2141 - Der verlorene Wurm
Geruch würden sich von dem der anderen Aarus nicht mehr unterscheiden. Niemand, der seine Aufmerksamkeit auf sie lenkte, würde sie mehr einem fremden Wurm zugehörig ansehen. „So anders ist es gar nicht", flüsterte Cheplin. „Ich hätte es mir nicht so vorgestellt."
„Wie hast du es dir denn vorgestellt?"„Ich ... weiß nicht. Man hat wohl eine gewisse Erwartung in einem solchen Moment."
„Und bist du enttäuscht?"
„Ganz im Gegenteil. Ich glaube, wir haben wirklich Glück mit unserer Mission." Susa stutzte. Es war nicht das, was Cheplin sagte - sondern wie er es sagte. Als ob er sehr viel mehr meinte als nur den Stützpunkt ... aber sie schwieg, denn sie konnte sich auch täuschen. Eine Kunstsonne erfüllte die Sphäre des Wurms mit strahlendem Licht. Es herrschte Schwerelosigkeit, und überall schwebten Aarus zwischen den künstlichen Gebilden, Alt und Jung, oder flitzten auf Schlitten dahin. Die Größe im Vergleich zu Jima war bedeutend geringer, das war auch optisch zu erkennen, und es waren vergleichsweise viel weniger Bewohner unterwegs. Der deutlichste Unterschied waren die Wohnwelten, deren schwebende Türme miteinander verbunden waren; manche senkrecht, manche waagrecht. „Lass uns einfach losfliegen", schlug Cheplin vor. „Das ist sicher am unauffälligsten."
„Und vor allem müssen wir uns orientieren. Ich finde es sehr spannend! Ich möchte gern mehr sehen", pflichtete Susa bei. „Und wie viel mehr", murmelte Cheplin. Susa musterte ihn erneut mit leisem Staunen.
4.
Saprittis Gedanken Der Schwarmer stand in seiner Kommandokuppel und beobachtete das Innere seines Reiches. Er resümierte sein Leben, das in wenigen Stunden zu Ende ging, und ließ an die Gespenster der Vergangenheit noch einmal an sich vorüberziehen. Aarus-Kaart war ein Interstellarer Wurm, einer von insgesamt nur sechs, die jemals gebaut wurden, und gewiss das erstaunlichste Gebilde im Reich Tradom. Kaarts Aufgabe war seit jeher, die geheimen Planeten der Inquisition anzufliegen und für technische Kompatibilität zu sorgen, Anlagen zu warten, zu reparieren und eventuell auch neu zu konstruieren. Selbst in der legendären Festung der Inquisition hatte der Wurm schon gedient. Sogar unter Saprittis Kommando, was dem Schwarmer immer noch einen Schauer der Ehrfurcht über den Rücken hinabjagte.
Wir sind weitergekommen, dachte Sapritti, und Kaart wohl am allermeisten, weswegen er hierher an die Fensterstation gerufen wurde. Er glaubte fest daran, dass die Aarus von Kaart durch den Jahrtausende dauernden Umgang mit der hoch entwickelten Inquisitionstechnik intelligenter geworden waren. Sie waren ihren anderen Artgenossen, wo immer diese weilen mochten, garantiert überlegen. Selbst wenn es jetzt so schien, als würde das nicht reichen und hunderttausend Techniker an dem Rätsel der Fensterstation scheitern. Kein anderer Schwarm wäre überhaupt so weit gekommen.
Die Stationen waren voll gestopft mit Inquisitionstechnik auf einem Level, der selbst den Aarus von Kaart äußerst hoch erschien. Aber sie würden diesen Krebspanzer knacken, wenn man ihnen Zeit ließe. Sapritti hatte Trah Zebuck schon mehrfach klarzumachen versucht, dass Geduld eine Tugend war, selbst - oder gerade bei technisch schier unlösbaren Aufgaben. Es gab immer eine Lösung, sie musste nur erst gefunden werden.
Ich weiß nicht, was er damit bezweckt, mich derart unter Druck zu setzen, dachte Sapritti. Es gibt für alles eine Grenze, und mehr geben können wir nicht. Was will er erreichen, wenn er mich tötet? Ein Exempel statuieren? Lachhaft! Aarus machen keine halben Sachen, und ich weiß, sie werden es bis zum Ablauf der Frist nicht schaffen. Zebuck kann uns nicht alle hinrichten lassen, das werden seine Herren nicht dulden. Was ist dann, wenn ich nicht mehr bin? Das Fenster wird sich nicht von allein öffnen. Aber Vernunft war noch nie Zebucks starke Seite.
Nicht weit entfernt von der Kommandokuppel trieb der 3540 Meter lange Doppelrumpfkörper eines AGLAZAR-Schlachtschiffes. So überzeugt, wie Sapritti war, dass sie letztlich mit ausreichend Zeit der Technik in der Fensterstation beikommen würden, so gewiss war er auch, dass die Technik eines AGLAZARS ein echtes Rätsel blieb. Das Innere aller AGLAZARE galt als ewiges Geheimnis. Vermutlich verfügten sie über eine ganz besondere Technik, die Aarus nicht einmal im Ansatz verstanden. Anscheinend gab es bei dieser Technik keine Probleme wie etwa an einer Fensterstation, denn noch nie,
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