21 - Die achte Flotte
wir Anleihen bei ihrer Taktik aus der Ersten Schlacht von Hancock Station machen. Wollen wir die Idee ein paar Minuten lang mit Commander Horn durchgehen? Schließlich« − ihr Lächeln wurde noch dünner − »ist es nicht so, als hätten wir Besseres zu tun, oder?«
»Gefällt mir gut, Hoheit«, sagte Alexandra Horn grimmig auf Michelles Combildschirm.
»Nach unseren besten Daten«, sagte Michelle, »haben wir noch etwa dreihundert Gondeln auf den Schienen.«
»Dreihundertsechs, Admiral«, korrigierte Commander Dwayne Harrison aus dem Hintergrund, der in dem Augenblick Taktischer Offizier der Ajax geworden war, in dem Horn zur Kommandantin des Schlachtkreuzers aufstieg.
»Knapp über zwölf Minuten brauchen wir, um sie alle rauszurollen.«
»Jawohl, Ma’am«, stimmte Horn zu. »Benutzen wir ihre Traktorstrahler, um sie am Rumpf zu verankern, bis wir sie alle auf einmal aussetzen?«
»Genau. Und wenn wir das tun wollen, dann sollten wir lieber bald anfangen.«
»Das meine ich auch.« Horn runzelte einen Augenblick lang die Stirn, dann verzog sie das Gesicht. »Ich habe im Moment zu viele andere Sachen zu tun, Admiral. Ich glaube, Sie und Commander Stackpole sollten das zusammen mit Dwayne übernehmen, während ich mich um die Reparaturtrupps kümmere.«
»Dem stimme ich zu, Alex.« Michelle nickte nachdrücklich, auch wenn Horn genauso gut wie sie wusste, dass alle Reparaturen in der Welt keinen großen Unterschied ausmachen würden. Master Chief MaGuire und ihre Reparaturtrupps schindeten sich noch immer, um wenigstens einen Hangar zu klarieren, aber nach der letzten Schätzung der Bosun würde es noch wenigstens eine Stunde dauern, wahrscheinlich zumindest ein bisschen länger. Es war … unwahrscheinlich, dass die Ajax diese Stunde hätte.
»Verstanden, Ma’am.« Horn erwiderte das Nicken. »Ende«, sagte sie, und auf Michelles und Stackpoles Combildschirmen trat Harrisons Gesicht an ihre Stelle.
Die erbitterte Verfolgungsjagd näherte sich ihrem unausweichlichen Ende. Der Gedanke verwandelte Michelle Henkes Bauch in einen gewaltigen Eisenklumpen, und fast wurde ihr schwindlig. Angst herrschte natürlich vor in ihren Gefühlen − schließlich war sie nicht wahnsinnig. Aber trotzdem hielten Erregung und eine seltsame Vorfreude sie beinahe so fest gepackt wie die Furcht vor dem eigenen Tod.
Wenn das der letzte Schuss ist, den ich je abgebe, dann wird er wenigstens ein Prachtexemplar, sagte sie sich angespannt. Und wie es aussieht, erlebe ich sogar noch, wie das Feuerwerk losgeht. Kaum zu glauben.
Im Laufe der letzten siebenundvierzig Minuten war nur allzu deutlich geworden, wie genau Stackpole die Absichten des havenitischen Kommandeurs eingeschätzt hatte. Denn seit siebenundvierzig Minuten befand sich Bandit-Zwo auf eigener äußerster Raketenreichweite zur Ajax, aber der Feind hatte es eindeutig nicht eilig, den Feuerknopf zu drücken.
Und das hat auch seinen Grund, dachte Michelle. Die Haveniten besaßen jeden erdenklichen Vorteil − Schiffszahl, Beschleunigung, Feuerkraft, Antiraketenwerfer und Lasercluster, Raketenreichweite −, und nutzten ihn unbarmherzig. Michelle war, wenn sie ehrlich sein sollte, ein wenig überrascht, dass der Feind der Versuchung widerstanden hatte, früher zu feuern, doch sie begriff durchaus seinen Gedankengang. Wie Stackpole vermutet hatte, würden die havenitischen Schiffe zu einem Abstand aufschließen, auf den die Ajax sie mit manövrierfähigen Typ-16-Raketen gerade noch nicht erreichen konnte, und dann das Feuer eröffnen. Oder vielleicht zuvor die Ajax zum Streichen des Keils auffordern, denn für den Schlachtkreuzer wäre die Lage aussichtslos. Selbst für manticoranische Lenkwaffen hätte ohnehin eine Wahrscheinlichkeit von etwa Null bestanden, in Salven, wie ein einzelner Agamemnon sie feuern und leiten konnte, die Raketenabwehr von Bandit-Zwo zu durchdringen. Und wenn die Salve auch noch eine Phase des freien Falls durchlaufen musste, sank die Wahrscheinlichkeit noch weiter. Dahingegen mochte die Ajax über eine noch so gute Raketenabwehr verfügen, sie war und blieb ein einzelner Schlachtkreuzer, der sich zudem dreißig Millionen Kilometer innerhalb der Höchstreichweite von Bandit-Zwo befand. Die lichtgeschwindigkeitsbedingte Kommunikationsverzögerung wäre weit geringer, was sowohl die Feuerleitung des Gegners verbesserte als auch seine Fähigkeit, die überlegene manticoranische Eloka auszugleichen.
Natürlich könnten sich in dieser
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