Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
eines havenitischen Schiffes ansprach. Als die Kommandantin der Andromeda dann jedoch an der Uniform vorbeiblickte, wich das Misstrauen etwas völlig anderem. Michelle wusste aus persönlicher Erfahrung, dass die RMN sich nicht gerade die am leichtesten zu verblüffenden Offiziere als Schlachtkreuzerkommandantinnen aussuchte, und dennoch fiel der anderen Frau die Kinnlade herunter.
    Tja, dachte Michelle, ich habe eben wirklich eine Winton-Nase. Und davon abgesehen, dass mein Teint um ungefähr zwölf Schattierungen dunkler ist als Beths, sollen wir uns ziemlich ähnlich sehen. Das hat man mir jedenfalls gesagt.
    »Wahrscheinlich ist das Vorgehen nicht ganz ordnungsgemäß«, sagte sie trocken, als dem Captain anzusehen war, dass sie Michelle erkannte, »aber ich bringe eine Nachricht von der Präsidentin der Republik Haven an Ihre Majestät.«
     
    Michelle zwang sich, ganz still zu sitzen, als die Schubtriebwerke zündeten und die Pinasse Nummer eins der Andromeda in den Beiboothangar des riesenhaften Superdreadnoughts lenkten. Es fiel ihr schwer. Zu viele Gefühle, zu viele widersprüchliche Wellen aus Erleichterung, Staunen, Hoffnung und Unbehagen durchfluteten sie. Zum letzten Mal hatte sie dieses Schiff als Icon auf einem taktischen Display gesehen und gewusst, dass sie es niemals wiedersehen würde, und auch nicht den Admiral, dessen Lichtkennung es auch heute führte. Dennoch, hier war sie, wieder aufgetaucht wie der sprichwörtliche falsche Fünfziger.
    Und mit solch einer … interessanten Botschaft auch noch, dachte sie. Trotzdem ist es nicht fair. Als Honor von den Toten zurückkehrte, war ich nicht in der Nähe. Wenigstens hatten wir damals beide Gelegenheit, unsere Gefühle in den Griff zu bekommen, ehe wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
    Die Pinasse senkte sich auf das Andruckgerüst, und die Personenröhre und die Nabelschnüre fuhren aus und verbanden sich mit den Zugangspunkten auf seinem Rumpf. Der Bordingenieur überprüfte die Lukenanzeige.
    »Dichtung grün, Skipper«, meldete er. »Öffne die Luke.«
    Die Luke glitt auf, und der Petty Offizier, der sie geöffnet hatte, trat beiseite und nahm Haltung an.
    »Willkommen zu Hause, Admiral«, sagte er mit einem sehr breiten Lächeln, das Michelle erwiderte.
    »Danke, P. O. Gervais«, sagte sie, indem sie das Namensschild an seiner Uniformbrust las. Der Maat grinste womöglich noch breiter, und Michelle nickte ihm zu und stieß sich ab in die Schwerelosigkeit der Personenröhre.
    Die Entfernung vom Passagierabteil der Pinasse zu HMS Imperator betrug nur wenige Meter, aber Michelle genoss die kurze Reise durch die Nullschwerkraft. Bei der Vernichtung der Ajax war ihr Bein nicht einfach nur gebrochen worden. »Zerschmettert« wäre ein treffenderer Ausdruck gewesen, »pulverisiert« umriss es vielleicht sogar noch genauer. Bei der Regeneration von Knochen brach die Geschwindigkeit der Schnellheilung ohnehin stets ein. Das Bein war zwar ohne Weiteres in der Lage, ihr Gewicht wieder zu tragen, oder zumindest, solange sie es ruhig anging, doch es neigte nach wie vor zu höchst unangenehmen Schmerzen, wenn sie es zu stark belastete.
    Sie erreichte das Bordende der Röhre, packte die rote Haltestange und schwang sich aus der Mikrogravitation ins interne Schwerefeld des Flaggschiffs der Achten Flotte, das beim üblichen einem Gravo lag. Sie landete ein wenig zaghaft − plötzliche Erschütterungen reizten die Nervenenden in ihrem heilenden Bein von Unbehaglichkeit zum stechenden Schmerz −, dann nahm sie Haltung an und salutierte, während die Bootsmannspfeifen schrillten.
    »Schlachtkreuzergeschwader Einundachtzig kommt an Bord!«
    Die Ankündigung, die nie wieder zu hören sie schon akzeptiert hatte, drang aus den Lautsprechern des Beiboothangars, und die Seite nahm Haltung an und erwiderte zackig Michelles Ehrenbezeugung.
    »Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen, Sir«, wandte sie sich an den Lieutenant mit der schwarzen Armbinde des Hangaroffiziers vom Dienst.
    »Erlaubnis erteilt, Admiral Henke!«
    Beide Hände senkten sich nach dem militärischen Gruß, und Henke ging an dem Hangaroffizier vorbei. Sie versuchte, nicht allzu offensichtlich zu hinken, während sie sich vor die hochgewachsene, mandeläugige Frau in der Uniform eines Volladmirals stellte, auf deren Schulter eine grau-cremefarbene Baumkatze saß.
    »Mike«, sagte Honor Alexander-Harrington sehr ruhig und drückte fest die Hand, die ihre Freundin ihr entgegenstreckte.

Weitere Kostenlose Bücher