2122 - Die Prinzenkrieger
auf ganz Kazién die Sterne die einzige Lichtquelle. Eine der religiös geprägten Eigenheiten der Pfauchonen war, dass sie in ihren Lebensbereichen künstliches Licht in jeder Form ablehnten. Die Finsternis der Nacht war für sie symbolhaft für die Schwärze, die einst im Universum geherrscht hatte und in der es dereinst wieder versinken würde.
Nicht einmal im Palast des Herrn des Lichts existierten künstliche Lichtquellen, abgesehen von den Holodisplays der Überwachungssysteme. Aber ansonsten gab es des Nachts nicht einmal so etwas wie Notbeleuchtungen. Es war die Zeit der Schwarzen Luft. Soner hatte es früher besonderen Nervenkitzel bereitet, durch die schwarze Luft des Palastes zu schleichen.
Für die Pfauchonen war es kein besonderes Opfer mehr, auf künstliches Licht zu verzichten. Es war bereits seit Äonen Teil ihres Lebens. Es gab eine einzige Ausnahme für den Verzicht auf künstliches Licht: an Bord von Raumschiffen. Raumfahrer, die durch die ewige Nacht des Alls unterwegs waren und zwangsläufig auf Sonnenlicht verzichten mussten, durften sich künstlicher Lichtquellen bedienen. Es hieß, dass viele Pfauchonen nur deshalb Raumfahrer wurden, weil Schwarze Luft ihnen Phobien verursachte.
Daran dachten Soner und Parkiru - und darüber diskutierten sie -, während sie sich in das unbekannte Abenteuer stürzten, die Gläserne Stadt zu erobern.
*
„Was ist uns nicht alles entgangen, in den Jahren, in denen wir im Palast eingesperrt waren!", rief Soner dem Freund zu, während sie sich durch das Gedränge ihren Weg bahnten.
Um sie drängten sich, neben der überwiegenden Mehrheit aus Pfauchonen, Vertreter aller möglichen Völker aus Akhimzabar: die über die gesamte Galaxis verbreiteten echsenhaften Ayrfi; schlangenhafte Kichi Ihatha; chitingepanzerter Marlitten, deren sirrende Sprechlaute sie schon verrieten, noch ehe man sie erblickte; wurmartige Shenal, die sich außerhalb ihrer Lebensbereiche künstlicher Exoskelette bedienten, um sich durch aufrechte Haltung den anderen Völkern anpassen zu können; gefiederte, vogelartige Brundaii, ein aufstrebendes Raumfahrervolk, das nur über wenige Sonnensysteme von Ukkhar-Kaza verbreitet war. Und sie trafen auf Siebeher, Xantoppen und Verlener; selbst einen Vertreter der Shoobisten sahen sie, einem überaus scheuen und zurückgezogenen Volk. Dazu kamen Exoten, die sie nicht einmal dem Namen nach kannten.
„Wir werden das alles nachholen, Soner", gab Parkiru verspätet Antwort. Er war wie erschlagen von den vielen fremden Eindrücken, die permanent auf ihn einstürmten.
„Es waren verlorene Jahre", sagte Soner mit leiser Verbitterung. Er schüttelte diese Gedanken ab. „Machen wir das Beste daraus, Parkiru."
Sie hatten sich vom Palast über die Quanton-Welle entfernt, einer im Zickzack führenden Straße, die durch mehrere Knoten und Kreuzungen geprägt war, von denen jeweils mehrere Straßen abzweigten.
Am Horsai-Knoten bogen sie in eine schmale, verwinkelte Gasse mit der Bezeichnung Strato-Querung ein, weil Parkiru anhand des Stadtführers meinte, dass dies eine Abkürzung zum Kristall von Kundi sei, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Gläsernen Stadt.
Aber schon nach kürzester Zeit hatten sie sich hoffnungslos verirrt und fanden sich an ihrem Ausgangspunkt wieder. Erst in einer Vergrößerung des Holo-Displays entdeckte Soner an einer Stelle einen schmalen Durchlass. Nachdem sie diesen genommen hatten, kamen sie über eine Reihe von Treppen und Gängen auf einen großen freien Platz hinaus, in dessen Mitte der bekannte Kristall von Kundi erstrahlte.
Dabei handelte es sich um ein Monument, das sich wie ein zerklüftetes Kristallgebirge von fünfhundert Metern Höhe erhob und eine Fläche von fast einem Quadratkilometer bedeckte. Der Kristall von Kundi erstrahlte zu jeder Tageszeit in einem anderen Licht, denn es wandelte sich die Brechung des Lichts der über den Himmel wandernden Sonne Ka stets so, dass immer neue Facetten zu Tage traten und ein einmaliges Lichterspiel entstand.
Als sich die fünfte Stunde Kol ihrem Ende zuneigte und bald in ihre zweite Hälfte Kern treten würde, erstrahlte das gesamte Monument in einem grünlichen Feuer. In seinem Innern beherbergte der Kristall ein Planetarium, das ebenfalls durch den Lichteinfall und Stand der Sonne gesteuert wurde.
„Gehen wir ins Planetarium?", fragte Parkiru, auf eine positive Antwort Soners hoffend. „Ich habe schon so viel Unglaubliches darüber gehört, dass
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