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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wenn es ihm gelingt, sich ohne offizielle Sanktionen herauszuwinden, steht er ohne Zweifel gedemütigt da vor den einzigen Leuten, an deren Meinung ihm etwas liegt − seinen Kollegen bei der Grenzsicherheit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Stellung in der Hierarchie des OFS ernsten Schaden genommen hat, und er wird nach einer Gelegenheit suchen, seinen Status und seine Machtbasis wiederzuerlangen. Wenn Sie noch sein Temperament einrechnen und den Umstand, dass er sich auf jeden Fall rächen wollen wird, kann man, glaube ich, recht sicher davon ausgehen, dass er die erste Möglichkeit, uns zu schaden, mit beiden Händen ergreifen wird.«
    »Auf Manticore nimmt man an, dass er höchstwahrscheinlich den Kopf einzieht und auf Schadensbegrenzung aus sein wird«, erwiderte Michelle.
    »Das überrascht mich nicht.« Van Dort schüttelte den Kopf. »Das wäre schließlich das Klügste, was er tun könnte. Nachdem er derart mit den Fingern in der Keksdose erwischt wurde, braucht er nicht noch die ganze Hand hineinzustoßen, während die komplette Galaxis zusieht. Das ist für jeden offensichtlich, und man sollte hoffen, dass das auch für ihn gilt. Wahrscheinlich ist es so. Dennoch sollte man nie die Fähigkeit des Menschen unterschätzen, das Offensichtliche zu ignorieren, sobald er emotional engagiert ist. Das gilt besonders, wenn das fragliche menschliche Wesen im Grunde dumm ist, aber oberflächlich clever, und dabei so unfassbar überheblich wie Lorcan Verrochio. In einem Winkel seines Verstandes − sofern davon die Rede sein kann − muss er denken: Wenn er nur den Lynx-Terminus in die Hände bekommt, steht er besser da als vor dem Monica-Desaster. Denn schließlich könnte er damit beweisen, dass es ihm nach dieser Katastrophe gelingt, sich an die neue Situation anzupassen und Hemmnisse zu überwinden, nicht wahr? Ich habe den starken Verdacht, dass ohne Hongbo Junyan, der ihn davon abhält, gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen, Verrochio Aivars’ Angriff auf Monica vielleicht anders ausgesehen hätte. Womöglich hätte er ein Geschwader der Grenzflotte hereinschickt mit dem Befehl, alles zu tun, was getan werden muss, um ›die Souveränität Monicas wiederherzustellen‹.«
    »Und deshalb ist es so wichtig, diese Grenze stark abzuriegeln«, merkte Baronin Medusa an. »Ich weiß, dass Sie und Admiral Khumalo darüber bereits gesprochen haben, Mylady. Und ich weiß, dass er und ich uns grundsätzlich einig sind, wie wir unsere Flotteneinheiten am sinnvollsten einsetzen. Aber da Sie gerade beide zugleich in Thimble sind, und dazu der Premierminister und Mr. Krietzmann, ist die Gelegenheit einfach zu günstig, um sie auszulassen. Ich möchte, dass wir uns alle mit der grundlegenden strategischen Situation auseinandersetzen, und dann möchte ich mir anhören, was jeder Einzelne von Ihnen dazu zu sagen hat.«
    »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee, Madam Governor«, sagte Krietzmann und beugte sich vor. »Doch Teil unserer grundlegenden ›strategischen Situation‹ sind die Auswirkungen der strategischen Lage im Alten Sternenkönigreich. Ich denke vor allem an das Gipfeltreffen zwischen Ihrer Majestät und Präsidentin Pritchart. Wie wahrscheinlich ist es, dass es zu ernst gemeinten Friedensgesprächen führt? Und mit einem wie langen Waffenstillstand können wir rechnen?«
    »Das sind zwo ausgezeichnete Fragen, Mr. Krietzmann«, sagte Michelle. »Leider lautet die Antwort auf die erste, dass niemand es weiß. Beide Seiten haben offensichtliche Gründe, nicht mehr auf den anderen schießen zu wollen, wenn es irgend geht. Doch gleichzeitig scheinen sich beide Seiten in eine Ecke manövriert zu haben, was die Kriegsschuldfrage angeht. Ich sehe nicht, wie irgendein Friedensgespräch Erfolg haben soll, wenn wir nicht einmal einig werden, wer denn nun vor Kriegsausbruch wessen diplomatische Korrespondenz verfälscht hat. Die Initiative kam von der havenitischen Seite. Wenn das bedeutet, dass Haven bereit ist, echte Zugeständnisse zu machen, einen aufrichtigen Versuch, die Verantwortung für die Fälschungen zuzuordnen und einzugestehen, dann halte ich die Chancen ›ernst gemeinter Friedensgespräche‹ für wenigstens ganz gut.
    Davon abgesehen würde ich schätzen, dass der Waffenstillstand wenigstens mehrere Monate lang anhalten wird. So lange sind die nötigen Depeschen, um das Treffen anzuberaumen, hin und her unterwegs. Dann müssen Beth − Ihre Majestät, meine ich − und Pritchart nach

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