213 - Aruulas Grab
sie meiner Obhut anvertraust.« Hadban grinste unschuldig.
Bast-Aam starrte ihn mit offenem Mund an. »Ich sag’s nicht gerne, aber Rahu muss dir auf einer deiner zahlreichen Reisen den Verstand aus dem Hirn gebrannt haben. Mehr willst du nicht? Lediglich eine der beiden Geschichtenerzählerinnen? Vielleicht noch die Göttin Bast persönlich als Zugabe?«
Hadban ließ sich nicht beeindrucken. »Ich weiß deinen Humor zu schätzen, alter Freund. Und dein Sarkasmus ist schärfer als jede Säbelklinge. Aber ich weiß ganz genau, was ich rede. Ich muss unbedingt eine der Geschichtenerzählerinnen haben.«
»Warum?«
»Nun, warum? Ich habe einen mächtigen Herrscher kennen gelernt, dessen Namen ich dir aus Diskretionsgründen nicht nennen kann, wie du sicher verstehen wirst. Dieser Herrscher nun möchte unbedingt eine der Geschichtenerzählerinnen haben, um sich an ihr zu erfreuen und mit ihr ebenfalls eine Dynastie aufzubauen.«
Bast-Aam nahm noch ein gebratenes Hühnchen. Er sah Hadban nachdenklich an. »Nun, einmal angenommen, du brächtest diesem Herrscher tatsächlich eine der Geschichtenerzählerinnen von El Assud. Was würde er dir dann bezahlen, wenn du schon bereit bist, dich von diesen Edelsteinen zu trennen?«
Hadban bediente sich an den Honigdatteln. »Das wäre allein die Angelegenheit zwischen dem Herrscher und mir, alter Freund, und muss dich nicht belasten. Wichtig ist nur, dass du mit der Entlohnung, die ich dir biete, zufrieden bist.«
Nach einigem Zögern nickte Bast-Aam, was Ablehnung bedeutete. »Es tut mir Leid, Hadban, aber diesen Wunsch werde ich dir nicht erfüllen können. Was du von mir verlangst, ist viel zu gefährlich. Selbst wenn die Entführung gelänge, was an sich kaum vorstellbar ist, würde der Padischah Bast und Oris in Bewegung setzen, um die Erzählerin wieder zu bekommen. Und Saad ist ein mächtiger Mann, den zu unterschätzen einen tödlichen Fehler bedeuten würde. Dazu kommt, dass der Padischah mich momentan ohnehin argwöhnisch beäugt, weil ich den Fehler begangen habe, beim letzten Tag des offenen Tempels einen Witz über ihn zu reißen. Ich hatte etwas zu viel Wein getrunken und nicht bemerkt, dass mein Gesprächspartner der nächsten Umgebung des Padischahs zuzurechnen war. Nun, seither wartet Saad nur auf den nächsten, wenn auch nur kleinen Fehler von mir. Begehe ich ihn, wird er mich sofort ablösen und hinrichten lassen. Nichts aber auch gar nichts dürfte bei dieser Aktion auf den Tempel oder gar auf mich selbst deuten. Nein, das Risiko ist mir einfach zu groß.« Bast-Aam schob die Steine über den Tisch in Richtung Hadban.
Der gab noch nicht auf. »Du gehst ein großes Risiko ein, wenn die Sache so ist, das stimmt. Deswegen möchte ich dich noch reichlicher belohnen, denn die Steine reichen dafür in der Tat nicht aus. Du weißt, dass ich ein überaus großzügiger Mensch bin, alter Freund. Und so biete ich dir zu den Steinen noch die komplette Ladung eines meiner Schiffe, das unten im Hafen liegt. Es ist voll beladen mit Sklaven, wertvollen Stoffen und wunderbaren Dingen aus alten Gräbern. Das alles gehört deinem Tempel, wenn sich dein Herz doch noch erweichen ließe.«
Bast-Aam nagte auf seiner Unterlippe herum. Er kämpfte sichtlich mit sich. Zu verlockend war das Angebot, denn der Tempel brauchte ständig Reichtümer aller Art, um den hohen Lebensstandard der Bediensteten, vor allem aber der Priester finanzieren zu können.
»Hör zu, Hadban«, sagte Bast-Aam schließlich. »Es bleibt bei meinem Nein. Aber da ich dich als Freund und Geschäftspartner nicht verlieren möchte, schlage ich dir einen Kompromiss vor. Ich kenne geheime Wege in den Palast, die direkt in den Harem des Padischahs führen. Dort wirst du, wenn die Gerüchte stimmen, auch die Geschichtenerzählerinnen finden. Für die Hälfte der Schiffsladung und der Edelsteine hier zeige ich dir diese geheimen Wege. Ab da musst du jedoch auf eigenes Risiko handeln. Versuche also immerhin dein Glück.«
Unter lautem Wehklagen, dass ihn mehr Geschäfte dieser Art ganz und gar ruinieren und zu einem bitterarmen Mann machen würden, stimmte Hadban schließlich zu.
Innerhalb der nächsten Stunden erschien eine bewaffnete Abordnung des Tempels unter Führung eines Priesters am Hafen und begutachtete die Ware in Hadbans Schiff. Mit geübtem Auge ließ der Priester die besten Stücke herausziehen und abtransportieren.
Dabei kam es zu einem kleinen, unerfreulichen Zwischenfall. Ein Mann in einem
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