2141 - Der verlorene Wurm
Susa und Cheplin erfuhren zunächst nichts Neues; der Sphärenfunk berichtete von weiteren Verzögerungen in der Versorgung, obwohl alle Scoutschiffe permanent im Einsatz seien.
Bei einem Begriff horchten sie allerdings auf: Der Zugang zum Hebewerk war nur Technikern gestattet, die wiederum die Sicherheitsbestimmungen bei der Handhabung der Montageboote beachten sollten, damit es nicht zu Unfällen bei dem Transport in die Fensterstation DREI gab. Susas und Cheplins nächstes Ziel stand damit fest. Aus sicherer Entfernung nahmen sie das ominöse Hebewerk ins Visier. Die sichere Entfernung hielten sie schon aus dem Grund, weil in nächster Nähe ein AGLAZAR-Schlachtschiff in der Schwerelosigkeit hing. „Denkst du, sie überwachen hier alles?", fragte Susa ein wenig bang. Sie hatte einmal das Einfliegen eines AGLAZARS erlebt, als Cheplins Vater von Trah Zebuck zur Exekution abgeholt wurde. Die Furcht, die sie damals empfunden hatte, war sie seither nicht mehr ganz losgeworden, und durch diesen Anblick wurde sie natürlich erst recht aufgewühlt. „Nein, das Schiff dient nur zur Abschreckung, wie eine Polizeistation", antwortete Cheplin beruhigend. „Sie mischen sich nicht in die Belange der Aarus ein, dazu fühlen sie sich viel zu erhaben über uns. Die Herrscher Tradoms nehmen uns aufgrund unserer Lebensweise nicht ernst. Dadurch, dass wir die Sphäre normalerweise nicht verlassen, glauben sie uns fest im Griff zu haben.
Pausenlose Überwachung würde viel zu viel Aufwand erfordern und nur dazu führen, dass unser Lebenszyklus gestört wird und der Laich abstirbt."
„Woher weißt du das alles?" Er lachte kurz und trocken. „Ich bin der Schwarmer, Susa, und habe Zugang zu allen Daten. Ich habe unsere Geschichte sehr genau studiert." Beim Hebewerk herrschte reger Verkehr, ein ständiger Fluss von ein- und ausfliegenden kleinen Montagebooten. Die einen flogen in diese Art Röhre hinein, ohne auf der anderen Seite wieder zum Vorschein zu kommen, während andere aus dem Nichts in die Sphäre zurückkehrten. „Es scheint so eine Art Transmitter zu sein", sagte Susa zu Cheplin, während sie mit dem Schlitten scheinbar sorglos herumgondelten, zwei Aarus unter vielen. „Unsere Mikroortung kann uns leider keinen Aufschluss darüber geben. Das ist alles Inquisitionstechnik, und dafür sind die einfachen Geräte nicht geeignet. Wenn man damit tatsächlich die Fensterstation erreicht, sollten wir uns unbedingt eins der Boote besorgen und hinüberfliegen!"
„Noch nicht", lehnte Cheplin ab. „Aber es ist bestimmt ganz ungefährlich!", drängte Susa, die ihre Neugier kaum im Zaum halten konnte. In diesem Augenblick vergaß sie sogar die Furcht vor dem AGLAZAR.„Nur ein kurzer Blick, dann kehren wir sofort wieder um! Es fällt bestimmt niemandem auf, und ich glaube nicht, dass protokolliert wird, wer ein- und ausfliegt. Dazu besteht kein Grund, schließlich gibt es hier nur Aarus aus Kaart. Von uns ahnen sie nichts!"
„Nein, nein, Susa", wiederholte der Schwarmer. „Zuerst müssen wir die Transmitterverbindung öffnen und den Stützpunkt einrichten. Erst wenn unsere Verbündeten hier sind, werden wir unser weiteres Vorgehen planen. Du wirst die Station bestimmt noch zu sehen bekommen, aber wir stürmen jetzt nicht einfach drauflos." Susas hektisches Flösseln ließ zögerlich nach. Sie sah ein, dass ihr Gefährte Recht hatte, und sie musste ihre Ungeduld zügeln. Die Eindringlinge konnten sich keinen Fehler erlauben. „Wo sollen wir nach dem Transmitter suchen?", lenkte sie ein. „In Jima befindet er sich in einer unserer Fabriken. Ich schätze mal, dass es hier nicht anders sein wird. Wobei wir die beiden Fabriken mit der Inquisitionstechnik vermutlich streichen können. Sie sind sicher erst später gebaut worden als die übrigen vier Fabriken."
„Das ist immer noch zu viel", wandte Susa ein. „Überleg mal, diese Fabriken hier haben zwar einen geringeren Durchmesser als die bei uns, aber du kannst dir vorstellen, wie lange wir brauchen, wenn wir sie von oben bis unten durchsuchen wollen!"
„Schlitten, wir haben ein neues Ziel", gab Cheplin einen mündlichen Befehl an ihr Transportgefährt anstatt einer Antwort. „Steuere das nächst erreichbare öffentliche Datenarchiv an!"
Der Schlitten beschleunigte und hielt schließlich vor einer frei schwebenden, mit Terminals übersäten, zweihundert Meter langen Säule im Zentrum eines Wohnwelt-Rings. Das Archiv war stark frequentiert, vor allem von jungen Aarus, und
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