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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war eine schlechte Lüge, die Molpo sofort, durchschaute. Er hatte gehofft, Tieger nach seinem Erfolgserlebnis langsam wieder in die Gemeinschaft eingliedern zu können, aber vielleicht war es dazu noch zu früh. „Du isst doch nicht etwa das Saltanfutter?", fragte er vorsichtshalber. „Nee."
    Auch das war eine Lüge, aber Molpo hakte nicht weiter nach. Tieger hatte viel durchgemacht und es war wohl wenig überraschend, dass er zumindest im Augenblick die Gesellschaft von Saltans der von Pfauchonen vorzog. „Also gut, ich komme später noch mal vorbei." Er wandte sich ab und hinkte in den Gang hinaus. Hinter ihm begann das leise Säuseln der Saltans. Es klang fast wie eine Verführung.
    Tieger hatte beschlossen zu überleben, nicht für sich selbst, sondern für seinen Sohn und für die Saltans, die niemandem sonst ihre Geschichten erzählen konnten. Er hatte ihnen versprachen, sie an Rufas weiterzugeben, wenn er alt genug war, um sie zu hören. Das machte die Saltans glücklich.
    Immer wieder baten sie ihn, von dem Kampf zu berichten, den er geführt hatte. Ihre Worte waren einfach, und es fiel Tieger leicht, sie zu benutzen.
    Er hatte den Eindruck, dass die Saltans ihn seit seiner Rückkehr nicht mehr als Freund, sondern als Herrscher betrachteten. Es hatte irgendetwas mit einem Traum, einer Legende oder Prophezeiung zu tun, aber was es genau war, blieb unklar. Sie schienen keine Worte zu haben, um dieses Ereignis zu beschreiben.
    Tieger verließ die Stallungen nur noch, um sich mit Jeke oder einem der anderen Diener zu treffen. Lo hatte kurz nach der ersten Nachricht eine zweite geschickt, in der sie sagte, sie wolle in den Bergen bleiben, bis Rufas alt genug war, um sich zu wehren. Erst dann würden sie in die Stadt zurückkehren. Tieger bewunderte Lo für ihre Klugheit und ihre Geduld, auch wenn ihm der Gedanke an die lange Trennung fast das Herz brach. Aber er blieb stark und konzentrierte sich darauf, ein Leben ohne Hände zu führen.
    Selbst nach mehr als einem Jahr träumte er jede Nacht von seinen Händen. Im Schlaf spürte er, wie seine Finger über das Fell der Saltans strichen oder Los langes Haar berührten. Er kratzte sich, suchte zwischen den Zähnen nach Nahrungsresten, verschüttete nichts, wenn er einen Becher hochhob und öffnete mühelos jede Tür - sogar die mit Drehgriffen. Morgens, wenn Tieger erwachte, war er sicher, die Umrisse seiner Hände unter der Bettdecke zu sehen, aber wenn er die Arme hob, endeten sie in vernarbten Stümpfen. Bis er eines Morgens Recht behielt.
    „Wo ist er?" Molpo schloss die Tür und sah sich in der Krankenstation um. Pernaq zeigte auf eine offen stehende Tür. .„Er schläft noch, müsste aber gleich aufwachen. Ich dachte, es sei besser, wenn er dann vertraute Gesichter sieht."
    „Weiß er, was los ist?"
    Pernaq neigte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher." Sie betraten den Raum. Er war lichtdurchflutet, wurde erhellt von den Strahlen der Morgensonne, die durch das große Fenster schien. Staubpartikel tanzten vor Molpos Augen. Die Ebene, die sich hinter der Scheibe erstreckte, war von grünen Feldern bedeckt. In den wenigen Wochen der Regenzeit erkannte man das Land kaum wieder. Das Bett, in dem der schlafende Tieger lag, war das einzige Möbelstück im Raum. Es stand in der Mitte und war zur Beruhigung des Patienten mit blauen Laken bedeckt. Molpo stellte sich mit dem Rücken zum Fenster, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, und betrachtete Tiegers Arme, die unter den Laken hervorragten. Sie waren auf Höhe der Stümpfe mit einer organischen Folie umwickelt, die Knochen, Muskeln, Nerven und Sehnen mit den schwarz glänzenden Prothesen aus Kal-Yonnid verband. „Du riskierst viel", sagte Molpo. „Oder hat Olibec etwa seine Erlaubnis dazu gegeben?" Pernaq trat neben ihn. „Ich habe ihn nicht gefragt. Als Mediker ist es meine Pflicht, jedem Patienten die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen."
    „Und dich damit gegen Olibec zu stellen?"
    „Er hat seit Monaten nicht mehr nach Tieger gefragt." Pernaq blinzelte nervös in die Morgensonne. „Ich glaube, er hat die ganze Angelegenheit längst vergessen." Molpo war klar, dass es sich um eine reine Schutzbehauptung handelte. Olibecs fehlendes Interesse ließ sich wohl darauf zurückführen, dass es im letzten Jahr keine Veränderungen gegeben hatte. Sobald er von Tiegers überraschender Genesung erfuhr, würde sich das ändern. Trotz dieser Einwände legte Molpo Pernaq zustimmend die Hand auf die

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