21 - Die achte Flotte
Mann an. »Wie ist deine Sicht der Dinge?«
»Von meinem Standpunkt aus spielt es keine große Rolle, Vater«, antwortete Daniel Detweiler. »Anders als Benjamin und Collin sind Everett und ich offen an unseren Forschungs- und Entwicklungsprogrammen beteiligt, und niemand stellt infrage, wie viel Geheimhaltung wir dort betreiben. Jeder weiß schließlich, dass bestimmte Aspekte der Forschung und Entwicklung ›schwarz‹ bleiben müssen, und das ist uns sehr nützlich. Wir können still und leise kleine Projekte auf den Weg bringen, wann immer uns danach ist, und niemand stellt wirklich viele Fragen. Gleichzeitig muss ich Collin zustimmen, dass es auch für uns sehr hilfreich gewesen ist, Bardasano so weit hereinzuholen. Sie kümmert sich um die Sicherheit von allem, das wir wirklich gut unter Verschluss halten müssen, während wir uns um die Koordination der Programme an sich kümmern. Es würde allerdings wirklich helfen, wenn wir Leute wie Kyprianou ganz mit hineinholen dürften.«
Albrecht nickte bedächtig. Renzo Kyprianou leitete die Forschung und Entwicklung von Biowaffen und gehörte dem mesanischen Strategischen Rat an. Im Augenblick kannte allerdings nicht einmal der Strategische Rat sämtliche Pläne des Alignment.
Keine große Überraschung, überlegte er, wenn man überlegt, dass das Alignment stets eher ein … Familienbetrieb gewesen ist.
Seine Lippen zuckten und bildeten fast ein Lächeln bei dem Gedanken. Er fragte sich, wie viele Angehörige des Strategischen Rates begriffen, wie nahe er seinen »Söhnen« wirklich stand.
Das offizielle Aussterben der Detweiler’schen Linie war Teil der Strategie gewesen, die die Aufmerksamkeit der Galaxis − und besonders Beowulfs − von Leonard Detweilers Vorsatz, die menschliche Erbmasse allgemein zu verbessern, ablenken sollte. Die Detweilers hatten sich diesem Ziel zu lange zu unbeirrbar und wild entschlossen verschrieben, und die scheinbare − und spektakuläre − Ermordung des »letzten« Detweilers durch gierige Elemente des Vorstands von Manpower Incorporated spiegelte vor, dass die zunehmend kriminelleren Mesaner diesem hochgesteckten Ziel nicht mehr folgten. Außerdem waren Leonards Nachfahren dadurch völlig aus dem Blickfeld aller Beobachter verschwunden, aber die nützlichste Funktion war die Erklärung gewesen, wieso Mesa auf die groß angelegte Ausnutzung der Gensklaverei durch Manpower umgeschwenkt war. Die ständige, fortlaufende Verbesserung des Erbguts der Mitglieder des Alignments lag unter den Forschungs- und Entwicklungsprogrammen Manpowers verborgen und wurde als oberflächliche Verbesserung des äußeren Aussehens getarnt.
Doch was immer der Rest der Menschheit vielleicht glaubte, die Detweiler-Linie war längst nicht ausgestorben. Im Gegenteil, das Detweiler-Genom war eines der − wenn nicht sogar das − am weitestgehenden verbesserten Genome im ganzen Alignment. Und Albrecht Detweilers »Söhne« waren seine genetischen Klone. Zumindest Bardasano, da war er sicher, hatte das begriffen, ganz gleich, wie gut gehütet dieses Geheimnis auch sein mochte. Möglicherweise wusste auch Kyprianou Bescheid; er arbeitete sehr eng mit Daniel zusammen. Auch Jerome Sandusky hegte vielleicht einen Verdacht, doch niemand von den Dreien würde solche Mutmaßungen auch nur mit einem Wort gegenüber irgendjemandem sonst erwähnen.
»Also gut«, sagte er. »Sobald Everett, Franklin und Gervais wieder auf Mesa sind, setzen wir uns zusammen und diskutieren es. Wie gesagt, Bedenken habe ich nur wegen des Zeitpunkts. Wir wissen alle, dass wir nahe daran sind − sehr nahe −, und ich möchte nicht, dass Ungeduld in letzter Sekunde uns jetzt noch zu einer Fehlentscheidung treibt.«
»Das will niemand von uns, Vater«, stimmte Benjamin ihm zu, und die beiden anderen nickten. Sich die Zeit zu nehmen, um die Dinge zu überdenken, war stets grundlegendes Prinzip in der Operationsplanung des Alignments gewesen.
»Gut. Bis dahin allerdings: Welchen Eindruck habt ihr von Anisimovnas und Bardasanos Bericht?«
»Ich glaube, Bardasano hat wahrscheinlich den Finger genau auf das gelegt, was geschehen ist«, sagte Benjamin. Er sah Collin mit hochgezogener Augenbraue an, und sein Bruder nickte.
»Und ob sie recht hat mit ihrer Vermutung, was die Operation auffliegen ließ, ist nebensächlich«, fuhr Benjamin fort und wandte sich wieder Albrecht zu. »Wir haben Monica verloren; Verrochio wird den Schwanz einziehen, ganz wie Anisimovna es vorhergesehen hat;
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