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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über deine Kräfte lachen!“
    „Es steckt ein böser Zauber in dem Ring, ein Zauber, der dich verderben wird!“
    „Grad diesen Zauber will ich kennenlernen!“
    „Sieh hier meine Faust! Ich öffne sie nicht; also kannst du ihn nicht bekommen, außer du schneidest mir die Hand ab!“
    „Das ist nicht notwendig; es genügt ein einziger Druck. Paß auf, wie man das macht! Ich mache dir diese Hand mit ebenso großer Leichtigkeit auf, wie ich dir schon die andere blutig gezeichnet habe.“
    Ich faßte mit meiner Linken sein Handgelenk, legte den Daumen der Rechten auf seinen innern und den gebogenen Zeigefinger auf den äußern Mittelhandknochen und drückte die Knöchel so zusammen, daß er einen Schrei ausstieß und die Hand öffnen mußte. Ein schneller Griff nach dem Ring, ein schraubendes Drehen desselben von dem Finger herab, und ich hatte ihn in der Hand.
    „Sieh, da ist er!“ lachte ich. „Ich werde ihn als Andenken an dich tragen und bin dir herzlich dankbar für die Bereitwilligkeit, mit welcher du ihn mir überlassen hast! Ich werde, um dir meine Dankbarkeit zu beweisen, dir jetzt zeigen, daß dieses Loch hier wirklich der Anfang eines Ganges in das Freie ist.“
    Er ließ nun ein tiefes, fast tierisches Stöhnen hören; es schien ihn eine solche Wut gepackt zu haben, daß ihm ein menschliches, artikuliertes Sprechen unmöglich war. Der Kammerherr mußte mir helfen, den Gang vom Schutt zu befreien; dann stieg ich hinab, kroch bis an das Ende desselben und forderte den dort noch stehenden Kavalleristen auf, mir die Waffen Halefs heraufzureichen; hierauf kehrte ich in das Gefängnis zurück.
    Halef war außerordentlich erfreut, als er sah, was ich ihm brachte.
    „Sihdi, erst jetzt fühle ich mich wieder als Mann“, sagte er. „Solange man nichts als nur die beiden Hände hat, ist man jedem, der einen Schuß Pulver im Laufe hat, in die Gewalt gegeben. Nun aber habe ich das, was ich brauche, und ich bin bereit, es mit allen Säfirs der Welt aufzunehmen. Schau den dort an! Er wird nun nicht mehr schimpfen.“
    Ich sah, daß dem Säfir ein Lappen auf den Mund gebunden worden war, und fragte, warum man das getan habe.
    „Als du hier in dem Loch verschwunden warst, sprach er wieder von Hunden; er glaubte wahrscheinlich, daß ich mir mehr gefallen lassen werde als du. Da habe ich ihm zwei Fetzen vom Gewand gerissen und den einen in den Mund gestopft, den andern aber daraufgebunden. Sagte er vorher, was er dachte, so hat er jetzt Gelegenheit, zu denken, was er sagen möchte. Was soll nun geschehen? Ich bin wieder bewaffnet und also zu allem bereit, was du von mir verlangst.“
    „Wir müssen jetzt hinaus, um, da wir den Anführer haben, nun auch seine Leute festzunehmen.“
    „Ja, tun wir das! Wie werden sie entzückt sein, an seiner Stelle zwei so tapfre Männer, wie wir sind, erscheinen zu sehen! Kriechen wir durch dieses Loch?“
    „Nein. Wir gehen oben durch den Gang, um ihnen in den Rücken zu kommen. Vorher aber müssen wir uns des Säfir noch besser als bisher versichern.“
    „In welcher Weise?“
    „Wir binden ihn so an, daß er sich erwürgt, sobald er einen Versuch macht, sich zu befreien. Bringt ihn heraus, mir nach!“
    Halef und der Kammerherr schleiften ihn in den Mittelraum. Ich ließ das Gitterwerk nieder und schob die Riegel vor. Hierauf suchten wir nach einer passenden Leine, und als wir sie gefunden hatten, lehnten wir den Säfir an die Drahtstäbe und banden ihn in der Weise daran fest, daß ihm die Leine an der Kehle saß und er also bei einer größeren Anstrengung loszukommen, sich erdrosseln mußte.
    Als wir damit fertig waren und ich wieder zu dem Licht griff, um den beiden andern voranzugehen, hielt mich der Pischkhidmät Baschi durch die Worte zurück:
    „Ich hörte, daß ihr die Leute des Säfir festnehmen wollt, Effendi. Soll das jetzt geschehen?“
    „Ja“, erwiderte ich.
    „Und ich soll mitgehen?“
    „Natürlich! Oder willst du allein hier bleiben?“
    „Nein, o nein! Ich möchte nicht tot hier sein, viel weniger lebendig! – Aber sag, wird es zum Kampf kommen?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Und ich soll mitkämpfen?“
    Der hohe Herr hatte Angst; um diese zu erhöhen, antwortete ich:
    „Ich begreife, daß du ganz begierig bist, dich endlich einmal rächen zu können. Du hast dich einen außerordentlich tapfern Krieger genannt, und wir freuen uns sehr, daß uns durch diese deine Tapferkeit der Sieg so sehr erleichtert wird!“
    „Ja“, nickte auch Halef sehr

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