2131 - Der Schwarmer
Cheplin, um jeden Preis, und wenn ich dafür sogar dich benutzen muss. Du bist neutral, du bist so knochenerbärmlich illusorisch, ein Fantast, der sein Leben für den Schwarm geben würde. Du denkst nie an dich selbst. Das ist der Grund für deine Ernennung. Genügt dir das?"
„Vaikiri, du machst mir Angst mit deiner Ehrlichkeit."
„Pah, Ehrlichkeit! Cheplin, wir haben uns doch nie angelogen. Wir wissen, was Sache ist. Ich will die Macht, und du bist ein Visionär. Wir hassen uns abgrundtief. Wem sollte ich besser trauen können als dir? Der Einzige, der für den Posten in Frage kommt, bist du. Und sei ehrlich, du willst ihn doch, und zwar mit allen Flossen. Du hoffst, mich eines Tages entthronen zu können, aber das wird dir nie gelingen. Und hier oben, gleich neben mir, habe ich dich stets im Auge. Was auch immer du unternehmen willst, du musst sehr geschickt sein, damit du nicht gleichzeitig mit mir fällst. Denn jetzt mögen dir die Familien schöntun, aber sobald es darauf ankommt, werden sie dich aus der Sphäre werfen. Ich bin nämlich umgekehrt der Einzige von allen, dem du vertrauen kannst."
Noch nie hatte Vaikiri so viele Worte an Cheplin gerichtet. Und das Schlimmste war, er hatte sogar Recht damit. „Also gut, ich stimme zu", sagte Cheplin vorsichtig. „Aber ich stelle eine Bedingung: Ich werde weiter auf Reisen gehen, wann immer ich will, und Aufträge akquirieren."
„Das ist mir recht", versetzte Vaikiri, „denn so sehen wir uns nicht öfter als notwendig, und du tust das, was du am besten kannst."
„Ja, Vaikiri", sagte Cheplin langsam. „Diese Sphäre ist zu klein für uns beide. Eines Tages."
Cheplin machte sich natürlich seine Gedanken über Vaikiris unerwartete Entscheidung. Der Schwarmer hatte gewiss Recht mit seinen Argumenten, aber es musste nach Cheplins misstrauischer Ansicht noch irgendetwas anderes dahinter stecken. Er unterhielt sich mit Susa darüber. Sie meinte, er solle es nicht zu sehr überbewerten. „Sei froh, dass du jetzt über solche Befugnisse verfügst."
„Das werde ich auch ausnutzen, da kannst du sicher sein." Cheplin konnte Susa natürlich nicht sagen, wie er das gen au meinte. Aber jetzt bot sich ihm die beste Möglichkeit, für das Trümmerimperium zu arbeiten, ohne Rede und Antwort stehen zu müssen. Und ihm wurden regelmäßig Botschaften übergeben - meistens so schnell und heimlich, dass er selbst es kaum mitbekam -, die er dann an die entsprechenden Stellen weiterleitete. Er war der ideale Bote, wie ihm rasch klar wurde, bedingt durch die Sonderstellung der Aarus.
Die Valenter hatten ihnen zwar deutlich gemacht, dass auch die Wurme nicht absolut frei waren, aber nach wie vor gab es keine direkte polizeiliche Überwachung. Auch während seiner Handelstätigkeit hatte er keine Kontrollen zu befürchten. Mit der Zeit gewöhnte Cheplin sich an seine Missionen und ebenso daran, dass er nichts über den Inhalt der Botschaften erfuhr. Er war sich immer noch nicht sicher, ob das Trümmerimperium tatsächlich aktiv gegen das Reich arbeitete oder durch diese geheimnisvollen Aktionen einfach nur die eigene Existenz begründete. Wenn der Aufstand sich schon über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hinzog, sollte einmal etwas davon zu merken sein - dachte sich der Aarus.
Aber selbst er als Weitgereister konnte nichts in Erfahrung bringen. Bis jetzt schien die Inquisition der Vernunft ihr Reich fest im Griff zu haben.
Doch die Spitze war noch lange nicht erreicht. Wieder einmal nach seiner Rückkehr berief Vaikiri eine Konferenz ein. „Im Augenblick können wir uns glücklich schätzen, dass das Misstrauen der Valenter gegen uns zerstreut werden konnte. Aber weiterhin sind Mikromaschinen an Bord, denn immer wieder werden welche gefunden - und die Tributzahlungen wurden erneut angehoben."
Das sorgte verständlich erweise für einigen Aufruhr unter den Anwesenden. „Das geht allmählich an die Grundlagen unserer Existenz!", rief jemand. „Dem muss ich leider zustimmen", sagte Vaikiri. „Trotz des enormen Kapitalflusses, der nach wie vor herrscht, müssen wir an die Reserven gehen, um unseren Standard zu halten. Einen Gewinn können wir nicht mehr erwirtschaften; was bedeutet, wir können unsere Angebote nicht weiterentwickeln, sondern müssen zusehen, dass wir den derzeitigen Status halten können. Eine Weile wird das gut gehen, aber dann kann es zu Engpässen bei den Wartungen kommen."
„Aber das kann nicht im Sinne des Reiches sein", wandte Cheplin ein.
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