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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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drang der Gestank von verbranntem Fleisch in meine Nase.
    War auf der AUGENSTERN ein Feuer ausgebrochen? Waren wir kaum einen Tag unterwegs, und es war schon zu einer Katastrophe gekommen?
    Lautes Geschrei ließ mich herumfahren. Am anderen Ende des langen Korridors tauchte ein Saral auf, dann ein zweiter. Laut kreischend rannten die beiden Besatzungsmitglieder auf mich zu, riefen etwas, das ich nicht verstand.
    Und ihnen folgte ...
    Ein riesiger, grobschlächtiger Körper, der wie ein formloser, massiger Sack wirkte, zusammengepappt aus Dutzenden Gewebebrocken, die einander überlappten, ineinander flössen und dabei zu einem Flickenteppich unterschiedlichster Färbungen wurden. Zahlreiche tückisch funkelnde Augen waren über die Fleischmassen verteilt, und eine Unzahl von Gliedmaßen spross aus ihnen hervor.
    Die meisten dieser Gliedmaßen umklammerten Handstrahler der unterschiedlichsten Form und wohl auch Wirkungsweise.
    Das dunkle Grollen, das ich gehört hatte, stammte von diesem Wesen. Sein Körper war so riesig, dass das Geschöpf sich nur mit Mühe durch die Gänge des Schiffes zwängen konnte. Es schien seinen Körper sogar verformen, in eine eckigere Gestalt bringen zu müssen, um sich überhaupt durch den Korridor vorarbeiten zu können.
    Was war das für ein Geschöpf? Ich hatte so eins noch nie gesehen. Etwa ein Mitreisender? Und warum schien er die Saraler zu verfolgen? Warum schwenkte er Waffen?
    Er schwenkte sie nicht nur. Im nächsten Augenblick schoss er.
    Der hintere Saral wurde von der Wucht des Energiestoßes meterweit durch die Luft geschleudert.
    Als er auf den Korridorboden schlug, war er eine schwelende Masse, die kaum noch Ähnlichkeit mit einem Lebewesen hatte.
    Plötzlich wusste ich, woher der widerwärtige Gestank stammte, der mir in die Nase gedrungen war und nun immer penetranter zu werden schien.
    Entsetzt sprang ich zurück, schlug die Kabinentür zu, verriegelte sie, flehte Anguela an, der unheimliche Fremde möge mich nicht gesehen haben, oder falls doch, sich nicht für mich interessieren, weil er es lediglich auf die beiden Saraler abgesehen hatte.
    Hör auf, dir etwas vorzumachen!, wisperte es in mir.
    Ich versuchte, gegen die in mir aufsteigende Panik anzukämpfen, und lauschte auf äußere Anzeichen, die meine Vermutung bestätigten. Auf ein Stampfen des Antriebs der AUGENSTERN, auf das Kreischen von Aggregaten. Ich wartete auf ein Schlingern des Schiffs, auf den Ausfall der künstlichen Schwerkraft oder vielleicht auch der Andruckabsorber.
    Zumindest darauf, dass das Licht im ganzen Schiff erlosch und die Notbeleuchtung ihren trüben Schimmer verbreitete.
    Aber nichts dergleichen geschah.
    Trotzdem... Es gab eigentlich nur eine Erklärung für den Vorfall.
    Der Raumer wurde geentert! Und zwar von Piraten!
    Ein E'Valenter war dieses Wesen jedenfalls nicht. Und es hatte auch keine Dienstabzeichen oder Rangsymbole des Reiches getragen. Und die Bediensteten des Reiches erschossen doch nicht einfach jemanden, der überdies unbewaffnet war und ihnen den Rücken zuwandte!
    Oder die Besatzung meutert...
    Oder ein Passagier hat einen Raumkoller bekommen und macht nun Jagd auf jeden, der ihm vor die Strahler kommt...
    „Blödsinn!", flüsterte ich. „Und woher soll er die Waffe haben? Die Passagiere durften keine mit an Bord bringen. Und Besatzungsmitglieder können sich so leicht auch keine verschaffen ..."
    Ich lauschte weiterhin. Das Poltern und die Schreie waren verstummt.
    Was sollte ich tun?
    In der Kabine warten und darauf hoffen, däss die Piraten sich wieder zurückzogen, bevor sie mich entdeckten? Lächerlich! Sie waren bestimmt mit Individualtastern ausgerüstet, und manche Passagiere waren für sie ein wertvolles Gut. Die Sklaverei war in ganz Tradom verbreitet, und bei dem Sohn eines Landesherrn bot es sich geradezu an, ein Lösegeld zu verlangen.
    Nein, ich hatte nur eine Chance. Ich musste sofort handeln. Die Enterung der AUGENSTERN war in vollem Gange. Noch herrschte Chaos an Bord. Noch hatte ich eine Chance, vielleicht auf Besatzungsmitglieder zu stoßen, die sich zu einem Beiboot durchschlagen wollten.
    Allein war ich verloren. Nur gemeinsam mit anderen würde mir die Flucht gelingen.
    Ich öffnete die Kabinentür einen Spaltbreit und spähte hinaus.
    Der Gang vor mir war leer. Bis auf zwei Leichen...
    Der riesige Fleischberg hatte auch den zweiten Saral getötet. Offensichtlich hatte er ihn eingeholt; der Körper wies keinerlei Schusswunden auf, war aber nicht

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