2131 - Der Schwarmer
„N ach nie waren die Tributzahlungen so hoch. Wenn es so weitergeht, wird bald die gesamte Galaxis zahlungsunfähig sein, die Wirtschaft wird zusammenbrechen - und die Kastelle können gar nichts mehr eintreiben, wenn das Reich ausgeblutet ist."
„Denkst du, die sind gegenüber Vernunft aufgeschlossen?", erwiderte der Schwarmer ungehalten. „Das oberste Gesetz verlangt nun einmal unbedingten Gehorsam. Daher wird uns nichts anderes übrig bleiben."
„Ich weiß nicht ...", sagte ein Rescote zögernd. Er gehörte zur Familie der Ruu und hieß Kudera. „Wir können nicht mehr lange so weitermachen. Es wäre vielleicht doch besser, allmählich etwas zu unternehmen."
„Ach ja? Und was, bitte schön? Wenn ich die Zahlungen verweigere, werde ich umgehend nach Sivkadam gebracht, und für euch ändert sich nichts! Oder habt ihr vergessen, was mit Geytrimm geschehen ist?"
„Ich habe nichts vergessen", sagte Cheplin leise. „Aber überlege gut, was du tust, Vaikiri. Eines Tages werden wir nicht mehr in der Lage sein, die Zahlungen aufzubringen. Was tust du dann? Dann haben wir alle verloren. Abgesehen von unserem Leben wird uns vielleicht nichts mehr bleiben."
„Vorausgesetzt, die Valenter vernichten uns nicht alle, werden wir wohl auf den Sklavenmärkten enden, auf ewig in einer Wüste ausgesetzt, ohne je wieder das Wasser erreichen zu können", stimmte eine andere Rescotin zu. Es war Pamini von den Sikara. „Wir sollten etwas unternehmen, bevor es so weit kommt, solange wir noch dazu in der Lage sind. Ganz hilflos sind wir schließlich nicht."
Und noch ein Dritter schlug in die Kerbe; offensichtlich wollten die Fisst mit ihrem Sprecher Rohin nicht hintenanstehen: „So einfach wird die Inquisition der Vernunft nicht auf uns verzichten. Sie haben zwar drei Wurme in ihren Diensten, aber die drei freien Wurme sind von enormer Bedeutung für sie."
„Und was schlagt ihr vor, wenn ihr schon so entschlossen seid?", fragte Vaikiri herausfordernd. „Wir sollten Kontakt zu den anderen beiden Wurmen aufnehmen und gemeinsam überlegen, was wir tun können", antwortete eine Rescotin aus dem Hintergrund. Alle pflichteten ihr bei, einschließlich Cheplin. „Zusammen stellen wir ein nicht zu unterschätzendes Machtpotential dar. Und das Risiko ist nicht größer als dann, wenn wir die Zahlungen nicht mehr aufbringen können und stranden. Aber jetzt haben wir wenigstens noch Hoffnung, den Kurs ändern zu können."
Vaikiri sah sich unvermutet allein schwimmen. Aber er war nicht gewillt nachzugeben. „Ich als Schwarmer entscheide, dass wir die Forderungen erfüllen werden", beharrte er. „Die Ökonomen werden daran arbeiten, einen Mittelweg zu finden, der allen Teilen gerecht wird." Damit beendete er die Konferenz. Cheplin merkte sehr deutlich, dass niemand mit Vaikiris Entscheidung einverstanden war. Die Inquisition der Vernunft hatte eine Grenze überschritten, die die Existenz aller Aarus bedrohte da stellte jeder seine persönliche Furcht vor Vergeltungsschlägen hinten an. Wie ein Tier, das so in die Ecke gedrängt ist, dass. es überhaupt keinen Ausweg mehr sieht, dachte er.
Bevor es wie ein Feigling stirbt, lässt es den Angreifer teuer für sein Leben bezahlen. Nur Vaikiri opfert lieber alle anderen, bevor er den Mut aufbringt, den Gang nach Sivkadam anzutreten, gleichsam als Protest für die Vorgehensweise.
Als er sich später mit Susa traf, erzählte Cheplin von der Besprechung und den Problemen, die auf sie alle zukamen. „Ich sehe das so: Das Reich hat sich mit der Expansion in die Milchstraße übernommen. Anscheinend leistet die neue Provinz mehr Widerstand als erwartet. Vielleicht haben sich die Valenter auch nicht genügend vorbereitet und geglaubt, leichtes Spiel zu haben."
„Möglicherweise haben sie überhastet gehandelt, anstatt die Invasion von langer Hand zu planen", überlegte Susa. „Das muss einen Grund haben.
Vielleicht gibt es dort etwas, das für die Inquisition von so unermesslichem Wert ist, dass sie es nicht schnell genug in die Hände bekommen kann?"
„Ich kann mir sonst keinen Grund vorstellen, außer unsere Unterdrücker sind inzwischen so degeneriert und senil, dass sie keine vernünftigen Entscheidungen mehr treffen können. Obwohl sich für uns die Katastrophe anbahnt, hoffe ich auf weiteren Widerstand der neuen Galaxis. Dass das Reich sich so übernehmen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich würde diese Leute wirklich gern kennen lernen, Susa."
Möglicherweise
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