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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sehr ich es glauben möchte. Und wenn irgendein Teil von mir anders empfinden würde, dann wäre ich nicht hier und würde nicht mit Minister Krietzmann zusammenarbeiten, um es in die Tat umzusetzen. Nur, wenn man oft genug getreten worden ist, dann ist es schwer, jemandem zu vertrauen, den man nicht einmal kennt. Besonders dann nicht, wenn er die größten und schwersten Stiefel trägt, die man je im Leben gesehen hat.«
    »Auch das will ich versuchen, im Gedächtnis zu behalten«, versicherte er ihr. »Glauben Sie, Sie könnten mir − uns − wenigstens das Prinzip ›im Zweifel für den Angeklagten‹ zugestehen?« Er lächelte sie an. »Wenigstens für kurze Zeit, nur lang genug, um zu prüfen, ob wir unsere Versprechen halten?«
    Helga betrachtete dieses Lächeln, und die Freundlichkeit dahinter, die Einfühlsamkeit und die Anteilnahme − die persönliche Anteilnahme − faszinierten sie. Er meinte, was er sagte, begriff sie und fragte sich, wie er nur so naiv sein konnte. Wie konnte er nur einen Augenblick lang glauben, dass die Oligarchien, die eine Wirtschaftsmacht wie das Sternenkönigreich von Manticore manipulierten, sich auch nur im Geringsten um politische »Versprechungen« scheren würden, die jemand anders abgegeben hatte?
    Und doch glaubte er es. Er mochte sich irren − er irrte sich fast mit Sicherheit −, aber er log nicht. In diesen grünen Augen stand vieles, was sie nicht begriff, aber Falschheit fand sich darin nicht. Und deshalb empfand sie gegen ihren Willen eine schwache Hoffnung. Sie spürte, wie sie zu glauben wagte, dass er sich vielleicht, nur vielleicht, nicht irrte.
    Bittere Erfahrung und zur Selbsterhaltung unverzichtbarer Zynismus erhoben sich sofort, entsetzt über den Gedanken, solch eine Bresche in der Abwehr zu öffnen. Sie wollte rasch etwas hinzufügen, um ihm klarzumachen, dass sie sämtliche falschen Hoffnungen zurückwies, die er ihr antrug. Dennoch war es nicht das, was sie aussprach.
    »Also gut, Lieutenant«, hörte sie sich vielmehr sagen. »Ich mache meine ›Hausaufgaben‹ und Sie die Ihren. Und am Ende des Tages sehen wir dann, wer recht hatte. Aber« − sie bemerkte, dass sie tatsächlich leicht lächelte − »ob Sie es glauben oder nicht, ich hoffe, dass Sie mit Ihren Ansichten recht behalten.«

SECHZEHN
     
    Für Michelles Geschmack zu viele Stunden später fand sie sich in einem hübschen Arbeitszimmer sitzend wieder, wo sie ausgezeichneten hiesigen Cognac aus einem großen, tulpenförmigen Schwenker trank. Sie war gründlich erschöpft und fühlte sich vollgestopft, wie es allzu oft nach Staatsbanketten vorkam − und sie stets Honor Harrington um ihren genetisch beschleunigten Stoffwechsel beneiden ließ. Gleichzeitig war ihr, als hätte sie etwas geleistet. So wenig sie offizielle politische Diners auch mochte, sie war recht überzeugt, dass sie diesmal ihren Teil erfolgreich bewältigt hätte.
    Sie war nicht allein. Am Schreibtisch saß Baronin Medusa, rechts von der Gouverneurin Gregor O’Shaughnessy. Medusas leitender Geheimdienstmitarbeiter war schmächtig und gut zehn Zentimeter kleiner als Augustus Khumalo und hatte schütteres graues Haar. Khumalo, Alquezar, Van Dort und der Kriegsminister des Quadranten, Henri Krietzmann, saßen mit Michelle in einem Halbkreis vor dem Schreibtisch. Krietzmann war ein kleiner, stämmiger, massig wirkender Mann mit braunem Haar und grauen Augen. Seine linke Hand war von einem lange zurückliegenden Unfall verkrüppelt, und obwohl er, wie Michelle wusste, die jüngste Person im Raum war, sah er am ältesten aus, denn in seiner Jugend hatte Prolong auf seiner Heimatwelt Dresden nicht zur Verfügung gestanden. Selbst heute war es nicht allgemein so zugänglich, wie es eigentlich sein sollte.
    Medusa lehnte sich in den Sessel zurück, und Michelle hatte den starken Verdacht, die Baronin hätte gerade unter dem Schreibtisch die Schuhe abgestreift. »Nun«, begann sie, »ich bin froh, dass wir es hinter uns haben. Wenigstens für heute Abend.«
    »Das sind wir wahrscheinlich alle«, stimmte Alquezar zu und führte sein Glas anerkennend unter der Nase hin und her.
    »Ich nicht«, verkündete Krietzmann. Er und Van Dort hielten im Gegensatz zu allen anderen im Arbeitszimmer große beschlagene Gläser mit Bier in der Hand, statt ein eher verweichlichtes Getränk wie Cognac zu bevorzugen. »Ich mag solche Abende.«
    »Ja, aber nur, weil du dir darin gefällst, Leute wie Samiha Lababibi zu verärgern, indem du den

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