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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mich wieder ein Stück aufrichtete, war er verschwunden. Demnach wurde voraus der Stollen extrem niedrig, aber er führte wenigstens zum Licht - vielleicht ins Freie.
    Was sollte ich tun? Die Leiter hinaufsteigen und dabei Sershan mitschleppen?
    Oder allein weitergehen und durch einen niedrigen Stollen kriechen, in den ich meinen Widersacher nicht mitnehmen konnte?
    Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit.
    Sershan war mein Feind, das hatte er mehrfach bewiesen. Er war es schon dadurch, dass er versuchte, mir bei Tagira zuvorzukommen. Ich hatte ihn mehrfach fair behandelt und sogar gerettet, obwohl er versucht hatte, mich zu töten. Mehr konnte niemand von mir verlangen.
    Ich lehnte ihn an die Leiter, tastete ihn ab und fragte ihn nach Ort und Art seiner Schmerzen. Danach konnte ich diagnostizieren, dass er nur leichte bis mittlere Brandwunden hatte. Seine Uniform hatte ihn weitgehend geschützt, allerdings war sie dabei ziemlich zerfetzt und teilweise verbrannt worden.
    „Hör zu!", sagte ich. „Hier trennen sich unsere Wege. Du kannst von hier die Leiter hochsteigen und musst danach selbst weitersehen. Ich aber krieche durch einen niedrigen Gang, in dem ich dich nicht mitschleifen kann - und auch nicht mag. Sobald ich mich mit Tagira vereint habe, werde ich veranlassen, dass jemand nach dir sucht, wenn das möglich ist."
    „Ich werde vor dir bei Tagira sein und dich töten, bevor du dich an ihr vergreifst, Arkonide!", flüsterte er mit schwacher, aber entschlossener Stimme. „Tagira gehört mir!"
    Ich beherrschte mich nur mühsam und wusste plötzlich, dass ich ihn nie wieder verschonen oder retten würde. Ich würde ihn töten, denn von jetzt an war er mein Feind.
     
    9.
     
    Auffahrt Ich legte mich lang hin und streckte Arme und Beine aus. In meinem linken Oberschenkel zitterte ein Muskel im Krampf.
    Ein ekliger Schmerz. Er verging allerdings schnell, nachdem ich eine Entspannungstechnik angewandt hatte.
    Angenehme Wärme durchrann meinen ganzen Körper. Ich drehte mich auf die Seite und versuchte zurückzublicken.
    Doch dort, woher ich gekommen war, war es finster. Ob Sershan wohl noch an der Leiter lehnte?
    Ich hatte in den vergangenen zwanzig Minuten einmal Geräusche gehört, so als stemmte sich jemand die Leiter hoch. Der Kerl erwies sich als verdammt zäh.
    Ich schaute wieder nach vorn. Das grüne Leuchten war näher und heller. Mühsam stemmte ich mich in der Enge hoch und bewegte mich weiter auf das Licht zu. Ich musste in der Hocke gehen, denn der Stollen war nicht höher als die Sitzfläche eines Stuhles und auch nicht breiter.
    Nach ein paar Minuten weitete sich der Stollen zu einem ungefähr würfelförmigen Raum von rund fünf Metern Höhe, dessen spiegelglatte Decke ein diffuses grünliches Leuchten ausstrahlte. Erleichtert richtete ich mich auf und sah mich um.
    Eigentlich hätte ich mich darüber wundern müssen, im Füllort einer Schachtanlage zu stehen, vor mir der Einstieg in einen relativ engen senkrechten Schacht, in dem zwei parallel zueinander verlaufende Gestänge hingen, an denen in bestimmten Abständen Fußtritte und Handgriffe befestigt waren, doch ich hatte längst begriffen, dass es zum Wettkampf um die Gunst Tagiras gehörte, dass primitive Anlagen vorkamen, die zumindest mir vertraut waren.
    Was ich hier sah, hatte es in der Frühzeit des terranischen Industriezeitalters gegeben: eine so genannte Fahrkunst, wie die Einrichtung genannt wurde, die ich vor mir sah. Hierbei wurden die Gestänge in gegenläufigem Rhythmus auf und ab bewegt, was dem Bergmann ermöglichte, jeweils bei Umkehr der Bewegungsrichtung des Gestänges einen Übertritt auf das andere Gestänge und damit eine im Vergleich zum Abstieg mit Leitern mühelose Bewältigung des Höhenunterschieds im Schacht zu vollziehen.
    Weiter!, befahl ich mir selbst. Du musst zuerst bei Tagira sein! Und Sershan ist noch nicht aus dem Rennen.
    Der Kerl ist zäh.
    Ich holte tief Luft und wandte mich dem Schachteinstieg zu. Im nächsten Augenblick wandelte sich die Szene.
    Weißliches Licht erhellte den Füllort, Stimmengewirr lag in der Luft - und ungefähr dreißig Menschen standen in dem Raum: angezogen mit langen dunklen Hosen, weißen Hemden, dunklen Westen und schwarzen Hüten.
    Bergleute, wie ich sie zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Erde gesehen hatte.
    Ich schüttelte den Kopf, um die Erscheinung aus dem Fundus meiner Erinnerungen zu verscheuchen, denn sie konnte nicht real sein.
    Doch alles blieb so.
    Die

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