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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Lampe weggenommen? Wahrscheinlich wusste er, dass ich sie nicht ohne Gegenwehr hergegeben hätte - und bei dem Gerangel hätten wir uns womöglich mit Öl begossen und uns angezündet.
    Wenig später stieß ich auf eine Art Sägebock. Er war umgefallen. Demnach hatte Sershan ihn angerannt.
    Gleich dahinter ging es wieder eine lange, schmale Eisenleiter hinab.
    Ich packte die Holme und wollte mich auf die dritte Sprosse von oben schwingen.
    Es gab einen scharfen Knall, dann traf mich etwas. Ich wurde gegen die gegenüberliegende Schachtwand geschmettert und stürzte in die Tiefe. Mir wurde blitzschnell klar, dass ich einen elektrischen Schlag erhalten hatte. Aber noch vorher erfasste mein Unterbewusstsein die Lage instinktiv und drehte den Körper so, dass ich nach zirka vier Metern den Aufprall abfederte und mich zur Seite warf.
    Die Lampe flog mir allerdings dabei aus der Hand. Bevor ich sie wieder ergriffen hatte, war sie in den einzigen benachbarten Schacht gefallen.
    Schnell hinterher, bevor Sershan sie holt!
    Etwas wie Blitzlicht oder Wetterleuchten fuhr aus der Mündung des anderen Schachtes, dann kam ein schmetternder Krach.
    Eine Explosion! Eine Verpuffung!
    Jemand stöhnte grauenhaft. Die Flamme der Lampe musste ein Gas-Luft-Gemisch zur Explosion gebracht haben.
    Genau dort, wo der ehemalige Krieger gestanden und darauf gewartet hatte, dass ich seiner Falle zum Opfer fiel: denn mir war klar, dass nur er die Eisenleiter unter Strom gesetzt hatte.
    Allerdings unbegreiflicherweise wohl so, dass die Stromzufuhr sich in dem Moment desaktivierte, in dem ich die Leiter berührte. Sonst hätte ich festgehangen und wäre innerlich verschmort. Eigentlich hätte ihm das doch recht sein müssen.
    Jetzt hatte Sershan die Quittung für seine Heimtücke erhalten. Hoffentlich war er tot.
    Auf Händen und Knien kroch ich zu dem Schacht, in den meine Lampe gefallen war. Ich sah absolut nichts.
    Nachdem ich den Rand des Schachtes abgetastet hatte, berührte ich mit den Fingerspitzen die herausragende Leiter. Sie führte keinen Strom. Ich zog mich auf die Leiter und hangelte Hand über Hand zum Schachtgrund.
    Schon bevor ich ihn erreichte, bekam ich den für eine Kohlenstaub-Verpuffung charakteristischen Geruch in die Nase. Sershan musste herumliegenden Kohlenstaub aufgewirbelt haben - und die Stichflamme der zerschellten Öllampe hatte ihn gezündet, so dass er verpufft war. So musste es gewesen sein.
    Ich tastete auf allen vieren umher und bekam meinen Gegenspieler zu fassen. Er lag verkrümmt auf dem Boden, aber als ich ihn berührte, stöhnte er.
    „Warum bist du nicht tot, Schurke?", schimpfte ich.
    „Ich sterbe", ächzte er.
    „Zum Glück muss ich das nicht mit ansehen. Aber vielleicht stirbst du noch nicht. Nur wirst du in deinem jetzigen Zustand nicht vor Tagira stehen wollen. Also, bleib schön liegen! Vielleicht schicke ich dir einen neuen Glassarg."
    „Sadist!"
    „Pah!", machte ich sarkastisch. „Beschwer dich nur. Du wolltest mich rösten. Nur deswegen bist du in diese Lage gekommen. Ich gehe jetzt zu Tagira."
    Er sagte nichts mehr. Ich stemmte mich hoch und wollte mit ausgestreckten Armen die nächste Wand ertasten, um an ihr entlangzugehen - nur erst einmal fort von hier.
    Als mir schwindlig wurde, schüttelte ich unwillkürlich den Kopf, als könnte ich danach besser denken.
    Gefahr!, signalisierte der Extrasinn. Ich begriff.
    Nach Grubenexplosionen konnte es zu Nachschwaden kommen, die durch ihren Gehalt an Kohlendioxid und Stickstoff erstickend wirken und auch oft viel Kohlenmonoxid enthalten, was besonders giftig ist, weil es das den Sauerstofftransport ausführende Hämoglobin blockiert.
    Ob es mir deshalb schwindlig war oder infolge der Strapazen und eventuellen Sauerstoffmangels, war egal.
    Ich durfte nicht länger warten.
    Und ich durfte den hilflosen Krieger nicht zurücklassen!
    Ich bückte mich, packte ihn unter den Armen, wuchtete ihn über die linke Schulter und taumelte einfach geradeaus, mit dem Ellenbogen an der Wand entlangschleifend.
    Nach einer Weile wunderte ich mich darüber, dass es immer noch geradeaus ging. Sershans Gewicht lastete immer stärker auf mir. Ich musste zusehen, dass ich ihn loswurde.
    Ein paar Minuten später stieß ich mit dem Fuß gegen den Holm einer Leiter. Ich ließ den Krieger hinunter, um die Leiter tastend prüfen zu können.
    Als ich mich tief gebückt hatte, stutzte ich.
    Mir war, als sähe ich weit voraus einen fahlen grünlichen Lichtschimmer. Als ich

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