2112 - Verschollen in Tradom
konstruieren. Das kann ich auch nicht. Ich kann eigentlich nur das, wozu ich ausgebildet wurde. Das kann ich perfekt, aber es zieht mich seltsamerweise immer zu anderem, Höherem." Er klang fast versonnen. „Das ist mein Problem. Ich möchte den perfekten Reim über die Angst schreiben, aber ich finde stets nur Schwachstellen in meinen und anderen Reimen. Ich bin unzulänglich."
Er hielt die Kanne über mein Brustgesicht und neigte sie langsam. Wasser floss heraus, kroch wie Ungeziefer über meine Haut, kribbelte und juckte und brannte und ätzte.
Deuter seufzte laut. „Ich bin nur gut, wenn ich meine Berufung ausleben kann. Ihr Pombaren seid ziemlich wasserscheu, nicht wahr? Extrem wasserscheu."
Ich schrie laut und gellend.
Das Wasser brannte geradezu auf meiner Haut.
„Man muss seine Aufgabe kennen, will man sie gut erledigen. Bin ich mit meiner Aufgabe vertraut?"
„Ja", ächzte ich, „ja."
„Man braucht übrigens wirklich Schmierstoffe, um Triebwerke instand zu setzen. Was meinst du, wie Antigravprojektoren funktionieren, mit denen man einzelne Module austauschen kann? Sie weisen mechanische Teile auf. Alle mechanischen Teile müssen geschmiert werden. Und wie funktionieren Generatoren, die Formenergie erzeugen? Verstehst du das?"
„Ja ..."
„Nichts verstehst du!" Plötzlich brüllte er wieder. „Was ist meine Aufgabe? Was soll ich mit dir machen? Was?"
„Mich ... brechen", sagte ich.
Und erkannte sofort meinen Fehler. Aber es war schon zu spät.
„Pfeife!", sagte er. Und lachte.
Ich pfiff nicht, und er tätschelte meine Schulter.
„Nein", sagte er jovial, „ich soll herausfinden, ob du etwas taugst. Ob du für meine Auftraggeber nützlich bist oder nicht. Ja, für meine Auftraggeber. Ich bin letzten Endes genauso unbedeutend wie du.
Wir stehen eigentlich auf derselben Seite, Pfeifer. Aber ich muss nun einmal leider herausfinden, ob du einsatzfähig bist oder nicht. Also ... ob du leben wirst oder stirbst. Bist du jetzt bereit, endlich zu kooperieren?"
Sobald ich kooperierte, sobald ich ihm den kleinen Finger reichte, war ich verloren. Ich schwieg.
Seine Hornplatten verbargen sein Gesicht, aber ich hatte den Eindruck, dass er lächelte.
„Meine Auftraggeber haben zahlreiche Gefangene genommen. Sie wollen sie als Sklaven behalten.
Einige werden im Stützpunkt meiner Herren niederste Dienste verrichten, bis sie sterben oder von einem ihrer Peiniger aus Ulk getötet werden. Andere sind als Helfer für die Freibeuterschiffe vorgesehen. Sie werden ein wesentlich besseres Leben führen. Was für ein Leben schwebt dir vor, Pfeifer?"
Ich schwieg.
„Schade", sagte Deuter. „Schade, schade, schade." Er trat zur Seite und enthüllte damit zwei weitere Gefäße, die - von Fesselfeldern gehalten - hinter ihm schwebten. „Ihr Pombaren seid zwar sehr wasserscheu, aber du weißt bestimmt, was ein Dampfbad ist."
Ich sah ihn verständnislos an.
„Nun ja", sagte er. „Eine Analogie soll dir verdeutlichen, wie ich meine Aufgabe erfüllen möchte."
Ich hasste ihn nicht nur wegen dem, was er mir antat, sondern schon wegen seiner geschwollenen Ausdrucksweise. Ich bin nur von Idioten umgeben, schienen seine Worte auszudrücken, die sowieso nicht verstehen, was ich meine, selbst wenn ich es ihnen erkläre, als hätten sie gerade ihre rudimentärste Schulausbildung angetreten.
„In einem Dampfbad gibt es eine Heißfeuchtluftkammer und ein Kaltwassertauchbecken. Bei nicht so verzärtelten Spezies wie euch Pombaren erhöht der Wechsel zwischen Wärme und Kälte die Abwehrkräfte des Körpers." Er sah mich mit den großen Augen an. „Was passiert nun, wenn du von einem Augenblick zum anderen von der Heißkammer in das Kaltbecken wechselst?"
Ich schwieg.
„Klar, du erleidest einen Schock, der sogar mitunter bedrohlich für Gesundheit und Leben sein kann.
Darum solltest du immer einen Mediker konsultieren, bevor du mit solchen Anwendungen anfängst."
Worauf wollte er hinaus? Warum erzählte er mir das alles?
„Was ich jetzt tun muss", fuhr er fort, „ist unzulänglich, so abstoßend und entlarvend unzulänglich, dass es mich geradezu ekelt. Aber du lässt mir keine Wahl, ich muss es leider tun. Oder möchtest du es dir anders überlegen?"
Ich schwieg weiterhin.
„Wie du willst." Er trat einen Schritt beiseite, und die beiden Gefäße schössen wie von Zauberhand getrieben auf mich zu und stoppten dicht vor meiner Brust. Ihre Deckel öffneten sich, und ich sah ...
Rotes Wabern, das mir
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