21 - Die achte Flotte
eintritt, und die verdammten Sollys über ihre eigenen Füße stolpern, müssen wir die Sache vielleicht früher in die Hand nehmen, als wir es wollten. Und wenn es so aussieht, als würde das geschehen, muss ich wissen, wo wir stehen, damit ich den zeitlichen Ablauf planen kann.«
ELF
»Willkommen an Bord, Admiral«, sagte Captain of the List Victoria Armstrong, als Michelle über die Linie auf dem Deck trat, die die offizielle Grenze zwischen Ihrer Majestät Raumstation Hephaistos und HMS Artemis bildete, welches soeben zu ihrem Flaggschiff geworden war.
Die übergroße Personenröhre, die Beiboothangar Zwo des Schlachtkreuzers mit der Raumstation verband, war überfüllt gewesen, als Michelle eintraf. Erstaunlich, wie rasch sich das geändert hatte, als die Ansage jeden informierte, dass sie durch die Röhre komme. Der Strom in und aus der Röhre war beinahe sofort zum Stillstand gekommen, und wer sie nicht rechtzeitig hatte verlassen können, drückte sich an die Wandung, während Michelle sie im Zentrum durchquerte, dicht gefolgt von Gervais Archer und Chris Billingsley.
Ist doch schön, der Admiral zu sein, dachte sie bei sich, und bemühte sich um ein angemessen ernstes Gesicht. Die Versuchung zu lachen war allerdings abrupt entschwunden, als sie aus der Röhre trat und die Bootsmannspfeifen zu schrillen begannen. Sie gehörten zu den Ehrenbezeigungen und Formalitäten der uralten Zeremonie des Anbordkommens, und sie spürte, wie sie sich unter einer Mischung aus Vorfreude, Aufregung und Nervosität anspannte. Nun aber streckte sie die Rechte aus und umfasste die Hand, die Armstrong ihr bot.
»Danke, Captain«, sagte sie zu ihrer brandneuen Flaggkommandantin − der sie im ganzen Leben noch nie begegnet war.
Armstrong war recht hochgewachsen und stand in der Größe irgendwo zwischen Michelle und Honor. Sie hatte ein energisches Gesicht, dunkelgrüne Augen und kastanienbraunes Haar. Für ihren Rang war sie jung, selbst nach einem halben T-Jahrhundert des Flottenausbaus und über zwanzig Jahren Krieg − sie war knapp über fünfundzwanzig T-Jahre jünger als Michelle −, und niemand hätte sie für schön gehalten, oder auch nur sonderlich ansehnlich. Doch aus ihrem Gesicht sprachen Charakter und Intelligenz, und der Blick der grünen Augen war lebhaft.
»Wie Sie sehen können, Mylady«, fuhr die Flaggkommandantin fort und wies mit der Hand auf die hektische Betriebsamkeit und das scheinbare Chaos im Hangar, »sind wir ein klein wenig beschäftigt.« Sie musste die Stimme erheben, um in dem Lärm gehört zu werden, der wieder aufflammte, kaum dass die offizielle Begrüßung des neuen Admiral vorüber war. »Genauer gesagt, die Werftheinis krabbeln hier noch über alle Decks, fürchte ich«, sagte sie lächelnd.
»Das kann ich sehen«, erwiderte Michelle. »Gibt es ein bestimmtes Problem?«
»Probleme haben wir tonnenweise«, antwortete Armstrong fröhlich. »Aber wenn Sie fragen wollten, ob es ein Problem gibt, das unser Auslaufen verzögern wird, dann ist die Antwort nein. Wenigstens bin ich mir ziemlich sicher, dass die Antwort nein ist. Die Schiffstechnik hat das meiste unter Dach und Fach, und ich bin zuversichtlich, dass dieses Schiff sich bewegt, wenn wir aufs Gas treten. Bei einigen anderen Systemen habe ich meine Zweifel, aber so oder so, wir halten den Zeitplan ein, Mylady. Ich habe Hephaistos schon gewarnt, dass ich die Werftheinis notfalls mitnehme, wenn ich auslaufe.«
»Ich verstehe.« Michelle schüttelte lächelnd den Kopf. Ihr erster Verdacht, Armstrong könnte sie auf die Werftarbeiter aufmerksam machen, um zu erklären, weshalb es nicht ihr Fehler sei, wenn sie nicht rechtzeitig auslaufen konnten, war offensichtlich fehl am Platze gewesen.
»Das Beste wäre, Mylady«, fuhr Armstrong fort, »sich in den Lift zu setzen, damit Sie aus diesem Irrenhaus rauskommen.
Sobald die Türen zu sind und wir wieder unser eigenes Wort verstehen können, sagen Sie mir, wohin Sie wollen. Captain Lecter und Commander Adenauer sind im Augenblick auf dem Flaggdeck. Von Cindy − Captain Lecter, meine ich − soll ich Ihnen ausrichten, ihr sei klar, dass Sie in diesem Lärm nichts getan bekommen, daher wartet sie auf Ihr Kommando. Wenn Sie Captain Lecter und Commander Adenauer − und mich natürlich − lieber in Ihrem Arbeitszimmer statt auf dem Flaggdeck sprechen wollen, können sie bei unserem Eintreffen dort sein.«
»Ich würde gern meine Kajüte sehen«, gab Michelle zu, »aber noch mehr
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