2122 - Die Prinzenkrieger
Stück ab und orientierten sich dann anhand des Stadtplanes.
„Wir sind noch zwei Kilometer Luftlinie vom Palast entfernt", stellte Soner beruhigt fast, als er ihren Standort lokalisiert hatte. Er ließ den kürzesten Weg dorthin berechnen und erfuhr, dass sie noch einen Fußmarsch von fast vier Kilometern vor sich hatten.
„Jetzt ist aber Eile geboten", sagte Parkiru gehetzt. „Wir dürfen uns kein einziges Mal verirren, wollen wir vor Einbruch der Nacht den Geheimgang in den Palast erreichen."
„Was wäre denn so schlimm daran, in die Nacht zu geraten?", meinte Soner. „Ich würde gerne einmal Schwarze Luft atmen."
Aber Parkiru hatte ihm nicht mehr zugehört. Er war Soner bereits den berechneten Weg vorausgeeilt und winkte ihm, sich zu beeilen.
Das Straßenbild der Gläsernen Stadt hatte sich verändert. Es waren längst nicht mehr so viele Personen wie am Tage unterwegs. Die meisten Schaulustigen waren auf gesicherten Terrassen und Baikonen von Gebäuden zu sehen, wo sie auf den Sonnenuntergang warteten.
Touristen waren kaum mehr unterwegs, dafür begegneten sie verstärkt Patrouillen von Stadtwächtern, welche die beiden jungen Pfauchonen misstrauisch beäugten. Gelegentlich begegneten ihnen auch Assassinen in ihren weißen Kapuzenmänteln.
Beim Anblick eines dieser Assassinen stieß Parkiru Soner verstohlen an. Als dieser sah, dass der Assassine weiße Handschuhe trug, fröstelte ihn. Die weißen Handschuhe bedeuteten, dass der Assassine mit Tötungsabsichten unterwegs war.
Endlich, als Ka schon fast zur Gänze hinter den Häusern der Gläsernen Stadt verschwunden war und sich eine regenbogenfarbene Korona über die Stadt spannte, sahen sie vor sich die neun pangalaktischen Säulen, die den Haupteingang des Palastes markierten. Der Platz davor war wie ausgestorben.
„Deflektoren einschalten!", ordnete Parkiru an, als hätte er das Kommando übernommen.
Aber Soner gehorchte ohne Widerrede und ergriff gleichzeitig Parkirus ausgestreckte Hand, um den Kontakt zu ihm nicht zu verlieren, wenn auch er seinen Deflektor aktivierte.
Parkiru wich dem Haupteingang in weitem Bogen aus und näherte sich der Palastmauer erst beim ersten Besuchertrakt. „Wir haben die Prinzenschleuse gleich erreicht", sagte er aufatmend. „Jetzt kann nichts mehr schief gehen."
„Hast du den Geheimgang meinetwegen so getauft, Parkiru?", wollte Soner wissen.
„Der Name stammt nicht von mir", antwortete Parkiru lachend. „Die älteren Wachen haben den Geheimgang so genannt. Wahrscheinlich hat ihn schon Prinzenkrieger Marca benutzt, als er noch Prinz war. Und davor schon sein Vater."
Die Vorstellung, dass sich auch sein Vater heimlich aus dem Palast gestohlen haben könnte, als er noch ein kleiner Prinz gewesen war, amüsierte Soner.
„Wir sind da", ließ sich Parkiru aus einem düsteren Winkel hören; Soner konnte ihn nur als Schemen wahrnehmen.
Jetzt, wo sie praktisch in Sicherheit waren, hatte es Soner überhaupt nicht mehr eilig. Er drehte sich um und nahm das Bild der im gespeicherten Restlicht des Tages erstrahlenden Gläsernen Stadt in sich auf. Was für ein unglaublich faszinierendes Bild! Er würde diese Eindrücke nie in seinem Leben vergessen.
„Komm schon!", drängte Parkiru ängstlich. „Worauf wartest du denn noch, Soner!"
Aber Soner blieb wie gebannt stehen. Das einmalig schöne Bild der erglühenden Gläsernen Stadt wurde von einem anderen überdeckt.
„Parkiru!", rief Soner entsetzt. „Ein fliegendes Ungeheuer senkt sich auf die Gläserne Stadt herab. Es ist ein riesiger schwarzer Vogel mit acht Flügeln. Er speit Feuer. Und aus den Himmel ergießt sich ein Meteoritenregen ..."
„Soner! Soner!" Parkirus kreidebleiches Gesicht tauchte vor ihm auf, Der Freund schüttelte ihn so heftig, als wolle er einen Toten zurück ins Leben rufen. „Soner! Soner! Was redest du da? Ich will so etwas nicht hören! Sei still, so etwas darf nicht ausgesprochen werden."
Soner fasste sich schnell wieder. Er erkannte, welchen schrecklichen Fehler er gemacht hatte, als er wie in Trance die unheimliche Vision von sich gegeben hatte.
Er packte seinen Freund fest und sah ihm eindringlich ins Gesicht. „Ich habe nichts gesagt, Parkiru!", sagte er gepresst. „Und du hast nichts gehört. Verstanden? Es war überhaupt nichts."
„Du hast nichts gesagt, Soner", wiederholte Parkiru eingeschüchtert. „Es ist nichts vorgefallen. Nicht dass ich mich erinnern könnte."
Soner nickte bekräftigend. Dann drangen sie durch
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