2103 - Der Kampf des Konquestors
seiner Flugbahn durch - und die Klinge teilte im Sprung den Körper des Raubtiers, schärfer als jedes Skalpell, in zwei Hälften.
*
Tran Rogue empfand einen ungeheuren Triumph. Er hatte das Tier besiegt, und es hatte gar nicht einmal lange gedauert! Der Kämpfer, der er einmal gewesen war, erwachte allmählich wieder in ihm.
Das Untier war sogar ein Glücksfall für ihn gewesen. Jetzt hatte er Fleisch in Massen und konnte sich den Bauch voll schlagen. Er leckte sich die wulstigen Lippen und murmelte ein Dunkles Gebet.
Dann machte er sich an die Arbeit. Mit Hilfe der Klinge zerteilte er den Kadaver des exotischen Räubers und schnitt einige schöne Stücke Fleisch heraus. Tran Rogue war es gewohnt, tierische Nahrung roh zu verzehren. Also steckte er sich das erste blutige Stück in den Mund, kaute kurz - und spie es in hohem Bogen wieder aus.
„Das ist ungenießbar!", rief er aus. „Lieber hungere ich noch ein oder zwei Tage, als dies hinunterzuwürgen! Was für eine verfluchte Welt ist das?"
Tiki, der Einzige, der ihn hören konnte, gab keine Antwort. Der Kettensklave wusste, wann es besser war, einfach zu schweigen.
Rogue fluchte eine Weile vor sich hin. Er musste weiterhin ohne Nahrung und Trinkwasser auskommen.
Der Konquestor suchte die silbernen Scheidenstücke, die im Moos lagen, und setzte sie um die Klinge zusammen. Das Risiko, sich an ihr zu verletzen, wäre ansonsten zu groß gewesen. Damit entstand wieder der harmlos aussehende „Spazierstock".
So gerüstet nahm Rogue seinen Marsch wieder auf. Das Moos reichte ihm bald bis zu den Knöcheln, aber der Untergrund blieb stabil. Auch die Büsche wuchsen jetzt höher, doch sie trugen zu Rogues Enttäuschung keine Früchte.
Nach einer Weile, die Sonne stand schon hoch am Himmel, entdeckte er eine Art Trampelpfad im Moos. Größere Tiere mussten hier einen Weg in den Boden getreten haben. Der Konquestor konnte nur hoffen, dass es nicht wieder Raubtiere von der Art der erledigten Bestie waren.
Er ging das Risiko ein und folgte dem Pfad. Einmal hörte er in der Ferne ein dumpfes Röhren. Dann und wann huschten kleine Tiere quer über den Pfad, aber sie waren viel zu schnell, als dass er eines davon hätte fangen können.
Der Hunger wühlte in seinen Gedärmen. Was hätte er jetzt für nur eine Hand voll Speisewürmer gegeben! Trah Rogue suchte das Moos nach Schlangen oder großen Insekten ab - nichts. Wenn er nicht bald etwas zu essen bekam, konnte er den Stützpunkt im Gebirge getrost vergessen.
Inzwischen hatten sich dunkle Wolken vor die Sonne geschoben. Trah Rogue war dankbar dafür, denn das Gestirn hatte den Schlamm in seinem Pelz regelrecht gebacken. Er war steif und behinderte Rogue in seinen Bewegungen. Tiki steckte auf der Brust seines Herrn fest und kam nicht mehr voran.
Der Konquestor hatte kein Mitleid mit dem Kleinen. Er ekelte sich vor sich selbst, es war furchtbar!
Sein kostbarer Pelz, immer gepflegt und glänzend. Er war froh, dass ihn niemand so sehen konnte.
Unter der verletzten Eitelkeit litt er womöglich noch mehr als unter Hunger und Durst.
Dann aber begann es zu regnen. Zuerst nur tropfenweise, kurz darauf schüttete es. Trah Rogue blieb stehen und breitete die Arme aus, duschte förmlich in dem kostbaren Nass. Es machte den verkrusteten Schlamm wieder elastisch und wusch ihn von Trah Rogues Leib herunter, jedenfalls etwas. Als der Schauer nach ungefähr zehn Minuten wieder aufhörte, fühlte Rogue sich schon besser. Er hatte mit den zusammengelegten Händen wenigstens ein wenig Regenwasser auffangen und schlürfen können.
Aber das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wieder hörte er das ferne Röhren. Diesmal wurde es von anderen Tieren beantwortet. Eine Herde?
Essbares Fleisch?
Trah Rogue nahm seinen Marsch gen Norden wieder auf. Seine Füße versanken bei jedem Schritt platschend im nun durchfeuchteten Moosboden, als er den Pfad verließ, der hier nach Westen abbog.
Es war Mittag, als das Moos- und Buschland zu Ende war. Zu Rogues Erleichterung begann dahinter nicht wieder ein Sumpf, sondern ein viele Kilometer breites, trockenes, savannenartiges Gelände. In einiger Entfernung war ein grüner Streifen zu sehen, vermutlich ein Wald. Die dunstige Luft über dem Streifen deutete auf Feuchtigkeit hin.
Wie aber sollte der Konquestor von Tradom bis dahin durchhalten? Die Savanne sah nicht so aus, als fände er darin Nahrung, und Wasser hielt sie schon gar nicht bereit.
Der Hunger brachte ihn fast um.
Weitere Kostenlose Bücher