Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
taktischen Situation dennoch ein paar kleine Hindernisse verbergen, nicht wahr?, dachte Michelle.
    Erneut wandte sie sich mit dem Kommandosessel Stackpole zu. Ihr Operationsoffizier hatte die Schultern zusammengezogen, und seine Aufmerksamkeit galt ganz seinem Display. Michelle lächelte ihn mit bittersüßem Bedauern an. Er und Harrison hatten Michelles Ideen rasch und effizient umgesetzt. Jetzt …
    Michelles Com piepte leise. Bei dem Geräusch erschrak sie und zuckte zusammen, dann drückte sie den Annahmeknopf. Auf dem Display erschien Alexandra Horn. Diesmal lag ein ganz anderer Ausdruck in den grauen Augen des Commanders. Sie leuchteten förmlich, und sie grinste Michelle breit an.
    »Master Chief MaGuire hat den Heckhangar klariert, Ma’am!«, verkündete sie, ehe ihr Admiral etwas sagen konnte, und Michelle richtete sich auf. Die Bosun und die Arbeitstrupps hatten heldenhaft geschuftet, doch nach so langer Zeit hatte Michelle − wie gewiss jeder an Bord der Ajax − angenommen, dass McGuires Leute schlichtweg keinerlei Aussicht auf Erfolg mehr hätten.
    Michelles Augen schossen zu dem Countdown in der Ecke ihres taktischen Plots, der beständig hinunterzählte, und dann wieder zu Horn.
    »Wenn das so ist, bringen Sie ab sofort Ihre Leute von Bord, Alex. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die andere Seite uns in etwa sieben Minuten gar nicht mehr leiden kann.«
     
    Niemand an Bord der Ajax wäre auf Michelles Hinweis angewiesen gewesen.
    Der Abstand zwischen dem Schlachtkreuzer und seinen übermächtigen Gegnern betrug 48 600000 Kilometer, sodass die Ajax sich tief innerhalb der havenitischen Lenkwaffenreichweite befand. Ohne Zweifel hatten die Lenkwaffen-Superdreadnoughts achteraus bereits etliche Sätze Raketengondeln ausgesetzt und mit Traktorstrahlen innerhalb der Impellerkeile an den Rümpfen verankert, wo sie die Beschleunigung nicht beeinträchtigten. Der havenitische Kommandeur betrachtete ohne Zweifel aufmerksam seine taktischen Displays und wartete auf das erste Anzeichen dafür, dass die Ajax nicht mehr stillhielt und einen Raketenangriff auf äußerste Reichweite versuchte. Wenn er dergleichen beobachtete, würde er sofort die eigenen Gondeln absetzen. Und wenn nicht, begänne der Angriff wahrscheinlich ohnehin innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Minuten.
    Beiboote starteten aus dem Hangar, den Master Chief MaGuire und ihre Leute − irgendwie − wieder betriebsbereit gemacht hatten. Die schlechte Neuigkeit war, dass nicht allzu viele Beiboote zur Verfügung standen. Immerhin befanden sich nur noch dreihundert Besatzungsmitglieder an Bord des Schlachtkreuzers. Natürlich brauchten einige von ihnen ein wenig länger, um den Hangar zu erreichen, als andere.
     
    »Admiral«, drang eine Stimme aus Michelle Henkes Com, »es ist Zeit, dass Sie aufbrechen.«
    Die Stimme gehörte Commander Horn. Michelle blickte auf das Display und schüttelte den Kopf.
    »Das denke ich nicht, Alex«, erwiderte sie. »Ich bin gerade ein wenig beschäftigt.«
    »Quatsch.« Als Michelle das einzelne, knappe Wort hörte, riss sie den Kopf herum, und Horn sah sie mit ernstem Gesicht an. »Sie haben hier überhaupt nichts zu tun, Admiral. Nicht mehr. Also runter von meinem Schiff − und zwar sofort!«
    »Ich denke nicht −«, begann Michelle erneut, doch Horn schnitt ihr das Wort ab.
    »Das ist richtig, Ma’am. Sie denken nicht. Sicher, es war Ihre Idee, aber auf der Flaggbrücke haben Sie nicht einmal eine taktische Datenverbindung zu den Gondeln. Das heißt, es bleibt an mir und Dwayne hängen, und das wissen Sie auch. Jetzt noch zurückzubleiben ist nicht Ihre Aufgabe, Admiral. Und es hat nichts mehr zu tun mit Mut oder Feigheit.«
    Michelle starrte sie an und wollte Einwände erheben. Doch das konnte sie nicht − jedenfalls nicht logisch. Nicht mit Vernunft. Ihr Bedürfnis, bis zum Ende an Bord der Ajax zu bleiben, hatte nur wenig mit Logik oder Vernunft zu tun. Ihr Blick maß sich mit dem Blick der Frau, die ihr letztendlich befahl, sie und ihren Taktischen Offizier dem sicheren Tod zu überlassen. Dadurch, dass bis vor Kurzem niemand erwartet hatte, eine Gelegenheit zur Flucht zu erhalten, schnitt ihr Schuldgefühl nur noch tiefer.
    »Das kann ich nicht«, sagte sie leise.
    »Seien Sie nicht dumm, Ma’am!«, rief Horn scharf. Dann wurde ihre Miene weich. »Ich weiß, was in Ihnen vorgeht«, sagte sie, »aber vergessen Sie es. Ich glaube sowieso nicht, dass Dwayne oder ich rechtzeitig den Hangar erreichen

Weitere Kostenlose Bücher