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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Haare zu versengen, und weißen Glanz, der sie mir zu gefrieren drohte.
    Ich spürte die Temperaturunterschiede, und sie waren so schrecklich, dass ich unwillkürlich aufstöhnte.
    „In dem einen Gefäß", sagte Deuter, „befindet sich eine Substanz, die ich mit meinen zugegeben bescheidenen Mitteln auf den absoluten Nullpunkt gebracht habe. Oder zumindest annähernd auf den Nullpunkt. In dem anderen Magma, glühende flüssige Masse, die ich aus dem Innern eines Planeten geholt und konserviert habe. Und jetzt werde ich wieder zum Deutler, befürchte ich. Ich muss spitzfindig beschreiben, was dich umgebracht hat. Der Kontakt mit den extremen Temperaturen oder der Schock, den du aufgrund des Temperaturunterschiedes erleidest. Keine leichte Aufgabe, meinst du nicht auch?
    Aber Anguela hat mir diese Aufgabe zugewiesen, und ich wachse an ihr."
    Anguela, dachte ich. Was weißt du schon von Anguela? Ascarde hat sie gesehen, aber du ...?
    Das Fesselfeld zwang meine Arme hoch, streckte sie, und meine Fingerspitzen näherten sich den beiden Gefäßen.
    „Du nimmst nur einen Bruchteil der wahren Temperaturen wahr", sagte Deuter. „Mir kommt es auf den Augenblick des Kontakts an. Auf den Schock. Oder möchtest du jetzt pfeifen? Dann beende ich diese kleine Studie augenblicklich."
    Ich pfiff nicht. Meine Hände näherten sich unaufhaltsam den Gefäßen. Ich schloss die Augen, doch ich konnte die Hitze spüren, die Kälte ...
    Anguela, du alles beschützende Macht, dachte ich, die du über Tradom und seine Völker wachst, die du alles siehst und für die Lebewesen in deinen Galaxien sorgst ...in Tradom und Terelanya und Terenga und Irsatur ...
    „Pfeife!", sagte Deuter.
    Ich pfiff nicht. Und öffnete die Augen wieder.
    Meine Fingerspitzen hatten die beiden Gefäße fast erreicht. Und rückten weiterhin zu ihnen vor, unabwendbar, langsam, aber stetig.
    Sekunden wurden zu Ewigkeiten. Nicht der Schock würde mich töten, sondern die bloße Berührung.
    So etwas konnte kein Lebewesen überstehen.
    Sekunden wurden zu Winzigkeiten. Ich hoffte darauf, vor meinem inneren Auge noch einmal mein Leben abrollen zu sehen, doch ich sah nur Magma und Eis.
    Magma und Eis.
    Dann berührten meine Fingerspitzen die Öffnungen der Gefäße, glitten hinein, und ich schrie, ich schrie, und ...
     
    *
     
    ... ich spürte nichts.
    Gar nichts.
    Keine Hitze.
    Keine Kälte.
    Nichts.
    „Ich bin ein kleiner Tüftler", sagte Deuter und beugte sich so nah über mich, dass seine tief in den Höhlen liegenden Augen allumfassende Universen zu sein schienen, die keine andere Existenz neben sich duldeten. „Ich habe ein Abschirmfeld entwickelt. Verstehst du, Pfeifer? Deine Hände sind von glühendem Magma und vom absoluten Nullpunkt umgeben, doch ich schirme sie davor ab. Ich nutze die Hochtechnologie, die meine Herren mir zur Verfügung stellen. So einfach ist das. Du kannst sie auch nutzen. Möchtest du das?"
    Ich schwieg. Ich konnte nicht sprechen. Ich war gerade gestorben und doch nicht gestorben.
    „Es ist keine Frage der moralischethischen Position", fuhr der Folterknecht fort. „Es ist nicht so, dass ich moralisch den Rahmen des Vertretbaren weit hinter mir gelassen hätte. Für mich gibt es keine Moral.
    Ich muss nur dafür sorgen, dass du funktionierst. Funktionierst du, Pfeifer? Wirst du tun, was man von dir verlangt?"
    Ich schwieg.
    Deuter lachte. Nicht laut, nicht gehässig, sondern leise und jovial. „Ich kann dich jederzeit brechen."
    Er trat zurück und hob einen Arm, und seine Finger umklammerten ein Vibratorskalpell. „Was soll ich entfernen, Pfeifer? Dein Brustgesicht mitsamt dem Brustkörper? Oder soll ich dir deine ach so wertvollen Haare abschneiden? Ich könnte dir auch deine Körperbehaarung nehmen. Dann läufst du herum wie ein rasierter... Ach, du weißt schon, was ich meine. Aber dein Brustgesicht ist wirklich sehr interessant..."
    Ich spürte die Wärme, mit der das Vibratorskalpell über meinen Oberkörper glitt, sich dem Brustkörper näherte, ann dem Gesicht, und eine Woge der Angst spülte über mich hinweg und riss mich mit.
    Sie müssen mich nicht brechen, dachte ich. Sie können mich jederzeit töten.
    „Was hier geschieht, bleibt unter uns. Niemand wird diesen Vorfall untersuchen oder reflektieren. Du hast die Wahl, Pfeifer. Wer bist du? Du pfeifst oder du stirbst. Mit dem nächsten Atemzug. Also?"
    Ich bin Ikanema Two, dachte ich. Und du bist so schwach, dass du dich hinter einem falschen Namen verstecken

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