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2135 - Der Zeitbrunnen

Titel: 2135 - Der Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war es?"
    „Kasch!", antwortete der Wüstenbewohner. „Es war Kasch." Dieses Wort hatte ihr Entführer ebenfalls gebraucht, erinnerte sie sich. Sie konnte damit wenig anfangen, aber offenbar funktionierte die Verständigung auf beiden Seiten. Sie begriff es nicht, aber sie musste es als Tatsache akzeptieren. „Wieso habt ihr mich entführt?", wollte sie wissen. „Und wie ist überhaupt dein Name?"
    „Ich bin Pogo", erhielt sie zur Antwort. „Der Häuptling der Vascas."
    „Pogo also", sagte sie. „Ich bin Sihame. Beantworte meine andere Frage."
    „Wir haben dich keineswegs entführt", sagte der Häuptling.
    „Nein? Was war es dann? Eine freundliche Einladung?"Pogo rieb sich die Hände. Sein Mund weitete sich und zeigte zwei Reihen brauner Zähne. Ein Grinsen? „Du verstehst schnell", sagte er. „Eine Einladung in unsere Zelte. Du bist aus dem Zeitbrunnen gekommen. Wesen, die aus dem Zeitbrunnen kommen, haben immer viel zu erzählen. Wir sind begierig auf solche Geschichten. Wir wollen deine Geschichte hören."
    „Aber ich habe euch nichts zu erzählen", beteuerte die Prinzessin. „Ich muss rasch zurück in meine Welt. Es ist wichtig!"
    „Nichts ist so wichtig wie eine gute Geschichte", wurde sie belehrt. „Du sollst uns nicht umsonst unterhalten. Du bekommst frisches Wasser und Obst von den Bäumen, die hier wachsen. Wir werden deine Wunden versorgen und deine Kleidung wieder flicken. Es wird dir gut tun."
    „Versteht ihr mich denn nicht?", rief Sihame. „Ich muss zurück! Sofort! Das Schicksal einer Welt hängt davon ab das Schicksal einer ganzen Galaxis!"
    „Das hört sich nach einer guten Geschichte an", meinte Pogo. „Erzähle sie uns, und du kannst gehen. Ich selbst werde dich zum Zeitbrunnen zurückbringen - falls er noch an der gleichen Stelle ist."
    „Noch an der ... gleichen Stelle?", fragte Sihame entgeistert. „Was soll das heißen?"
    „Dass deine Chancen auf Rückkehr umso größer sind, je eher du damit beginnst, uns deine Geschichte zu erzählen." Die Pfauchonin verzweifelte fast. Es hatte keinen Sinn, mit diesem dickköpfigen Wesen zu argumentieren. Sie sah ein, dass sie anders nicht weiterkam: Sie musste den Vascas den Gefallen tun und irgendetwas erfinden. Ohne eine Geschichte würden sie sie nicht gehen lassen.
    Die Wüstenbewohner setzten sich im Kreis um sie nieder und sahen sie erwartungsvoll an. Sihame seufzte tief und ging ebenfalls in die Knie. „Also gut", sagte sie. „Passt auf. Es ist die Geschichte von Soner und mir. Soner ist ein mächtiger Prinzenkrieger. Er hat die ..."
    Nach einer Weile sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. Immer mehr Vascas kamen aus ihren Zelten und gesellten sich zu den anderen. Bald schien die ganze Oase um die Prinzessin versammelt zu sein. Sihame stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass das Reden ihr gut tat. Sie warf inneren Ballast ab, teilte ihre Verzweiflung mit anderen, auch wenn sie noch so fremd waren. Sie wurde nicht unterbrochen, auch wenn sie eine Pause machte und von dem klaren Wasser trank, das ihr gereicht wurde. Es schmeckte frisch und keineswegs ätzend wie die Säurebrühe aus dem Fluss. Ein Vasca schmierte ihr eine übel riechende Salbe auf ihre leichten Verletzungen, ein anderer flickte ihre Kleidung, wo es möglich war.
    Nach zwei Stunden hatte sie ihr Schicksal den Wüstenbewohnern offenbart. Sie fühlte sich sehr erleichtert und wartete jetzt auf die Reaktion der Vascas. Die Vascas saßen um sie herum. Ihre Blicke klebten an ihren Lippen. „Ich bin fertig", sagte sie. „Die Geschichte ist zu Ende. Wirst du jetzt dein Versprechen halten, Pogo?"
    „Es war eine gute Geschichte", lobte der Häuptling, „obwohl ihr das Ende fehlt."
    „Ich kenne es auch noch nicht.
    Dazu muss ich zurück auf die Welt, aus der ich zu euch gekommen bin. Ihr müsst mir dabei helfen. Ihr habt es versprochen."
    „Dann soll es so sein", sagte Pogo und erhob sich schwerfällig. Er stieß einen Pfiff aus, und ein Reittier kam zwischen den Zelten auf ihn zu. Es war fast doppelt so groß wie jenes, auf dem ihr Entführer gesessen hatte. „Das ist Titla, mein Umburg", sagte Pogo. „Er wird uns zum Zeitbrunnen bringen." Ehe sie sich's versah, hatten seine feisten Hände sie um die schmale Hüfte gepackt und in die Höhe gehoben. Sie zappelte, bis sie in einer Art Sattel saß. Mit einer Eleganz, die sie ihm nie zugetraut hätte, schwang sich der Wüstenbewohner hinter ihr auf das Tier und nahm die vor ihr herabhängenden Zügel in beide

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