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2123 - Wahnzeit

Titel: 2123 - Wahnzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den ungeheuerlichen Weissagungen der Pfauchonen, die unablässig in seinem Kopf hallten.
    Dann kehrte er in den Palast zurück, einem Landstreicher ähnlicher als einem Prinzenkrieger. Seine Gemahlin Sihame, die sich besorgt um ihn kümmern wollte, wies er brüsk ab. So grob hatte er sich ihr gegenüber noch nie verhalten.
    Soner suchte sein privates Residenzzimmer auf und sperrte sich ein. Ohne sich zu reinigen, ohne etwas zu sich zu nehmen. Der Schmutz, so sagte er sich, gehörte zu ihm wie die Last der Weissagung der Propheten, die wie ein Schwert des Unheils über ihm schwebte.
    Während er so vor sich hin brütete, stach ihm ein Speicherkristall ins Auge. Er nahm ihn gedankenverloren auf und aktivierte ihn. Der Speicherkristall zeigte keinen Absender und auch keinen Betreff.
    Er lieferte bloß Bilder ohne jeglichen Kommentar.
    Und diese Bilder waren inhaltsschwer und von solch destruktiver Wucht, dass sich Soner von ihnen wie erschlagen fühlte. Sie reihten sich nahtlos an die unheilschwangeren Prophezeiungen, die er von den Pfauchonischen Propheten erhalten hatte.
    Vor Soners glasigen Augen lief ein Holofilm ab. Er zeigte das Panorama der Gläsernen Stadt, über der sich der Abendhimmel spannte. Aus diesem ergoss sich ein Regen von acht Meteoriten, die glühend ihre verhängnisvolle Bahn zogen.
    Eine andere, harmlos wirkende Szene wurde eingeblendet: die Geburt eines Kindes. Die Mutter, noch gezeichnet vom Schmerz der Geburt, nahm das kleine Pfauchonenbündel überglücklich entgegen, als man es ihr reichte, und säugte es. Es war deutlich zu erkennen, dass es sich um einen Jungen handelte. Und als Prinzenkrieger Marca im Bild erschien, war Soner schlagartig klar, dass er soeben Zeuge seiner eigenen Geburt wurde.
    Der Film erlaubte ihm sogar einen Blick auf seine Mutter. Soner musste unwillkürlich lächeln. Sie war eine wunderschöne Frau gewesen.
    Eine Abordnung von Astronomen sprach bei Prinzenkrieger Marca vor. Diese alten Weisen interpretierten den Meteoritenregen als göttliches Zeichen, als ein böses Omen, das von einer Ära des Krieges, des Leides und der verlorenen Ehre kündete. Und sie verlangten den neugeborenen Prinzen als Opfer. Prinzenkrieger Marca bestellte daraufhin alle 88 Astronomen zu einer Besprechung. Als sie der Aufforderung nachgekommen waren, schlachtete er sie allein einem grauenvollen Akt der Gewalt und brannte den Schauplatz dieses Geschehens nieder. Danach ließ Prinzenkrieger Marca das Ereignis des Meteoritenfalls aus den Annalen streichen und jeden ohne Verhandlung hinrichten, der darüber zu sprechen wagte.
    Obwohl Prinzenkrieger Soner nicht wusste, wer ihm dieses Zeitdokument geschickt hatte und wie es zustande gekommen war, zweifelte er keinen Augenblick an seiner Echtheit.
    Es erinnerte ihn an seine Kindheitsträume von dem schwarzen, achtfach geflügelten Vogel, der im Meteoritenregen über der Gläsernen Stadt niederging. Er wusste jetzt, welchen Hintergrund dieser Albtraum hatte, der ihn derart in seinen Bann gezogen hatte, dass er den schwarzen Vogel immer wieder hatte malen müssen.
    Soner wusste jetzt, welchem Umstand er diese Albträume zu verdanken hatte.
    Er war wie benommen. Er spielte das Holo immer wieder ab, und mit jedem Mal zerbrach etwas in ihm. Soners Persönlichkeit zerbröckelte förmlich.
    Und nun war ihm endgültig klar, dass es der vollen Wahrheit entsprach, was ihm die Propheten geweissagt hatten.
    Er würde zum Totengräber seines Volkes werden. Und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte, denn dies war gozin ...
    Die Vergangenheit hatte Prinzenkrieger Soner eingeholt.
     
    8.
     
    Wahnsinnsarie Soner atmete durch. Die Gedanken in seinem Kopf rasten. Aber er lebte eigentlich nicht mehr.
    Mit dem Kapitel des fleischlichen Seins hatte er bereits abgeschlossen. Es war ihm unerträglich geworden, seit der Sturm der schrecklichen Gedanken sein Innerstes aufgewühlt hatte.
    ... der Herr des Lichts wird sein Volk zu Grabe tragen und die Ehre des Volkes der Pfauchonen schänden ...
    Wenn es Prinzenkrieger Soner nicht so weit kommen lassen wollte, gab es für ihn eigentlich nur eine Konsequenz.
    Er nahm in den Tagen seiner Isolierung den Mishim nicht nur einmal zur Hand und setzte ihn an sein Herz. Er sah im Moment nur diese eine Möglichkeit, sein Volk vor Schaden zu bewahren und sich selbst ein ehrenvolles Ende zu bereiten.
    Dann ergriffen wieder andere Gedanken ihm Besitz, die sich damit beschäftigten, ob er das vorbestimmte Schicksal vielleicht

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