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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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ständiger Schrecken der Seefahrt, brachten Schiffe zum Kentern oder zogen leichtsinnige Matrosen über Bord und hinab in die Tiefe, um sich an ihnen zu laben.
    Doch heute besaßen die Schiffe Rümpfe aus Stahl und waren zudem wesentlich seetauglicher als in vergangenen Zeiten. Die Seeleute trauten ihren Maschinen mehr als ihren Ohren, und sie heranzulocken wurde immer schwieriger. Nicht einer aus ihrem Schwarm hatte jemals Menschenfleisch gekostet.
    Wie wir leben, bestimme ich!, spuckte der erste Merrow heraus. Es sei denn, du willst mich zum Zweikampf herausfordern!
    Einen bedrückenden Moment lang umkreisten sich die beiden Kontrahenten lauernd... dann wich der potentielle Herausforderer zurück und trieb schlaff und unterwürfig im Wasser. Der erste Merrow kommentierte seinen Rückzug mit einem Geräusch, das ebenso gut ein Lachen wie ein Knurren bedeuten konnte. Es gibt einfachere Möglichkeiten zur Jagd. Und angenehmere.
    Begierig hingen die anderen an seinen Lippen.
    Habt ihr sie noch niemals gesehen, an den Meeresufern, in den seichten Regionen? Wie sie dreist in unseren Lebensraum eindringen, mit ihren Wellenbrettern, ihren jämmerlichen Bötchen, mit denen sie nicht einmal in der Lage wären, ein Seehundbaby aufzuhalten? Sie toben und tollen in der Brandung herum, als ob es uns überhaupt nicht gäbe!
    Unruhe kam unter den anderen auf. Was? Was? Wir sollen in Landnähe jagen? Oder gar an Land?
    Genau das, bestätigte der erste Merrow und wartete, bis ihr ängstliches Hin- und Hergezappel sich wieder gelegt hatte.
    Niemand aus unserem Volk hat jemals an Land gejagt!, wurde Protest laut.
    Bis jetzt, entgegnete er kühl.
    Es widerspricht unserer Natur! Unsere Heimat ist der Ozean, an Land sind wir langsam und schwerfällig!
    Sie sind in unsere Gewässer vorgedrungen und haben überlebt. Sie haben sich angepasst. Wir werden es genauso machen. Schnelle Überraschungsangriffe, Vorstoß und rascher Rückzug.
    Er hielt inne, um sich mit einer langen gewundenen Zunge über die spitzen Zähne zu fahren. Sie haben uns vergessen, die Menschen. Sie denken, sie seien die Herren der Welt. Wir werden dafür sorgen, dass sie sich wieder an uns erinnern.
    Abermals machte er eine Pause und nahm, den Blick zur Meeresoberfläche gerichtet, eine klassische Kriegerpose ein.
    Wir werden dafür sorgen, dass sie nicht länger unsere Jagdgründe verderben.

    »Eh?«
    Giles zuckte zusammen. Ariels Stimme konnte mitunter ein unangenehmes Maß an Schrillheit annehmen, wenn sie etwas erklärt haben wollte. »Lampe«, gab er bereitwillig Auskunft, »äh... lampa, nicht, dass man bei deinem Volk irgendetwas damit anfangen könnte – nein, das ist ein –“
    »Eh?«
    »Briefbeschwerer«, beendete Giles seinen Satz und nahm ihn ihr aus der Hand, bevor sie ihn fallen lassen konnte. »Und, nein, ich habe keinerlei Ahnung, wie das gälische Wort dafür lautet.«
    »Eh?«
    »Ein Stuhl. Richtig. Zum Draufsetzen. Wie all die anderen Stühle, nach denen du mich gefragt hast.«
    Er wartete. Ariel hockte vor ihm auf dem Stuhl und blickte aus tellerrunden Augen neugierig zu ihm auf, unschuldig und offensichtlich ein wenig verwirrt. Sie ist noch ein Kind, rief er sich ins Gedächtnis, kein menschliches zwar, aber dennoch ein Kind.
    Und noch dazu eines, das einen reichlich erschöpften Eindruck machte... nein, ziemlich ausgetrocknet traf es eher. Ein Selkie konnte durchaus auf unbestimmte Zeit außerhalb des Meeres bleiben, wollte man der Volkskunde Glauben schenken, doch sicher gab es Grenzen.
    Die Badewanne!, kam Giles der rettende Gedanke. Randvoll mit Wasser, natürlich nicht ohne eine gehörige Prise Salz, damit Ariel sich dann auch wirklich zu Hause fühlte. Ein ausgiebiges Bad würde seinem kleinen Gast sicher gut tun.
    Und ihn, fügte er in Gedanken hinzu, während er ihr ein weiteres Mal den Briefbeschwerer in letzter Sekunde aus der Hand riss, hoffentlich ein wenig müde machen!

    »Buffy...«
    Buffy drehte sich auf die Seite und kuschelte sich tiefer in ihre Bettdecke. Ein schöner Traum. Viel schöner als die, die sie sonst hatte. Sie hatte immer noch das Gefühl, als wäre Angel bei ihr, hielte sie in seinen Armen, streichelte mit seinen kühlen Händen sanft über ihre Haut...
    »Buffy!«
    Seine Stimme klang sehr besorgt. Buffy wälzte sich auf den Rücken und öffnete die Augen.
    Angel kauerte auf der anderen Seite des Fensters und klopfte leise gegen die Scheibe.
    »Oh, ’tschuldigung«, rief sie mit verhaltener Stimme und hüpfte aus

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