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2099 - Sekundärwaffe Geistertanz

Titel: 2099 - Sekundärwaffe Geistertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diese Weise verschwinden lassen. Das war jetzt ein ebenso verlockender Gedanke, in dem sogar ein Körnchen Wahrheit steckte. SEELENQUELL und die Kampfroboter zu ignorieren fiel leichter, wenn er sie nicht sah. Vielleicht zielten die Waffenarme der Katsugos in dem Moment auf ihn, um in der nächsten Sekunde tödliche Energien aus den Projektormündungen hervorbrechen zu lassen.
    Der Terraner stieß ein kurzes, abgehacktes Lachen aus. Dann lauschte er in sich hinein und versuchte, sich zu konzentrieren. Sein Atem wurde flacher. Wie in einem Kaleidoskop wirbelten Erinnerungsfetzen durcheinander, Szenen der letzten Wochen und Monate, die ihn aufwühlten und nicht zur Ruhe kommen ließen. Der arkonidische Überfall auf Ertrus. Die Hauptstadt Baretus von einer einzigen Intervallbombe in Schutt und Asche gelegt...
    Schon zuvor die Anschläge einer bis dahin unbekannten Macht namens Morkhero Seelenquell, die zeitlich zusammenfielen mit den Expansionsgelüsten des Kristallimperiums. Bullys Festnahme durch die arkonidischen Besatzer auf Topsid. Der Dicke musste durch die Hölle gegangen sein, aber er hatte es geschafft... „Was sind dagegen schon sechs Tage?" Rhodan zuckte jäh zusammen, weil er Bullys Stimme zu hören glaubte. Gleich darauf hatte er den Eindruck, dass der Freund neben ihm stand und nach seinem Arm griff. „Du bist erschöpft, Perry. Aber jetzt bin ich hier; du kannst beruhigt schlafen." Mit einer heftigen Kopfbewegung wischte der Terraner die Halluzination beiseite. War es wirklich eine Sinnestäuschung, oder hatte SEELENQUELL einen Weg gefunden, ihn unmerklich zu beeinflussen?
    Rhodan lauschte in sich hinein. Die Bilder, die wie ein wirrer Zusammenschnitt vor seinem inneren Auge abliefen, waren in dem Moment erloschen, als er sich erschrocken konzentriert hatte. SEELENQUELL wusste nichts von seiner Vergangenheit. Falls doch, konnte dieses Wissen nur von den Menschen stammen, die er zu seinen Händen gemacht hatte. Von Julian Tifflor, Cistolo Khan oder anderen. Seine Überlegungen wurden fahrig. Er durfte nicht einschlafen. Was in Monotonie umzuschlagen begann, war Gift für ihn; nur die Abwechslung vertrieb die lähmenden Geister.
    Unnatürlich weit riss er die Augen auf, nur um gleich darauf die Brauen zusammenzukneifen und die Zähne schmerzhaft aufeinander zubeißen. Die Folge war ein so tiefes und herzhaftes Gähnen, dass sein Unterkiefer zu blockieren schien. Tränen liefen über die Wangen. „Transparenz wiederherstellen!" Im ersten Moment glaubte Rhodan an eine veränderte Umgebung, bevor ihm bewusst wurde, dass er auf die Brustpanzerung eines Katsugos blickte. Der massige Kampfroboter hatte sich fast auf Tuchfühlung vor ihm aufgebaut. Rhodan hob den Kopf, bis er das rot glühende Sensorband sehen konnte. „Ich hoffe, du bewachst mich nur." Vergeblich versuchte er ein befreiendes Lachen. Der neue Tag schien noch fern zu sein. Aber die aufgehende Sonne würde ohnehin nur Trostlosigkeit offenbaren.
    Selten zuvor hatte der Terraner sich ähnlich hilflos gefühlt. Er ballte die Hände, öffnete sie wieder, ballte sie erneut. Und fragte sich, wie lange er noch ohne Schlaf auskommen konnte. Wenn es sein musste, würde er sich ungeachtet der körperlichen Folgen stündlich das Aufputschmittel injizieren lassen.
    SEELENQUELL weiß, dass er mich tötet, sobald er mit brachialer Kraft vorgeht; er muss die Rückkoppelung zwischen dem Anzug und mir gespürt haben.
    Das gleiche gilt für den Versuch, mich aus dem Anzug herauszuschneiden.
    Ein Teufelskreis... Solange Rhodan einen mentalen Angriff rechtzeitig wahrnahm und darauf reagierte, konnte SEELENQUELL das Zusammenspiel von Zellaktivator, galornischer Technik, PsIso-Netz und Mentalstabilisierung nur mit entsprechend hohen Psi-Kräften überwinden - und damit den Mann töten oder zumindest zu einem geistigen Wrack machen, dem er die ausgeklügelte Falle gestellt hatte. Schlief er ein, konnte der Anzug praktisch ohne Probleme geöffnet werden, dann war er hilflos.
    Rhodan brauchte nicht nach den Folgen des anhaltenden Schlafentzugs zu fragen. Koordinationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit waren der Anfang.
    Danach würde er mit Halluzinationen bis hin zu Wahnvorstellungen reagieren. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Im nächsten Moment fröstelte er. Wie lange noch?
    Seine Gedanken schweiften ab zur Heimatflotte Sol. Alle Schiffe, denen der Rückzug aus dem von den Arkoniden eroberten Solsystem geglückt war, hatten sich beim Geheimstützpunkt Pforte 3

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