213 - Aruulas Grab
fleckigen Burnus, der bis oben hin voll mit Opuum sein musste, taumelte durch die Straßen. Dabei stolperte er und rempelte einen der Kistenträger an. Laute Schreie ertönten, die Kiste krachte auf den Boden.
Ein paar kleine goldene Figuren schlidderten heraus. Die Priester räumten sie hastig wieder ein und verscheuchten den Mann mit Fußtritten. Er brüllte ihnen allerlei Beleidigungen hinterher.
»Eine Bedingung habe ich allerdings noch, Hadban«, sagte Bast-Aam, nachdem die Ware den Besitzer gewechselt hatte.
»Für den Fall, dass Saads Häscher dich erwischen, wirst du eine Giftkapsel, die du von mir bekommst, zerbeißen. Damit wahrst du nicht nur mein Geheimnis, sondern ersparst dir auch die furchtbarste Folter, die du dir vorstellen kannst.«
»Nun gut. Einverstanden. Viel schief gehen kann ohnehin nicht, da ich, du wirst es sicher nicht glauben, auf die Hilfe eines Dschinn mit wunderbaren Fähigkeiten zählen kann.«
Danach führte Bast-Aam, durch einen schwarzen Burnus unkenntlich gemacht, den Schatten auf einem Boot über den Nil und in die Ruinenfelder El Assuds. Vor einem ehemals prächtigen, weitläufigen Haus, von dem der Stein Allahs nur noch die Grundmauern und einen Schuttberg darin übrig gelassen hatte, blieb er stehen. Vorsichtig schaute er sich um, bevor er die Ruine betrat. Hadban folgte ihm.
»Gibt’s hier Taratzen oder anderes gefährliches Viehzeug?«
»Wenig. Du musst trotzdem vorsichtig sein. Sieh, hier.«
Bast-Aam blieb vor einer Bodenplatte stehen, deren hellblaue Blumenornamente längst verblasst waren. »Dieses Haus war schon vor dem Stein Allahs mit dem Palast durch einen unterirdischen Gang verbunden. Warum, weiß heute niemand mehr. Nun, der Gang existiert noch immer. Du kannst in ihn einsteigen, wenn du diese Platte hier anhebst. Dann gehst du immer nur geradeaus, steil hinauf, bis der Gang in einer Holztür endet. Sei vorsichtig, wenn du sie öffnest, denn auf der anderen Seite ist sie Teil eines prächtigen Wandgemäldes in einem abgelegenen Zimmer des Harems.«
»Woher weißt du von dem Gang, alter Freund?«
»Die Hohepriester der Bast wissen vieles, was normalen Menschen auf immer verborgen bleibt. Das mag dir als Antwort genügen.«
»Muss es ja wohl.«
***
Soldatenführer Ramid grinste breit, als sein Stellvertreter Ali in die Taverne kam und sich das schmerzende Gesäß hielt.
»Wärst du Soldatenführer und ich Stellvertreter, würde ich mir jetzt den Hintern halten. Aber die Götter haben es in ihrer unendlichen Weisheit nun mal so eingerichtet, dass ich der Soldatenführer bin und du der Stellvertreter. Also, was hast du herausgefunden, Ali?«
Ich hasse dich, du Sohn einer dreibeinigen blinden Kamshaakuh, dachte Ali. »Es ist mir gelungen«, flüsterte er leise seinem Vorgesetzten ins Ohr, der einen Becher Wein vor sich stehen hatte. »In den Kisten waren tatsächlich Grabbeigaben aus den Ruhestätten der Verhüllten. Du hattest Recht, Ramid.«
»Natürlich, Ali. Auch das ist ein Grund, warum ich Soldatenführer bin und du nur Stellvertreter.« Ramid wirkte äußerst selbstzufrieden. »Das ist der letzte Beweis, dass es sich bei dem Mann, den wir verfolgen, um den Schatten handelt. Denn das Schiff gehört zweifellos ihm.« Ramids Männer hatten Hadban nie aus den Augen verloren, ihn zum Tempel der Bast und hinunter zum Hafen verfolgt, wo er dem Kapitän des besagten Schiffes Anweisung gegeben hatte, die Hälfte der Ladung an die Priester auszuhändigen.
»Was jetzt? Nehmen wir den Schatten fest, Ramid?«
»Bist du vollkommen wahnsinnig, Ali? Wir sind hier auf fremdem Territorium. Saad würde uns den Arsch aufreißen, wenn wir hier jemanden festnehmen.«
»Er muss es ja nicht wissen.«
»Er könnte es in Erfahrung bringen. Wir warten erst mal ab und beobachten weiter. Er kann uns nicht mehr entkommen. Der Schatten sitzt in der Falle wie eine arme Taratze.«
Was er nicht wusste: Auch Nasrallah und seine Berba waren längst in El Assud. Es kostete sie ein paar Kupferpjaster, dann wussten sie, wohin sich der Schatten mit seinen drei Begleitern gewandt hatte. Ab jetzt beobachteten sie ihn ebenfalls. Und die Spione Ramids gleich dazu. Die verhielten sich nämlich so auffällig, dass ein erfahrener Mann wie Nasrallah sie sofort erkannte. Das Ganze würde ziemlich spannend werden, fand der Berba.
***
Spät in der Nacht kam Hadban in die Herberge zurück. Seine drei Reisegefährten saßen vor dem Haus, genossen die laue Nacht und starken, dampfenden Kafi,
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