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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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probieren...«
    Buffy öffnete den Mund, um von ihrem Ausflug in die Kanalisation zu berichten, doch die Diskussion, die in diesem Moment zwischen Giles und Willow über Meeresmagie – sinnigerweise auf der Basis von Salz – und/oder Erdmagie – selbstredend auf der Basis von Kräutern – entbrannte, legte den Schluss nahe, dass sie in nächster Zeit wohl kaum zu Wort kommen würde.
    Na klasse. ›Hexerdebatte geriet zum Fiasko – Heute Abend in den Tagesnachrichten.‹
    Sie schaute zu Ariel hinüber, die auf einem der Stühle lag und schlief. Offenbar bekam sie von dem ganzen Zirkus, der sich um sie herum – und wegen ihr – abspielte, nichts mit. Das kleine Mädchen war in den wenigen Tagen, die sie sich jetzt bei ihnen befand, sichtlich abgemagert; ihre Wangenknochen traten hervor und ihre Haut zeigte erste Anzeichen von Austrocknung und schien sich an einigen Stellen sogar schon zu lösen. Cordelia hätte zweifelsohne sogleich irgendeine Feuchtigkeitscreme verordnet, in Kombination mit reichlich Vitaminpräparaten und viel Bewegung. Doch für Buffy sah Ariel einfach nur... müde aus. Erschöpft.
    Mann, das kenne ich doch irgendwoher, dachte sie.
    Ariel wachte auf, öffnete die Augen und blickte Buffy an, und wieder spürte die Jägerin den leichten Schauer ihre Wirbelsäule hinabkriechen, der nie ganz verschwand, wenn Ariel in der Nähe war. Wenn das Selkie doch nur ein bisschen weniger wie ein Mensch aussehen würde – wenn es wenigstens Kiemen besäße oder so etwas, eine derartige Absonderlichkeit hätte Buffy nicht so sehr gestört. Doch Seehunde – und Selkies – waren Säuger. Keine Kiemen, keine Schuppen, kein gar nichts. Nichts an ihrem Äußeren rechtfertigte die Annahme, dass es sich bei Ariel um mehr als ein sich lediglich etwas sonderbar verhaltendes Kind handelte. Hätte Willow an jenem Morgen nicht die starke magische Aura gespürt, die sie umgab, wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach in irgendeinem der umliegenden Krankenhäuser gelandet, ohne Aussicht, jemals wieder nach Hause zurückzukehren.
    Wütend über ihre eigene Unfähigkeit, das Selkie ebenso unvoreingenommen zu akzeptieren, wie die anderen es taten, wandte sich Buffy ihrem Wächter zu. Höchste Zeit, die Prioritäten wieder ein wenig zurechtzurücken.
    „Giles, ich unterbreche ja nur ungern diesen netten anregenden Austausch von Magie-Rezepten, aber ich hätte da einiges zu unserem anderen kleinen Problem zu –“
    In diesem Moment pochte es an der Bibliothekstür. Ariel sprang mit der Reaktionsschnelligkeit eines in freier Wildbahn lebenden Tieres von ihrem Stuhl auf und schoss ängstlich winselnd auf Giles zu. „Schnell, in mein Büro«, befahl er ihr, scheuchte sie mit den Armen vor sich her und wie ein geölter Blitz flitzte sie hinein. Nachdem er hinter ihr die Türe geschlossen hatte, wandte er sich seinen verdatterten Helfern zu: »Man kann nie vorsichtig genug sein.«
    »Glauben Sie, jemand könnte sich fragen, warum sie nicht in der Schule ist?«, fragte ihn Buffy.
    »Nein, dafür ist sie noch zu klein. Aber es gibt meines Erachtens keinen Grund, sie unnötig neugierigen Blicken auszusetzen«, entgegnete er, gefolgt von einem reichlich verspäteten »Herein!«.
    Der Mann, der daraufhin die Bibliothek betrat, war, schätzte Buffy, ungefähr in Giles’ Alter, obwohl das schwer zu sagen war: Er hatte eines von diesen Gesichtern, deren Züge grundsätzlich hart und verbittert wirkten. Könnte auch als ein etwas in die Jahre gekommener Don Juan durchgehen, dachte Buffy, mit seinen großen dunklen Augen und dem aparten Grauansatz in seinem glatten schwarzen Haar. Doch der leicht säuerliche Zug um seine Lippen machte diesen Eindruck gleich wieder zunichte. Seine verbiesterte Miene deutete darauf hin, dass dieser Mann mit äußerster Vorsicht zu genießen war. Leute mit seinem Gesichtsausdruck neigten nicht selten zu Verhaltensweisen, die bestens dazu geeignet waren, ihre Mitmenschen ebenfalls sehr unglücklich zu machen.
    Willow war wie immer die Arglosigkeit in Person. Lächelnd erhob sie sich von ihrem Stuhl. »Dr. Lee! Wie schön, Sie wieder zu sehen! Sie erinnern sich«, fügte sie hinzu, ein wenig enttäuscht über das große Fragezeichen, das in seinem Gesicht zu lesen war, »E.L.F.? Die freiwilligen lokalen Einsatzkräfte? Sie haben uns im vergangenen Juni besucht und mit uns diskutiert.«
    Er zwang einen Anflug von Freundlichkeit auf sein verkniffenes Gesicht. »Ah, natürlich. Sie müssen verzeihen, aber ich

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