21 - Im Reiche des silbernen Löwen II
Pascha?“
„Ja.“
„Er wird hierher kommen?“
„Ich wünsche es. Schicke sofort einen Boten auf einem schnellen Pferd zu ihm nach Hilleh! Er mag ihn holen und sein Führer zu uns sein.“
„Ich werde meinen besten Reiter senden. Und noch eine Frage, Effendi! Wirst du sie mir vielleicht übelnehmen?“
„Du wirst nichts fragen, was mir nicht gefällt. Also sprich!“
„Ich meine das Versprechen, welches du meinen Asaker gegeben hast – – –“
„Oh, die zugesagten Piaster?“
„Ja. Sei mir nicht bös darüber, daß ich dich daran erinnere! Ich gönne ihnen eine solche bisher noch nie erlebte Freude von ganzem Herzen. Ich bin froh, da sollen auch sie fröhlich sein!“
„Diese Fürsorge und Teilnahme kann dich nur ehren. Ich sage auch hier: Was ich verspreche, das halte ich. Sie bekommen das Geld.“
„Darf ich ihnen das sagen?“
„Ja.“
„Ich danke dir!“
Er ging, wendete sich aber nach einigen Schritten wieder um und sagte:
„Effendi, wenn in den Herzen aller Christen deine Liebe und deine Güte wohnte, so würde dein Glaube dem unsern sehr gefährlich sein. Allah segne und bewahre dich!“
Nun stieg er hinab.
FÜNFTES KAPITEL
Frohe Heimkehr
Wir sahen dem alten, braven und jetzt so frohen Mann nach, bis er unten angekommen war. Ich fühlte mich tief bewegt von seinem Gebet und den darauf folgenden Worten. Halef ging es ebenso. Er sagte:
„Das ist wieder einer, den du glücklich gemacht hast, Sihdi! Ich weiß noch viel besser als er, wie gefährlich deine Nächstenliebe jedem Anhänger des Propheten werden kann, der mit dir in Berührung kommt. Anstatt dich, wie es mein fester Wille war, zum Islam zu bekehren, habe ich mich von dir zu Isa Ben Marryam (Jesus, Mariens Sohn) führen lassen und sehe ein, daß ich dadurch geworden bin, was ich früher glaubte zu sein, aber doch nicht war, von ganzem Herzen glücklich nämlich! Du hast mir vorhin gesagt, daß jeder Soldat hundert und jeder Unteroffizier zweihundert Piaster bekommen soll; das sind über sechstausend Piaster. Wo willst du die hernehmen? Aus deinem eigenen Beutel? Da muß er viel tiefer und inhaltsreicher sein, als ich bisher dachte!“
„Wir haben Geld, lieber Halef, viel, viel mehr Geld, als wir brauchen!“
„Wo?“
„Ich werde es dir zeigen.“
„Allah! Ich ahne es! Es steckt welches hier in den Ruinen?“
„Allerdings.“
„Wieviel?“
„Das weiß ich nicht; aber es scheint, daß es nicht wenig ist.“
„Maschallah! Wer wird es bekommen?“
„Meiner Ansicht nach bin ich verpflichtet, es dem Pascha auszuliefern.“
„Dem Pascha? Mir scheint, es gibt nur einen einzigen Pascha, der es zu bekommen hat, und der bist du!“
„Warum?“
„Weil du es entdeckt, gefunden hast.“
„Deine Ansicht vom Finden ist nicht die meinige.“
„So hast du wenigstens einen Finderlohn zu beanspruchen, und den mußt du so hoch wie möglich stellen!“
„Dazu bin ich allerdings entschlossen.“
„Wieviel wirst du verlangen?“
„Ich fordere, daß unser Bimbaschi in Bagdad das wiederbekommt, was ihm der Säfir abgenommen hat.“
„Das ist gut; das freut mich sehr! Weiter!“
„Ferner sind davon die Belohnungen zu bezahlen, welche ich den Soldaten versprochen habe.“
„Auch das hat meine Billigung. Weiter!“
„Weiter nichts.“
„Wie? Weiter nichts? Für dich und auch für mich nichts?“
„Nichts!“
„Höre, Effendi, das ist so eine Stelle deines Verstandes, welche zugeklebt und ausgebessert werden muß! Bedenke doch, was wir alles unternommen und gewagt haben und wie es uns dabei ergangen ist, um hinter die Geheimnisse des Birs Nimrud zu kommen! Und dafür sollen wir nichts, gar nichts erhalten? Kein Hammal (Lastträger) und kein Schaggal biljomije (Tagelöhner) arbeitet umsonst, und wir, die wir die tapfersten Helden des ganzen türkischen Reiches und auch aller andern Reiche sind, sollen unsere Freiheit und unser Leben wiederholt gewagt haben, ohne einen einzigen Para von dem Geld zu bekommen, dessen Entdeckung man nur uns allein zu verdanken hat? O Sihdi, du bist zu nobel, viel zu nobel!“
„Eben weil ich kein Hammal und kein Schaggal biljomije bin, verbietet es mir meine Ehre, für mich persönlich Lohn zu fordern. Ich bin überzeugt, daß auch dein Ehrgefühl dich hindert, dich wie einen Tagelöhner behandeln zu lassen!“
„Tagelöhner? Höre, Effendi, ich bin der oberste Scheik der berühmten Haddedihn vom großen Stamm der Schammar, und wehe dem, der es wagen wollte, mir
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