingehen können. Irgendwo im Schiff wussten sie den Paratron-Schläfer und den Commodore. Ersterer befand sich nach Aussage des Transmitter-Schläfers in Gefahr. Roi setzte sich mit finsterer Entschlossenheit an die Spitze der Gruppe. Dumpf ahnte er, welche Tragödien sich im Zuge der Eroberung der AUMOKJON abspielen würden. Kralasenen kämpften aufgrund ihrer Ausbildung bis zum Umfallen. Auf keinen Fall würden sie zulassen, dass Kraschyns Spezialisten ihren Gehirnen Informationen entrissen.
Bostich setzte mit Sicherheit seine besten Bluthunde ein. Die 50.000 Geiseln im Magellan-Stadion von Terrania interessierten den Eximperator dabei wohl nur am Rande. Er dachte in erster Linie an Kraschyn, seinen besten Mann, bevor dieser zum Sklaven der negativen Superintelligenz geworden war. Ohne Kraschyn besaß SEELENQUELL nur noch Sargor von Progeron als besonders hochrangiges Sprachrohr, das in der ganzen Galaxis bekannt war. Dazu kamen natürlich Hunderte hoher Offiziere und Admirale, die zwar in der Hierarchie des Huhany'Tussan eine nennenswerte Rolle spielten, in der Milchstraße aber kein großes Gewicht besaßen.
SEELENQUELL ohne starke Hände - der Gedanke erheiterte Roi trotz des Ernstes der Lage. Ohne Hände war jedes Lebewesen nur eingeschränkt handlungsfähig. Die negative Superintelligenz musste sich wehren. Ihr blieb keine andere Wahl, als in ihren Mitteln noch rücksichtsloser zu werden als bisher. Die Vernichtung Terras oder Arkons wurde dabei garantiert einkalkuliert. Ein einziges Schiff und ein paar Arkonbomben reichten dafür aus.
Die Gruppe erreichte einen der sekundären Antigravschächte und schwebte nach oben. Die Männer und Frauen benutzten ihre eigenen, stark abgeschirmten Antigravs. Die Positroniken stimmten sie exakt auf die Schwerkraftfelder innerhalb des Schachts ab. Die TLD-Agenten und Roboter gelangten in die fünfte Ebene, ohne dass der Schacht die Anwesenheit einer Masse bemerkte und sich einschaltete. Eine Meldung an die
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