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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirklich!, wisperte der Logiksektor. Vielleicht etwas anderes, aber dennoch mit demselben Resultat. Also immer wachsam!
    Die Humanoiden schienen sich geeinigt zu haben. Sie scharten sich um den Hund und schoben ihn zu einem bergseitigen Stolleneingang Dort sprangen sie auf und rollten eine abschüssige Strecke in den Berg hinein.
    Einer hatte seinen Revolver verloren. Anscheinend ohne es zu merken.
    Das war die Gelegenheit!
    Ich ging zur Tür. Sie ließ sich mühelos öffnen. Draußen sah ich mich nach allen Seiten um. Niemand war zu sehen. Ich war allein. Ich spurtete dorthin, wo die Handfeuerwaffe lag, und hob sie auf.
    Es handelte sich um einen sechsschüssigen Trommelrevolver, eine rohe Arbeit. Außerdem rostig und mit verzogenem Lauf. Ich klappte die Trommel heraus. Die Patronen waren vollzählig und - ich überprüfte auch das - keine Platzpatronen.
    Noch einmal sah und hörte ich mich wachsam um. Ich war allein.
    Aus einiger Entfernung drangen noch Rufe aus dem Stollen, in dem der Hund verschwunden war. Sonst war es still - bis auf das Knarren und Quietschen der Fahrkunstgestänge. Das Haus, in dem der Schacht endete, war zweistöckig, grau, mit schiefergedecktem Satteldach und irgendwie unheimlich - als wäre es aus einer fernen Zeit hierher versetzt worden.
    Was meinst du dazu?, wandte ich mich an den Extrasinn.
    Keine Antwort.
    Unwillkürlich zog ich die Schultern hoch. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Der Extrasinn fehlte mir.
    Einsamkeit kann verdammt wehtun.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich dazu durchgerungen hatte, die Gelegenheit zu nutzen und mit einer der beiden Gondeln bergauf zu fahren, bis zu der hoch oben thronenden Burg aus veredeltem Silber.
    Da ich annahm, dass die Steinkohle für die Burg bestimmt war, kletterte ich in die Gondel. Auf einem kleinen Schaltbrett befand sich ein einziger Schalter. Ich sah noch einmal zurück und dachte an das grausige Schicksal, das meinen Gegenspieler ereilt hatte, dann legte ich den Schalter um.
    Mit einem so heftigen Ruck, dass ich umgerissen wurde, fuhr die Gondel an.
    Als ich mich wieder aufgerichtet hatte, musterte ich die Seilbahnanlage genauer. Ich sah, dass die Seile, an denen die beiden Gondeln hingen, unabhängig voneinander waren, das hieß, dass die aufwärts fahrende Gondel nicht von einer abwärts fahrenden gezogen wurde. Stattdessen trieb offenbar eine Motorwinde die Zugseile jeder Bahn an, die dann auf ihrem Tragseil bergauf beziehungsweise bergab rollte. Die Masten, die die beiden Tragseile abstützten, bestanden aus Stahlgittern, die hoch aus dem Wipfeldach des Waldes ragten. Durch ihre langen Pendelarme streiften die Gondeln dennoch zeitweilig beinahe die Wipfel.
    Doch das störte mich nicht. Es ging voran, das war die Hauptsache. Bald würde ich meine Göttin in die Arme schließen.
    Als es plötzlich heller wurde, legte ich den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. Ich sah, dass die Wolkenschleier sich aufgelöst hatten - und der Blick frei war auf die in der Lichtfülle der nahen Galaxis Wassermal glitzernde und gleißende Burg aus grellweiß schimmerndern Silber.
    Es war so strahlend hell, dass ich geblendet wurde ...
     
    *
     
    Mein Inneres war in hellem Aufruhr. Sehnsucht, freudige Erwartung und ein bisher nie gekanntes Glücksgefühl paralysierten mich förmlich. Ich wurde unfähig, meine Umgebung real wahrzunehmen und auf äußere Reize folgerichtig zu reagieren.
    Wie lange dieser Zustand angehalten hatte, wusste ich hinterher nicht zu sagen. Ich merkte nur nach einiger Zeit, dass etwas nicht stimmte.
    Alarmiert blickte ich mich um - und sah, dass die Baumwipfel nicht mehr rasch unter mir vorüberhuschten, sondern nur noch im Schneckentempo dahinkrochen. Ab und zu bewegte sich die Gondel gar nicht mehr, dann wieder ruckte und bockte sie nur.
    Ich sah am Pendelarm der Gondel hinauf. Die Seilrollen der Laufkatze schienen in Ordnung zu sein, aber das den Vortrieb erzeugende Zugseil glühte dunkelrot.
    Das war es: Durch seine Erwärmung hatte sich der Durchmesser des Zugseils vergrößert und lief nur noch sehr schwerfällig durch seine Halterungen. Das Ergebnis war ein Bremseffekt.
    Und dieser Bremseffekt verstärkte sich mehr und mehr. Ich konnte mir beinahe ausrechnen, wann meine Kabine zum Stillstand kommen würde.
    Aber warum? Was hatte die Erwärmung ausgelöst?
    War das Zugseil infolge jahrelanger mangelhafter Wartung spröde geworden, so dass sich ein Reibungseffekt einstellte, der wiederum die Erhitzung

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