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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schmerzwechte Aber wie schrecklich auch immer die Sklaverei an Bord der FESCO sein mochte, die ich erlebte, irgendwie gelang es mir, tief in meinem Innersten den Mut und den Glauben an eine bessere Zukunft zu bewahren. Anguela würde mir beistehen, von diesem Glauben wich ich nicht ab.
    Und dann, eines Tages, stand die gütige Macht mir tatsächlich bei.
    Ich tat Dienst als Hilfspilot in der Zentrale der FESCO und hatte das Schiff soeben irgendwo im stellaren Leerraum aus dem Hyper- in den Normalraum geführt, als ich sofort spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Plötzlich war das seltsame Verlangen da.
    Ich konnte es mir nicht erklären, wusste nur, dass es höchst seltsam war und ich Ähnliches noch nie erlebt hatte.
    Es war ein unglaublich starkes psychisches Verlangen, eine Sehnsucht, der ich kaum zu widerstehen vermochte. Doch sie war auf nichts gerichtet, sie hatte keinen Inhalt, und ich konnte auch keine Ursache für sie ausmachen.
    Das machte das Gefühl schier unerträglich. Die Sehnsucht zerfraß mich förmlich, und ich wusste noch nicht einmal, wem oder was sie galt.
    Verstohlen schaute ich zu Kommandantin Inckaz hinüber. Sie bewegte sich unruhig hinter ihrer Station, schien offenbar ähnlich zu empfinden wie ich. Hektisch rief sie Datenholos auf und verglich Werte.
    Dann prustete sie laut auf. „Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe einer Schmerzwechte!"
    Zuerst wusste ich nicht, was sie meinte. Sie sprach Prymbisch, und der Begriff fügte sich nahtlos in ihren Ausruf ein.
    Doch schließlich merkte ich auf. Das Wort Schmerzwechte war ein prymbischer Ausdruck, der sich jedoch unter den eingeweihten Raumfahrern Tradoms durchgesetzt hatte und unverändert ins Anguela-Idiom aufgenommen worden war.
    Ich duckte mich hinter der Station des Piloten, versuchte, mich unsichtbar zu machen. Im Prymbischen bedeutete Schmerzwechte einen unerträglichen Schmerzbefall, der durch unterdrückte Aggressionen entstand und allein durch rasendes Toben zu besiegen war. Das verhieß nichts Gutes für die Besatzung der Zentrale.
    Inckaz vergrößerte ein Datenholo, so dass wir alle es sehen konnten. Es zeigte eine seltsam oszillierende Formation in der Hyperortung, die wenige Lichtsekunden von der FESCO entfernt aufzutreten schien.
    Immer wenn die Amplitude ihren größten Ausschlag erreichte, wurde das ziellose Verlangen in mir fast unerträglich stark. Wenn sie in sich zusammenfiel, ließ es etwas nach.
    „Nimm Kurs auf die Formation!", bellte die Kommandantin. Ihre Gliedmaßen wanden sich, der ganze Körper fing zu zucken an.
    Ich war entsetzt. Nein, dachte ich, wir müssen fliehen, nur fort von hier!
    Und warum unternahm niemand etwas, versuchte, sie davon abzuhalten? War Inckaz noch Herrin ihrer Sinne? Oder verspürte sie dieses Verlangen auch, aber viel stärker als ich? War sie ihm etwa erlegen?
    Aber ich gehorchte ganz automatisch. Ich wusste, was passieren würde, wenn ich einen Befehl nicht umgehend befolgte. Trotz allem, was mir zugestoßen war, war ich meines Lebens noch nicht müde.
    Vielleicht würde ja der Steuermann reagieren oder der Maschinist würde die Gefahr erkennen ...
    Eine sinnlose Hoffnung. Niemand würde es wagen, gegen Inckaz aufzubegehren, nicht, solange das eigene Leben nicht direkt bedroht war. Solange die Besatzung noch glaubte, ein anderer würde etwas unternehmen, würden alle nur warten.
    Ich fühlte, wie die unerfüllbare Sehnsucht in meinem Inneren wuchs, quälend stark wurde, und ich musste nicht noch einmal auf das Hologramm schauen, um zu erkennen, dass das Verlangen und die Schmerzwechte tatsächlich in einem ursächlichen Zusammenhang standen.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf meine Instrumente zu konzentrieren. Dreihunderttausend Kilometer Abstand von der Schmerzwechte ... zweihunderttausend...
    In einhunderttausend Kilometern Entfernung spielten die Anzeigen plötzlich verrückt. Ich konnte nicht glauben, was ich dort las.
    „Irgendetwas zieht die FESCO an ... eine physikalische Kraft, die ... die der Gravitationswirkung eines kleinen Schwarzen Lochs ähnelt!"
    Kommandantin Inckaz stieß wieder ein lautes, verzerrtes Gelächter aus. Ihr Körper zitterte nun unablässig. Ein kleines Beben nach dem anderen durchlief ihn, und ich fürchtete - und hoffte zugleich -, die Prymbo würde jeden Augenblick zusammenbrechen.
    Doch ihre Worte klangen völlig klar. „Bei den Schmerzwechten handelt es sich um physikalisch inkongruente Zonen von vielleicht einem Kilometer

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