2135 - Der Zeitbrunnen
den Turm an seiner Unterseite wieder verlassen. Doch von der Prinzessin war nichts mehr zu sehen. Sie war verschwunden, vielleicht sogar aus der gesamten Zehnten Stadt. „Startac", sagte der Arkonide. „Bitte such mit deiner Orterfähigkeit nach der Pfauchonin. Wir müssen sie wiederfinden, bevor sie einen unverzeihlichen Fehler machen kann."
„Ich versuch es ja schon", antwortete der Mutant. „Aber ich kann sie nicht orten. Durch das starke psionische Feld, das den Planeten einhüllt, bin ich in meinen Fähigkeiten eingeschränkt."
„Weshalb ist sie verschwunden?", fragte Trim Marath. „Hat sie etwas dazu gezwungen oder veranlasst? Oder tat sie es aus freien Stücken?"
„Aus freien Stücken", orakelte Atlan. „Sie liebt ihren Prinzenkrieger viel zu sehr."
„Und wo finden wir sie?", fragte Marath. „Nicht mehr in dieser Stadt", unkte der Arkonide. „Ich glaube vielmehr, dass sie sich nach Raud'ombir gewandt hat der Stadt ihres Glücks, von der sie uns erzählt hat." Er lächelte kurz. „Ich sehe schon, dass wir auch nach Raud'ombir müssen - und dann lernen wir eine neue Stadt auf diesem Planeten kennen."
„Und wie kam sie dahin?", wollte der Para-Defensor wissen. „Das werden wir herausfinden müssen", antwortete Atlan. „Am besten teilen wir uns auf und bleiben durch die Funkgeräte miteinander in Verbindung."
„Die Schiffe im Orbit werden uns orten", warnte Startac Schroeder. „Nicht bei dem starken Feld, das den Planeten umgibt", meinte Atlan. „Wir funken ohnehin nur, wenn wir etwas gefunden haben."
„In Ordnung", sagte Trim Marath. Kurz diskutierten sie die Details, dann stiegen sie mit den Antigravs ihrer Kampfanzüge in die Luft und entfernten sich in drei verschiedenen Richtungen. Atlan flog tief durch die verlassenen Gassen und Straßen der Zehnten Stadt, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Wie nicht anders zu erwarten, begegnete ihm kein intelligentes Wesen.
Nicht einmal Visienten waren zu sehen, die sich in der Zehnten Stadt im Schutz des Abschirmfeldes trotz der Strahlung der Belagerungsflotte hatten halten können. Wahrscheinlich hatten sie sich alle vor dem befürchteten Aufprall des Turms in ihre Keller oder sonstige Deckungen geflüchtet. Ein paar halb zerstörte Roboter lagen auf den Straßen oder in Häuserwinkeln. Es war alles in allem ein trostloser Anblick. Millimeterhoch bedeckte der Staub der Jahrtausende die Straßen und Terrassen. Nur hier und da zog sich eine Spur der degenerierten Visienten und ihrer Trageroboter. Atlan. hatte viele Welten gesehen, die in einem Atomkrieg ruiniert worden waren, aber das hier war etwas ganz anderes. Diese Stadt - die ganze Stadt - war nicht in einem Krieg zugrunde gegangen, sondern aus anderen Gründen. Er durfte nicht daran denken.
Es dauerte Stunden, bis sein fotografisches Gedächtnis ansprach. Dann aber wusste er es ganz genau. Der Arkonide sah den Schacht vor sich, den er beim ersten Überfliegen dieses Teils der Stadt noch verschlossen vorgefunden hatte. Kein Zeichen wies ihn als etwas Besonderes aus, kein Symbol wies auf ihn hin - aber es konnte keinen Zweifel geben: Das war derselbe Schacht. Sofort informierte er Trim Marath und Startac Schroeder und bestellte sie zu sich. Die beiden Mutanten waren erleichtert, zumal sie selbst noch keinerlei Entdeckung gemacht hatten. Binnen weniger Minuten waren sie bei ihm und setzten neben ihm auf. „Eine Spur?", fragte Schroeder. „Es könnte sein", schränkte der Arkonide ein. „Dieser Tunnel war bei unserer Ankunft hier noch verschlossen. Jemand muss ihn geöffnet haben."
„Sihame!", entfuhr es Trim Marath. „Das denke ich auch. Also zögern wir nicht länger!"
Sie stiegen die Stufen hinab. Kurz darauf standen sie in der riesigen Abfertigungshalle der, Rohrbahnstation, in der nur noch ein einziger Zug auf Passagiere wartete - wahrscheinlich seit Jahrtausenden. Atlan entdeckte die Spuren im Staub als Erster, Er folgte ihnen bis zum ersten Bahnsteig. Dort verloren sie sich. „Sie muss einen zweiten Zug genommen haben", vermutete er und deutete auf das Gleisbett hinunter. Die Magnetgleise waren von einem bestimmten Punkt an frei von Staub. „Wir müssen versuchen, den zweiten Zug zum Fahren zu bringen!"
„Gute Idee", sagte Schroeder. „Aber wie?"
„Was weiß ich? Wir steigen ganz einfach mal ins Führerhaus. Dann sehen wir weiter." Sie überquerten die erste Fahrspur und hangelten sich an den Griffen der Lok hoch. Als sie schließlich alle drei im Führerhaus
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