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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erkundigte sich:
    „Effendi, wie war es dir möglich, hier heraufzukommen? Du hast dich, als du von uns gingst, doch nach der andern Seite der Ruine entfernt. Ich war sehr erstaunt, als ich dich dann hier oben sah.“
    „Hast du mich sogleich erkannt?“ fragte ich.
    „Ja. Wir hatten den Aufgang nach hier oben so eng besetzt, daß du unmöglich durch unsere Reihen gekommen sein kannst!“
    „Vielleicht erzähle ich dir, wie es mir möglich gewesen ist, über den Birs hinweg- und hierherzufliegen.“
    „Fliegen? Nein, geflogen bist du freilich nicht. Hier sehe ich einen Eingang; vielleicht gibt es auf der andern Seite auch einen, den du gekannt hast; du bist dort hinein und durch das Innere hierhergegangen.“
    „Davon später! Jetzt sage mir, wie es dir gelungen ist, die Ghasai-Beduinen zu ergreifen!“
    „Das geschah auf die einfachste Weise. Wir beobachteten sie, bis der Perser, welcher der Freund des Sandschaki ist, mit ihnen fertig war und sich entfernte. Ich glaubte, du habest ihm die Hand zerschmettert, aber die Verletzung scheint doch nicht so groß gewesen zu sein, denn er hatte sie zwar verbunden, konnte aber die Finger doch ganz gut bewegen und gebrauchen.“
    „Ja, den Beweis hiervon hat er auch mir geliefert.“
    „Als er fort war, rüsteten sich auch die Ghasai zum Aufbruch. Die Pferde und Kamele der Karwan-i-Pischkhidmät Baschi waren ihnen bei der Verteilung der Beute zugefallen. Wenn ich sie diese Tiere besteigen ließ, war der Verlust wenigstens einiger von ihnen zu befürchten; darum durfte ich es gar nicht so weit kommen lassen. Ich zog also meine Leute schnell zusammen, und wir drangen so unerwartet auf sie ein, daß sie grad so erschrocken wie hier die Schmuggler waren. Einige, welche sich wehrten, wurden mit dem Kolben niedergeschlagen. Wir wurden so rasch und leicht mit ihnen fertig, daß ich mich nachher fast darüber gewundert habe. Freilich ging es dabei nicht ohne großen Lärm und lautes Geschrei ab, wodurch die Schmuggler gewarnt wurden; ich mußte also die Linie der Einfassung schleunigst wieder herstellen lassen, um ihnen die Flucht unmöglich zu machen. Sie kamen auch sehr bald dahinter, daß sie umzingelt waren, und zogen sich nach der Höhe zurück, von wo aus sie keinen Angriff wagten. Was dann geschah, das weißt du ja. Du kanntest die Zahl dieser Leute und stelltest mir die Bedingung, keinen von ihnen entkommen zu lassen. Es fehlen aber der Perser und noch eine Person, doch glaube ich nicht, daß wir daran schuld sind. Ich bin vielmehr überzeugt, daß es ihnen unmöglich gewesen ist, sich durch uns hindurchzuschleichen.“
    „Sorge dich nicht um deine Belohnung! Diese Personen haben wir selbst festgenommen.“
    Da hellte sich das bisher etwas besorgt gewesene Gesicht des Offiziers ganz auf; es legte sich ein vertraulich pfiffiges Lächeln auf dasselbe, und er sagte:
    „So darf ich dich wohl fragen: Ist jemand entkommen, Effendi?“
    „Wir haben sie alle!“
    „Deine Bedingung ist also erfüllt?“
    „Ja.“
    „Da du selbst soeben das Wort Belohnung erwähnt hast, wirst du mir Wohl nicht zürnen, wenn auch ich daran denke. Oder nimmst du mir das vielleicht übel?“
    „Übel? Nein! Du hast ja ohne Zweifel das Recht, mich an mein Versprechen zu erinnern. Etwas anderes freilich ist es, ob du glaubst, daß ich es werde erfüllen können.“
    „Allah gebe es!“ rief er, tief Atem holend, aus.
    „Hm! So ganz überzeugt scheinst du doch nicht zu sein?“
    „Verzeih, Effendi! Du bist ein berühmter Mann; du stehst im Schatten des Padischah, den Allah segnen möge, und darfst Berichte schreiben lassen, welche der Seraskier wirklich liest; auch habe ich gesehen, wie freundlich der Pascha aus Stambul mit dir gesprochen hat. Ich bin also überzeugt, daß deine Worte und Vorschläge an den hohen Stellen der Regierung wohl beachtet und berücksichtigt werden, aber – aber – aber –“
    „Was, aber – – –?“
    „Darf ich es sagen?“
    „Ja.“
    „Du wirst mir nicht zürnen?“
    „Nein.“
    „Daß ich jetzt und sofort Bimbaschi sein soll, das – das – das – – –“
    „Sprich doch weiter!“
    „Das bringst du wohl nicht fertig!“
    „Warum nicht?“
    „Erstens bist du ein Christ, während die hohen Offiziere, welche über mich zu bestimmen haben, Mohammedaner sind.“
    „Schön! Zweitens?“
    „Zweitens kann dein Einfluß jetzt ja gar nicht wirken, weil dein Bericht an den Seraskier noch nicht in seinen Händen ist.“
    „Wenn das alle

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