2131 - Der Schwarmer
Berichten. Vaikiri plant eine Genetische Diktatur. Er will die anderen Familien ausschalten und die alleinige Herrschaft übernehmen. Die Vika hätten dann die absolute Macht im Wurm."
„Was?", flüsterte Cheplin. Seine Lippen waren bleich geworden. „Ist das wie ist das möglich?"
„Es kommt hin und wieder vor, dass einer aus den hochgezüchteten Linien durchdreht und in Machtwahn verfällt. Wenn er seine Familie hinter sich weiß, kann so ein Putsch durchaus Erfolg haben. Unsere Historie berichtet von zwei solcher Fälle, allerdings existierten diese Diktaturen nicht lange.
Die jeweilige Familie wurde wie die deine aufgelöst, und die Nachkommen wurden nicht mehr markiert. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber könnte Vaikiri durchaus Erfolg haben."
„Deshalb also machte er mich zum Stellvertretenden Schwarmer", erkannte Cheplin. „Er weiß genau, dass ich keine Familie habe und keine Gefahr für ihn darstelle. Er wird mich damit erpressen, dass mir die Verhinderung der Armut wichtiger sein muss als alles andere, weil die Aarus sonst überhaupt nichts mehr haben. Damit hält er sich den Rücken frei."
„Nicht nur das. Er wird es so hinstellen, als seist du sein engster Berater. Dann wird zunächst keiner gegen ihn aufbegehren."
Cheplin presste das Wasser stoßweise durch seine Kiemen. „Dem Wurm sei Dank, dass diese Verschwörung rechtzeitig aufgedeckt wurde. Was tun die Familien jetzt?"
„Du kannst dir vorstellen, was los ist", seufzte Kipana. „Die Ruu, Sikara und Fisst sind untereinander genauso zerstritten wie mit den Vika. Natürlich wollen sie Vaikiri entmachten, sobald der Zeitpunkt gekommen ist, aber wie soll es dann weitergehen? Dass es überhaupt so weit kommen konnte, lag ja an den ewigen Rivalitäten. Und Vaikiri hat es verstanden, diese Streitigkeiten auszunutzen; zudem steht seine Familie geschlossen hinter ihm, im Gegensatz zu den anderen, die Rangstreitigkeiten innerhalb der Familie haben." Cheplin schwieg. Die Katastrophen kamen schneller und in viel schlimmerem Ausmaß, als er befürchtet hatte. Wenn der Schwarm auseinander brach waren die Aarus verloren. Und die leuchtende Sphäre des Wurms würde sich für immer verdunkeln".
„Das darf nicht sein", stieß er hervor. „Ich ahne, was gerade in dir vorgeht", sagte Kipana. „Und glaube mir, du bist nicht allein. Weshalb, denkst du, weiß ich davon?" Cheplins Balkennase wölbte sich nach oben. „Sie wissen, dass du ein Luna bist."
„Ja, Junge, sie haben sich daran erinnert, dass es noch zwei von uns gibt. Unsere Linie stirbt aus, weil wir keine Frauen mehr haben, und deshalb sind wir die einzigen Neutralen innerhalb der Genetischen Familien. Die Luna haben sich über Jahrhunderte hinweg als die besten Schwarmer erwiesen, die Aarus-Jima hatte. Die Familien wollten die Luna damals ausrotten, weil sie Furcht vor einer Genetischen Diktatur hatten - und haben erst recht eine heraufbeschworen. Das wollen sie wieder gutmachen. Natürlich tun sie so, als ob die Vika einzig federführend gewesen wären und sie sich alle fälschlicherweise beeinflussen ließen. Aber um diese Ausreden brauchen wir uns nicht zu kümmern."
Kipana bewegte seine Arme langsam auf und ab. „Sie haben mich darum gebeten, es dir zu sagen. Namentlich Kudera, Pamini und Rohin, die dich auf der letzten Konferenz beobachteten und dich mit am längsten persönlich kennen und schätzen gelernt haben."
„Keiner gönnt dem anderen die Macht, und deshalb wählen sie mich, weil ich immer noch die beste Alternative zu einem Verrückten wie Vaikiri bin."
„Aber natürlich. Jedoch wissen sie um deine Qualitäten - und dass du um den ganzen Schwarm besorgt bist und nicht an deine persönlichen Vorteile denkst. Wenn uns einer retten kann, dann du, Cheplin. Fühlst du dich dazu in der Lage?"
Cheplin war versucht zu lachen. Natürlich fühlte er sich dazu in der Lage. Er hatte sich jahrzehntelang auf diesen Moment vorbereitet. Gelernt, gearbeitet, beobachtet. Seit Vaikiris Machtübernahme plante er dessen Sturz. „Natürlich fühle ich mich dazu in der Lage, Kipana. Du kannst ihnen sagen, dass ich es tun werde. Aber sag ihnen auch, dass ich kein Fisch im Netz sein werde, den sie beliebig ziehen können, wohin sie ihn gerade haben wollen. Als Schwarmer stehe ich allein da, unbeeinflusst von jeder Familie und unabhängig. Sie können mich wählen oder absetzen, aber nicht gängeln. Und ich werde einige Veränderungen vornehmen, die ihnen nicht gefallen werden. Sie werden dem
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